Walter (Walther), (Gabriel) Anton (1752–1826), Instrumentenbauer

Walter (Walther) (Gabriel) Anton, Instrumentenbauer. Geb. Neuhausen auf den Fildern, Vorderösterr. (D), 5. 2. 1752; gest. Wien, 11. 4. 1826. Sohn des Schreiners und Mesners Georg W. (1713–1800) und von Antonia Theresia Katharina W., geb. Bacilla (1717–1781), der Tochter eines aus Oberitalien eingewanderten Kaufmanns, Stiefvater von (Johann) Joseph Schöffstoß (geb. Philippsburg, Hochstift Speyer/D, 29. 10. 1767; gest. Wien, 14. 10. 1824), der 1811 die Klavierbauer-Lizenz erhielt, Donat Schöffstoß (geb. Philippsburg, 1. 5. 1772; gest. Wien, 15. 2. 1811) sowie von Rosina Schöffstoß (geb. Philippsburg, 20. 4. 1770; gest. Wien, 3. 10. 1838), der Ehefrau →Jakob Gauermanns, Bruder der Tischlermeister Georg W. und Joseph W. (geb. Neuhausen auf den Fildern, 4. 4. 1755; gest. Wien, 10. 11. 1831), der auch in der Werkstatt W.s beschäftigt war; ab 1780 verheiratet mit Anna Elisabeth W., geb. Reisinger (geb. Olmütz, Mähren / Olomouc, CZ, 1748; gest. Wien, 15. 1. 1818), der Witwe des als Wundarzt im 2. Garnisonsinf.-Rgt. dienenden Franz Michael Schöffstoß, des Sohns des Orgelbauers Franz Schöffstoß (Schöfstoß, Schefstoß) (1713–1742). – W. ließ sich um 1775 in Wien nieder und betrieb 1778–1825 eine Klavierbau-Werkstatt auf der Laimgrube. Er besaß wahrscheinl. bereits 1779 ein Schutzdekret. 1790 k. k. Kammerorgelbauer und Instrumentenmacher, legte er 1791 den Bürgereid in Wien ab. Seine beiden Stiefsöhne stiegen in das Geschäft ein; ab ungefähr 1800 hieß das Geschäft Anton Walter und Sohn, in dem auch W.s Bruder Joseph tätig war. Donat Schöffstoß eröffnete 1806 mit Unterstützung von Joseph W. auf der Laimgrube seine eigene Werkstatt, die 1811 sein Bruder Joseph Schöffstoß übernahm. W. war neben →Andreas Streicher der bedeutendste Wr. Klavierbauer seiner Zeit und beschäftigte um 1800 ca. 20 Arbeiter. Durch seine Werkstatt wurde Wien zu einer der führenden Klavierbaumetropolen Europas. W. war vermutl. der erste Wr. Instrumentenbauer, der sich ausschließl. auf die Herstellung von Fortepianos konzentrierte, auch wenn er nach eigenen Angaben eine Orgel gebaut hatte und den Bau weiterer Orgeln durch seinen aus Freiburg im Üechtland stammenden Gesellen Aloys Mooser beaufsichtigte. Neben Mooser beschäftigte W. noch andere Gesellen wie die aus Würzburg stammenden Franz Jacob Pfister oder Franz Martin Seuffert, der 1802 in Wien die Fa. Wachtl & Comp. mitbegründete. Durch seine Klaviere prägte W. eine der beiden Hauptrichtungen des Wr. Fortepiano-Baus seiner Zeit. Die andere wurde von →Nan(n)ette Streicher und ihrem Bruder →Matthäus Andreas Stein repräsentiert. W. verbesserte das Design des Augsburger Instrumentenbauers Johann Andreas Stein und entwickelte die sog. Dt. Dämpfung. Seine Instrumente wiesen einen stärkeren Saitenbezug und ein massiver gebautes Gehäuse bzw. eine andere Gehäuseform auf. In der Werkstatt wurden Hammerflügel, Tafel- und Pedalklaviere, aufrechte Flügel und Nähtischklaviere hergestellt. Instrumente aus W.s Werkstatt wurden von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, →Ludwig van Beethoven und →Franz Schubert gespielt. Auch heute finden diese Hammerklaviere noch bei Konzerten Verwendung.

L.: Grove; MGG; oeml; Neues Mozart-Jb. 1, 1941, S. 211ff.; Bll. für Technikgeschichte 18, 1956, S. 27; Dictionary of Musical Instruments, 1984; L. v. Beethoven, Briefwechsel Gesamtausg. 1–7, ed. S. Brandenburg, 1996–98, s. Reg.; S. Berdux, in: Mitt. der Internationalen Stiftung Mozarteum, 2000, S. 13ff.; Der Hammerflügel von A. W. aus dem Besitz von W. A. Mozart, ed. A. Angermüller – A. Huber, 2000; R. Palmiere, The Piano. An Enc., 2004; A. F. Beurmann, Das Buch vom Klavier. Die Smlg. Beurmann im Mus. für Kunst und Gewerbe in Hamburg und auf Gut Hasselburg in Ostholstein, 2007, S. 156ff.; R. Steblin, in: Journal of The American Musical Instrument Society 33, 2007, S. 41ff.; E. Badura-Skoda, The Eighteenth-Century Fortepiano Grand and Its Patrons, 2017, S. 386ff.
(S. B. Weiss)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 470f.
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