Waldmüller, Ferdinand Franz Joseph (1816–1885), Pianist, Komponist, Klavierpädagoge und Maler

Waldmüller Ferdinand Franz Joseph, Pianist, Komponist, Klavierpädagoge und Maler. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 3. 9. 1816; gest. Wien, 11. 3. 1885; röm.-kath. Sohn von →Katharina W. und →Ferdinand Georg W., Bruder von →Katharina Amalia W. (s. u. Katharina W.); unverheiratet. – 1817 übersiedelte die Familie von Prag nach Wien. Als sich W.s Eltern 1822 scheiden ließen, vereinbarten sie, dass die Mutter alle Kinder übernehmen wolle, wobei W. mit seinem 12. Geburtstag dem Vater zu übergeben sei. Um 1825 kam er zu seinem Onkel Ferdinand Weidner, dem Lehrer, Erzieher und später bekannten Inhaber des Lehr- und Erziehungsinst. im Schloss am Tabor, und schließl. 1828 zum Vater. W., der in seinem 7. Lebensjahr Klavierunterricht erhalten hatte, wurde Schüler von Ignaz Putler (Klavier) und Mathias Strebinger (Violine). An der ABK stud. er 1830–34 (Historienzeichnung) sowie 1849/50 (bei seinem Vater) und stellte ab 1830 wiederholt bei St. Anna aus. Seine Eltern, die sich 1833 versöhnt hatten, jedoch 1834 erneut scheiden ließen, kamen überein, W. solle beim Vater verbleiben. I. d. F. wirkte er bei Carl Gf. v. Esterházy in Szered sowie 1836–43 (mit Unterbrechungen) als Maler, Pianist und Klavierlehrer in Dtld. (u. a. in Braunschweig, Bremen, Mainz, Wiesbaden und am nassauischen Hof zu Biebrich). Im Herbst 1843 zog W. nach Paris und lebte dort bis 1845. Er konzertierte u. a. in den Salons Apponyi, Pleyel, Montaran sowie (neben Giulia Grisi, →Giorgio Ronconi, Luigi Lablache u. a.) im Salon Rothschild, wo ihn auch Daniel-François-Esprit Auber und Gaspare Spontini beglückwünschten. 1845 gründete W. eine dt. Liedertafel (Protektorin: Helene Hgn. v. Orléans) und reiste erneut nach Dtld. Das Herzogl. Nassauische Hofmarschallamt verlieh ihm den Titel eines Kammervirtuosen. Im Dezember desselben Jahres traf W. in Wien ein und wirkte dort (abgesehen von Konzertreisen) fortan. Er spielte im Musikver. (wo er u. a. den zwei 1845 prämierten Bösendorfer-Flügeln 1846 die öff. Feuertaufe gab), im Theater an der Wien, in der Hofoper und in mehreren Salons, ferner (auf seinen Reisen ab 1845) u. a. in Darmstadt, Stuttgart, Ödenburg, Linz, Brünn, Karlsbad, Franzensbad, Marienbad und im nö. Baden. Als Solist interpretierte er eigene Werke (u. a. „Fantaisies“ über beliebte Opernmotive, sein Klavierkonzert E-Dur und die Zugnummer „Tarantelle napolitaine“) sowie Werke von Weber, →Franz v. Liszt (u. a. „Höllenwalzer“), →Sigismund Thalberg, Theodor Döhler, Adolf Henselt, Émile Prudent u. a. Als Klavierbegleiter war W. mit Marie v. Marra (Sopran), Erik Gustaf Kolthoff (Violine) u. a. zu hören. 1847 vollendete er eine Oper und wurde Ehrenmitgl. des Musikver. Ödenburg. W.s „Ouverture“ wurde vom Wr. Hofopernorchester gespielt, sein von →Philipp Fahrbach d. Ä. instrumentierter „Feen-Tanz“ im Sperl, und von W.s Ballettwerken erklangen im Kärntnertortheater 1848 „Die Tochter der Hölle“, 1850 „Pas de deux espagnol“ (in einem Divertissement) und „Pas de quatre“ (in „Zephyr“) sowie 1851/52 „Bellerophon“. 1852 berief die Akad. der Tonkunst W. zum Prof. der Pianoforteschule. 1859 wurde er zum Prof. der Klavierschule des Akadem. Gesangs-Inst. bestellt. Nach einem Schlaganfall im selben Jahr blieb W. rechtsseitig gelähmt. Die Kritik begleitete viele seiner rasch und elegant gefertigten Salonstücke, welche Diabelli, Mechetti, Schlesinger, Witzendorf, Haslinger, Ricordi, Spina u. a. verlegten. Sie fand in W.s Spiel v. a. Bravour, Klarheit und die Eigenschaft, „auf dem Klaviere gleichsam zu singen“. Unter W.s Schülern war der junge →Adolf Wallnöfer.

Weitere W.: s. Wurzbach. – Porträts (u. a. Kunsthalle Bremen), Blumenstillleben, Landschaften.
L.: NFP, 13. 3. 1885 (Parte); Wurzbach (m. W.); Wr. allg. Musik-Ztg. 6, 1846, S. 55; F. J. Fétis, Biographie universelle des musiciens … 8, 2. Aufl. 1865; Österreichs Illustrierte Ztg. 27, 1918, S. 279 (m. B.); WStLA, Wien; Archiv Frühwirth, Graz, Stmk.; Římskokatolická farnost u kostela sv. Janů (u minoritů) Brno, CZ.
(N. Frühwirth)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 443f.
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