Waltl, Balthasar (1858–1908), Maler

Waltl Balthasar, Maler. Geb. Kirchdorf (Kirchdorf in Tirol, Tirol), 3. 3. 1858; gest. Innsbruck (Tirol), 7. 6. 1908; röm.-kath. Sohn des Wirts Georg W. und der Katharina W., geb. Rothbacher, aus Erpfendorf; ab 1890 verheiratet mit der Bäckerstochter Anna Mayr aus Kitzbühel. – W. besuchte die Realschule sowie die Kunstgewerbeschule in Innsbruck bei →Kaspar Jele und →Michael Stolz. Letzterer ermöglichte ihm eine weitere Ausbildung in München, wo er ab 1877 die Antikenkl. der ABK besuchte und bei →Alois Gabl Malerei sowie bei Otto Seitz Maltechnik stud. Ab 1882 war er in Sbg. tätig und fertigte für die Pfarrkirche von Hollersbach das Altarbl. „Hl. Familie“. Daneben widmete er sich dem Porträtieren von Salzburger Persönlichkeiten wie P. →Petrus Singer v. Alcantara und →Johann Ev. Haller. Nach seiner Heirat übersiedelte er nach Kitzbühel, wo er 1894 die Villa W. erbaute und sich 1893 an der Tiroler Landesausst. beteiligte. Im Bez. Kitzbühel war er als Restaurator von Kirchenmalereien tätig (wobei er tw. künstler. Neuschöpfungen bzw. freie Ergänzungen vornahm) und renovierte z. B. 1898 in der Pfarrkirche von Ellmau das Deckengemälde Simon Benedikt Faistenbergers. Er schuf auch das dortige Altarbild („Anbetung der Hl. Eucharistie“) sowie solche für die Pfarrkirchen von Hopfgarten, Reith bei Kitzbühel und für die St. Johanneskapelle in Fieberbrunn („Hl. Johann von Nepomuk“, 1893). Die Kreuzwege in Waidring und St. Johann in Tirol (Antoniuskapelle) sind ebenso aus seiner Hand wie eine „Hl. Ursula“ für den Dom zu Gurk. 1902 wechselte W. nach Innsbruck und unterhielt dort ein eigenes Atelier. Hier wurde er v. a. als Porträtist und Landschaftsmaler geschätzt. 1902 und 1903 nahm er an den Ausst. anlässl. der Kunsthist. Kongresse teil, 1904 erhielt er bei der Weltausst. in St. Louis die Silberne Medaille, 1907 stellte er seine Arbeiten in der Kunsthandlung Unterberger aus, 1910 wurden seine Gemälde bei der Kunstausst. in Igls gezeigt. W. arbeitete bevorzugt in Öl, sein zeichner. Talent beweisen erhaltene Kohleskizzen. Er war auch als Kopist tätig, u. a. von →Franz v. Defreggers Genrebildern und Landschaftsbildern von →Franz Richard Unterberger. Stilist. orientierte er sich an der Malerei der Münchner Schule, insbes. am großen Vorbild Defregger. W. war Mitgl. des Ver. für Kirchenkunst und Gewerbe in Tirol und Vbg. und erhielt 1908 den Prof.titel.

Weitere W.: E. Kolp, F. Ritter v. Rapp, beide 1882 (beide Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); P. Guardian Petrus Prieth, 1897 (Mus. Kitzbühel); R. Wintersteller, um 1900; Gasthaus zum Rössl in Klausen, 1901; Gehöft in Südtirol, 1901; A. Hofers Abschied von den Seinen (Kopie nach Defregger); Selbstbildnis (Gmd.archiv, Kirchdorf in Tirol); Maria Mamoser „Tiefenbrunnerin“ in Kitzbühel; J. Nothegger „Habachwirt“. – Teilnachlass, Gmd.archiv, Kirchdorf in Tirol.
L.: Innsbrucker Nachrichten, 10. 5. 1902, 9. 6., 22. 7. 1908; Allg. Tiroler Anzeiger, 11. 6., 20. 7. 1908; Tiroler Tagesztg., 21. 8. 1971; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Der Kunstfreund, NF 18, 1902, H. 7, Beil. S. VI; K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 5, 1934; E. Moser, in: Kitzbühel – Sonne und Pulverschnee, ed. E. A. Pfeifer, (1962), S. 66, 68; M. Hörmann, in: Kulturberr. aus Tirol, Nr. 207/208, 1971, S. 5; Gedächtnisausst. – B. W. (1858–1908), Kirchdorf in Tirol 1988 (Kat.); H. Embacher, in: Kirchdorf in Tirol (Chronik), 2004, S. 140.
(U. Marinelli)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 475f.
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