Waldstätten, Johann Baptist Frh. von (1833–1914), General

Waldstätten Johann Baptist Frh. von, General. Geb. Gospić (HR), 24. 6. 1833; gest. Baden (NÖ), 31. 12. 1914; röm.-kath. Sohn von →Franz Georg Frh. v. W. (s. u. Georg Frh. v. W. d. J.), Neffe des k. k. w. HR bei der nö. Landesregierung Johann Baptist Ignaz Frh. v. W. (geb. Wien, 2. 8. 1772; gest. ebd., 30. 4. 1841), Bruder von →Georg Frh. v. W. d. J., Cousin von →Georg Frh. v. W. d. Ä., Adoptivvater von Josef Georg Frh. v. W.-Zipperer (s. u.); ab 1872 mit Olga Freifrau v. W., geb. Merinsky (1834–1923), verheiratet. – W. besuchte 1844–51 die Theresian. Militärakad. in Wr. Neustadt und wurde als Lt. zum IR Nr. 39 ausgemustert, jedoch noch 1851 zum Pionierkorps versetzt. 1853–55 (1854 Oblt.) absolv. er die Kriegsschule in Wien und wurde im Anschluss daran dem Gen.quartiermeisterstab zugeteilt sowie 1856 in diesen als Hptm. 2. Kl. transferiert. Zunächst war W. bei der Mappierung in der damals von Österr. besetzten Walachei beschäftigt. 1859 Gen.stabsoff. der Brig. Ernst Ritter v. Hartung (→Ernst Hartung) und Hptm. 1. Kl., machte er den Feldzug gegen Italien mit und focht in den Schlachten von Magenta und Solferino. Nach Verwendungen im Landesbeschreibungsbüro des In- und Auslands (1859–60) war W. 1860–62 als Taktiklehrer in der Kav.brig. →Leopold Frh. v. Edelsheim-Gyulais sowie 1862–64 bei der Landesbeschreibung in Kroatien und Ungarn tätig. 1865 Mjr., erhielt er eine Stelle als Lehrer für Taktik in der Zentral-Kav.schule in Wien. Dort verf. er ein zweiteiliges Lehrbuch über „Die Taktik“ (1865), das bis 1896 zehn Aufl. erlebte und als Standardwerk galt. Den Feldzug gegen Preußen 1866 machte W. als Gen.stabschef der Brig. Edelsheim-Gyulais mit und kämpfte bei Sichrow, Podol, Jitschin und Königgrätz. 1867–70 diente er im Kürrassierrgt. Nr. 12 und war zudem mit reglementar. und schriftsteller. Arbeiten betraut, die ihm große Anerkennung einbrachten (1867 Obstlt., 1870 Obst.). Eine standesgemäße Verwendung fand er 1870–75 als Taktiklehrer an der Kriegsschule. Nach kurzem Einsatz als Chef des neuen Gen.stabsbüros für operative und bes. Gen.stabsarbeiten 1876 erhielt W. 1877 das Kmdo. über die 7. Inf.brig. in Brünn und wurde GM. Beim Okkupationsfeldzug in Bosnien 1878 kämpfte er bei Lipac, Potočani und Doboj, wurde dann Interimskmdt. der 4. Inf.-Truppendiv. und danach wieder Bgdr. der 56. bzw. 13. Inf.brig. 1881 erhielt er das Kmdo. über die 34., 1882 über die 6. Inf.-Truppendiv. in Temeswar (1882 FML). Anfang März 1886 folgte die Verwendung als stellv. Oberkmdt. der k. k. Landwehr, bevor er 1889 zum Kmdt. des 7. Korps und kommandierenden Gen. in Temeswar ernannt wurde (1889 FZM, 1908 umbenannt in Gen. der Inf.). Auf diesem Posten blieb er ungewöhnl. lang, wurde 1898 zudem Gen.truppen- bzw. Armeeinsp. und erst 1905 i. d. R. versetzt. W., der →Franz Gf. Conrad v. Hötzendorf zu seinen Schülern zählte, galt als führender österr. Taktik-Theoretiker seiner Zeit, wenngleich