Wallnöfer, Paul (1835–1884), Pädagoge

Wallnöfer Paul, Pädagoge. Geb. Prad, Tirol (Prad am Stilfser Joch/ Prato allo Stelvio, I), 2. 9. 1835; gest. Innsbruck (Tirol), 30. 10. 1884. Sohn des Gutsbesitzers Martin Wallnöfer (gest. 1835); verheiratet mit Antonie Wallnöfer, geb. Span (gest. 1923). – Nach Absolvierung des Benediktinergymnasiums in Meran studierte W. ab 1854 Philosophie, Geschichte und klassische Philologie an der Universität Innsbruck; 1864 Dr. phil. Besonderen Einfluss übte auf ihn dabei →Julius von Ficker aus. 1858 erhielt W. in Teschen eine Supplentenstelle als Geschichtslehrer, 1859 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Gymnasiallehrer. In dieser Funktion beeinflusste er maßgeblich →Emanuel Hannak, der, von W.s Unterricht angeregt, ebenfalls Geschichte studierte und später dem engeren Freundeskreis W.s zuzurechnen war. 1865–68 unterrichtete W. am Gymnasium in Troppau, ehe er an das deutsche Gymnasium nach Brünn wechselte. Dort erweiterte er 1869 seine Lehrtätigkeit nach erfolgter Habilitation um die Stelle des Privatdozenten für allgemeine Geschichte und deutsche Literaturgeschichte an der deutschen Technischen Hochschule. Darüber hinaus hielt W. im Gewerbeverein öffentliche Vorträge. Im September 1871 übersiedelte er nach Wien, nachdem seine Bewerbungen als Direktor des Brünner Realgymnasiums sowie um die Lehrkanzel für österreichische Geschichte in der Nachfolge von →Heinrich Glax an der Universität Innsbruck 1870 erfolglos geblieben waren. Den von Ficker 1872 angebotenen Posten als Direktor des Staatsgymnasiums in Bozen lehnte er ab. In Wien unterrichtete W. bis 1874 am Real- und Obergymnasium im 9. Bezirk. Danach ging er als Direktor des Staatsgymnasiums nach Wiener Neustadt, wo er sich um die Errichtung eines adäquaten Schulgebäudes verdient machte, in den Gemeinderat gewählt und auch zum Bezirksschulrat ernannt wurde. 1878 wurde er als Direktor an das Obergymnasium in Innsbruck versetzt; 1879 Schulrat. Seine Veröffentlichungen erstreckten sich neben historischen Untersuchungen in der Tradition der Innsbrucker Schule auf geographisch-statistische und kulturwissenschaftliche Themen, letztere v. a. zu Schlesien. Für das Unterrichtsministerium verfasste er mehrere Gutachten zu Schulbüchern. Selbst publizierte er 1881 die historische Abhandlung für Gymnasiasten „Albert I. und der Ursprung der schweizerischen Eidgenossenschaft“. W. war Mitglied des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens in Breslau sowie des deutschen Fortschrittsvereins.

Weitere W. (s. auch Wurzbach): Der Anteil des Babenbergers Leopold des Fünften an dem so gen. dritten Kreuzzuge …, in: Programm des k. k. katholischen Gymnasiums in Teschen … 1861, 1861.
L.: NFP, 4. 3. 1865; Innsbrucker Nachrichten, 23. 1. 1879, 28. 10. 1884 (mit Parte); Bote für Tirol, 29. 10. (Parte), 26. 11. 1884; Wurzbach (mit W.); Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 30, 1879, S. 152; Biographien österreichischer Schulmänner, ed. F. Frisch, 1897, S. 301, 305, 314; K. Hellmer, Geschichte der k. k. Technischen Hochschule in Brünn, 1899, S. 79; G. Oberkofler, Die geschichtlichen Fächer an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck 1850–1945, 1969, S. 26, 46; A. Huber, Briefe (1859–98), ed. G. Oberkofler u. a., 1995, S. 34, 93, 201; UA, Innsbruck, Tirol.
(J. Pircher)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)