Wanke, Alice (1873–1939), Graphikerin, Malerin und Kunstgewerblerin

Wanke Alice, Graphikerin, Malerin und Kunstgewerblerin. Geb. Wien, 11. 4. 1873; gest. ebd., 13. 11. 1939; röm.-kath. Tochter des Landschafts- und Genremalers Ludwig W. – Nach der Bürgerschule und der Malschule Robert Scheffer absolv. W. 1894–1900 in der Kunstgewerbeschule Wien die Fachkl. für Malerei bei →Franz v. Matsch (1900 Max Mauthner-Preis) und 1911/12 die Werkstätte für Textilarbeiten von Rosalia Rothansl. Zwischen 1901–11 war sie bei der Fa. Charles Cabos, k. u. k. Hoflieferant für Wein-, Tee- und Dessertbäckereien, als Werbegraphikerin und kurz bei der Porzellanmanufaktur Augarten beschäftigt. 1915/ 16 und 1917/18 unterrichtete sie im Mädchen-Lyzeum in Wien-Margareten Werken bzw. Zeichnen und Malen, danach war sie selbstständig tätig. W. entwarf Plakate, Inserate, Schutzmarken und Signets, Vignetten (u. a. für Musikdrucke Emil Hochreiters: „Kriegslieder 1914–15“, 1914, „Liebfrauenlieder“, nach 1925) und Buchillustrationen („Tausendundeine Nacht“, um 1896; „Andersens Kinder- & Haus-Märchen“, Bd. 2, 1903; Wanda Hoppe, „Die neue Puppe“, 1929; Wanda Hoppe, „Im Märchenschloß“, 1937). Zudem stammen Text und 24 farbige Illustrationen für das Kinderbuch „Die Geschichte vom schmutzigen Peter“ (o. J.) von W., die auch die späten Jgg. von „Meine erste Zeitung“, einer Wr. Kinder-Z., häufig illustrierte. W.s buchgraph. Arbeiten, die für den Pavillon „Die Frau“ auf der Leipziger BUGRA 1914 ausgewählt worden waren, wurden bereits zu Beginn des Jahres im Neuen Frauenklub auf den Wr. Tuchlauben vorgestellt. Für Theo. Stroefer’s Kunstverlag in Nürnberg und die Wr. Verlage M. Munk und Brüder Kohn schuf W. Postkartenserien, die in Flächigkeit und Ornament dem Stil der Wr. Secession verpflichtet sind, sich aber auch der Mittel der Karikatur bedienen und 2017 in der ABK Wien präsentiert wurden. An gebrauchsgraph. Arbeiten sind weiters Entwürfe für ein Titelbl. der Berliner Mode-Z. „Die Dame“ bzw. Gelegenheitsgraphiken und Exlibris in Holz bzw. Linolschnitt und Radierung nachweisbar, zudem gestaltete sie meist aquarellierte Feder- und Pinselzeichnungen (Diana mit Speer auf einem Reh, um 1900; Junge Näherin am Fenster, 1910; Junge Frau, Vögel fütternd, um 1910; Tanz auf der Wiese, o. J.). Bereits 1900 wurden W.s Plakatentwürfe für die Fa. Charles Cabos und ein Entwurf anlässl. der Weltausst. in Paris prämiert; auf der Internationalen Kunstgewerbeausst. 1908 in St. Petersburg gewann sie eine silberne Medaille, und anlässl. der Internationalen Jagdausst. 1910 in Wien erhielt sie für ihren – vermutl. nie gedruckten – Plakatentwurf den 1. Preis. Für diese Schau schuf sie darüber hinaus die Wandgemälde für den Empfangsraum des kunstgewerbl. Pavillons und die Keramiken bzw. das Tabernakelbild der Ausst.kapelle. 1908 entwarf W. für das Nachtcafé im Wr. Apollotheater figurale Wandmalereien, 1912 für das Restaurant „Tabakspfeife“ Lünetten. Zudem können Gouachen (Der Frühling, um 1910; Modebilder, vor 1925) und Porträts, die bereits 1900 im Zuge einer Schau der Vereinigung österr. bildender Künstler und Künstlerinnen in Innsbruck gezeigt wurden, nachgewiesen werden. An kunstgewerbl. Arbeiten haben sich (Dekor-)Entwürfe zu Schmuck, Geschirr, Vasen, Dosen und Lampen bzw. Ornamentstud. erhalten. W.s Werke befinden sich im Wien Mus., in der Univ. für angewandte Kunst, in der Österr. Nationalbibl., der ABK und im Österr. Mus. für angewandte Kunst, alle Wien.

L.: Fuchs, 19. Jh.; Fuchs, Erg.Bd.; C. Karolyi – A. Smetana, Aufbruch und Idylle. Exlibris österr. Künstlerinnen 1900–45, 2004; F. C. Heller, Die bunte Welt, 2008, S. 374.
(C. Karolyi)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 483f.
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