der spätere Kriegsminister →Moritz Frh. Auffenberg v. Komarow ihm vorwarf, seine Schriften seien feuilletonist. Art und als sichere Basis für takt. Stud. wenig geeignet. Darüber hinaus umfasst W.s schriftsteller. Tätigkeit u. a. Arbeiten zur Terrainlehre, zum Nachrichten- und Sicherheitsdienst sowie zu Kav.manövern. Außerdem gelang ihm mit „Erzherzog Karl. Ausgewählte militärische Schriften“ (1882, 2. Aufl. 1901) die Hrsg. eines national und international angesehenen militär. Klassikers. W. erhielt neben hess., sächs., preuß., rumän. und serb. Orden 1859 den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1879 jenen der II. und 1892 jenen der I. Kl., 1866 das Ritterkreuz, 1899 das Großkreuz des Leopold-Ordens sowie 1877 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens. 1887 Obst.-Inhaber des IR Nr. 81, 1888 Geh. Rat. Sein Adoptivsohn, der Off. Josef Georg Frh. v. W.-Zipperer (geb. Wien, 3. 2. 1869; gest. Naßwald, NÖ, 27. 8. 1930; röm.-kath.), Sohn von Josef Zipperer und Barbara Zipperer, geb. Merinsky, frequentierte nach dem Besuch der Unterrealschule 1883–87 die Inf.kadettenschule in Graz-Liebenau. Bereits 1886 zum IR Nr. 60 assentiert, wurde er 1887 als Kadett zum IR Nr. 49 ausgemustert; 1890 Lt. im IR Nr. 61, übernahm er 1893–96 die Funktion des Adj. seines Adoptivvaters, des Kmdt. des 7. Korps; 1894 Oblt. 1896–98 besuchte er die Kriegsschule und war 1899–1901 und neuerl. 1907–09 dem Gen.stab zugeteilt. Er diente als Hptm. (1901) im IR Nr. 26 und Nr. 4, wo er bis zum Obstlt. (1915) vorrückte. 1914 unterrichtete er Taktik an der Korpsoff.schule in Wien. Im 1. Weltkrieg war er zunächst Baon.kmdt. und später Interims-Rgt.kmdt. des IR „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4; 1916 pensioniert. Sein Name ist eng mit der Geschichte der Deutschmeister verknüpft, insbes. auch als Mitverf. der Rgt.geschichte „Die Deutschmeister“ (1928). Josef Georg Frh. v. W.-Z. war Ehrenmitgl. des Deutschmeisterbunds und des Deutschmeisterschützenkorps und erhielt u. a. 1915 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W.: Die Terrainlehre, 1868, 4. Aufl. 1874; Ueber den Nachrichten- und Sicherheitsdienst, Tl. 1. Nachrichtendienst, 1870; Technik des angriffsweisen Gefechtes der Inf., 1884, 2. Aufl. 1885; Anleitung zur Einübung des Feld-Dienstes bei der Inf., 1884; Strateg. Grundsätze in ihrer Anwendung auf den Feldzug in Italien 1866, in: Allg. schweizer. Militärztg. 41, 1895; Über das Feuergefecht, 1897.
L.: NFP, 31. 12. 1914 (Abendausg.), 1., 3. 1. 1915; WZ, 31. 12. 1914 (Abendausg.), 3. 1. 1915; Salzburger Volksbl., 2. 1. 1915; Das geistige Ungarn; Svoboda; Wurzbach; M. Auffenberg-Komarów, Aus Österr. Höhe und Niedergang, 1921, S. 37; KA, Wien. – Josef Georg Frh. v. W.-Zipperer: Salzburger Volksbl., 6. 5. 1915, 30. 8. 1930; Jb. der Wr. Ges.
(A. Schmidt-Brentano – D. Angetter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 451f.
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