Walter, Anton (1883–1950), Cellist und Musikpädagoge

Walter Anton, Cellist und Musikpädagoge. Geb. Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, CZ), 3. 4. 1883; gest. München (D), 25. 9. 1950; röm.-kath. Sohn des Porzellanmalers Franz de Paula W. (geb. Schlaggenwald, Böhmen / Horní Slavkov, CZ, 27. 10. 1844; gest. Fischern, Böhmen / Karlovy Vary, CZ, 12. 10. 1914) und seiner Frau Franziska W., geb. Schäfler (geb. Wien, 9. 12. 1844; gest. Oktober 1914); ab 1908 mit Friederike W., geb. v. Wiedenfeld (geb. Wien, 29. 12. 1885; gest. München, D, 3. 4. 1948), verheiratet, der Tochter des Architekten Hugo v. Wiedenfeld. – W. trat bereits als Elfjähriger in seiner Heimatstadt auf. 1896–1901 stud. er Violoncello am KdM in Wien bei →Ferdinand Hellmesberger sowie dessen Vertretung Reinhold Hummer und erhielt zum Abschluss die silberne Ges.medaille, die höchste Ausz. des KdM. Ab 1901 ersetzte W. Friedrich Buxbaum im Fitzner-Quartett (→Rudolf Fitzner, 1. Violine, Max Weißgärber, 2. Violine, Jaroslav Czerny, Viola), mit dem er ausgedehnte Konzertreisen unternahm und zahlreiche Kammermusikwerke zur Urauff. brachte. Daneben war er als Solist und von September 1915 bis Jänner 1917 auch als Substitut im Wr. Staatsopernorchester tätig. 1918 wurde er österr. Staatsbürger und war ab diesem Jahr für drei Jahre als Solocellist im Wr. Tonkünstlerorchester engag., das 1919 mit dem Wr. Concertver. zum Wr. Sinfonieorchester fusionierte. Ab 1917 spielte er auch im Trio mit →Severyn Eisenberger (Klavier) und Fritz Rothschild (Violine). Er verließ dieses Trio sowie das Fitzner-Quartett 1921 und wechselte zum Rosé-Quartett (→Arnold Rosé, 1. Violine, Paul Fischer, 2. Violine, Anton Ruzitska, Viola), mit dem er in vielen europ. Ländern und in den USA konzertierte. W. war darüber hinaus als Pädagoge tätig: als Leiter der Meisterkl. für Violoncello am Lutwak-Patonay-Konservatorium (Wien 4) und 1918–21 in Vertretung für Buxbaum und Paul Grümmer an der Wr. Akad. für Musik und darstellende Kunst. 1908–16 war er Lehrer des späteren Virtuosen Emanuel Feuermann. Da seine Bewerbungen an der Akad. für Musik und darstellende Kunst erfolglos blieben, folgte W. 1930 einer Berufung an die Staatl. Akad. der Tonkunst in München für die Kl. Violoncello und Streichquartett. Dafür musste er Wien verlassen und auch seine Tätigkeit im Rosé-Quartett beenden. Mit seinen neuen Kollegen der Akad. der Tonkunst gründete er 1931 das Szanto-Quartett (Jani Szántó, 1. Violine, Anton Huber, 2. Violine, Valentin Härtel, Viola). Nachdem Szántó 1933 seine Stellung an der Münchner Akad. verloren hatte und ins Exil flüchten musste, gründeten die verbliebenen Streichquartett-Mitgl. 1934 mit Wilhelm Stross an der 1. Violine das Stross-Quartett, dem W. bis 1937 angehörte. 1938 erfolgte W.s Ernennung zum ao. Prof. Anfang März 1946 wurde er durch die Besatzungsmacht seines Diensts enthoben, Anfang September 1948 in das Beamtenverhältnis wiederaufgenommen und gleichzeitig i. d. R. versetzt.

L.: Egerländer Biograf. Lex.; Müller; oeml (m. B.); Das Streich-Quartett in Wort und Bild, ed. A. Ehrlich, 1898, S. 22f.; Wr. Salonbl. 32, 1901, Nr. 46, S. 14f. (m. B.); J. Stegmüller, Das Streichquartett, 2007, S. 105, 206; Ges. der Musikfreunde, Pfarre St. Josef zu Margarethen, Univ. für Musik und darstellende Kunst, alle Wien; Hochschule für Musik und Theater München, D; Matriken der Stadtgmd. Karlovy Vary, CZ.
(R. Müller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 469f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>