Wanker, Ferdinand Geminian (1758–1824), Theologe

Wanker Ferdinand Geminian, Theologe. Geb. Freiburg im Breisgau, Vorderösterr. (D), 2. 10. 1758; gest. ebd., 19. 1. 1824; röm.-kath. Sohn einer Bürgerfamilie. – W. stud. 1772–76 an der Univ. Freiburg Phil. und ab 1776 kath. Theol.; 1781 Bakkalaureus theol., 1788 Dr. theol. W., der 1782 in Konstanz die Priesterweihe erhielt, wurde nach kurzem Wirken als Seelsorger und Erzieher von der österr. Regierung 1783 zum Vizerektor des neu errichteten Gen.seminars in Freiburg ernannt; 1788 Berufung zum o. ö. Prof. für Moraltheol. an der Freiburger theol. Fak. I. d. F. stand er der Fak. mehrmals als Dekan vor; 1796 Prorektor der Univ. 1822 nahm W. die Wahl zum ersten Erzbischof von Freiburg und Metropoliten der neu gegr. Oberrhein. Kirchenprov. sowie die Designation durch die großherzogl. Regierung in Karlsruhe an, wurde 1823 von Papst Pius VII. allerdings abgelehnt, weil er die vom Großhg.tum Baden geforderte Verpflichtung von Bischofskandidaten auf episkopalist. und staatskirchl. Grundsätze unterzeichnet hatte. W.s Arbeiten waren zutiefst von der Absicht geprägt, zeitgenöss. Ansätze der Anthropol. und Phil. für eine Neuformulierung der christl. Morallehre fruchtbar zu machen, wobei mehrere Phasen zu unterscheiden sind: Zunächst vom aufklärer. Glückseligkeitsdenken geprägt, rezipierte er anschließend Kants krit. Phil. und Ethik, um sich in der dritten und letzten Schaffensphase vom sittl. Autonomiegedanken wieder abzuwenden, wozu auch die Beschäftigung mit Johann Michael Sailer beitrug. Die verschiedenen Aufl. seines zweibändigen Hauptwerks „Christliche Sittenlehre“ (1794, 2. Aufl. 1803/04, 3. Aufl. 1810/11), das zu den herausragenden moraltheol. Lehrbüchern seiner Zeit gehörte, spiegeln diese Entwicklung wider, nach deren letzten beiden W. als kath. Frühkantianer gelten kann. Trotz großer Wertschätzung der Moralphil. war er von der Überlegenheit der christl. Moral über jede phil. Ethik überzeugt. Wiewohl er weithin die Eigenständigkeit des Sittl. vertrat, wandte er sich in seinen posthum veröff. „Vorlesungen über Religion nach Vernunft und Offenbarung für Akademiker und gebildete Christen“ (1828) wieder davon ab und entwickelte hier das Sittl. aus der Mitte der christl. Offenbarung heraus. Damit gilt W. weniger als Aufklärungstheologe denn als Vertreter der Übergangszeit zu Romantik und Restauration.

Weitere W. (s. auch Münk, 2006): F. G. W.’s gesammelte Schriften, ed. W. Weick, 2 Bde., 1830–33; Briefe des ... F. G. W. ... an I. H. v. Wessenberg ... 1802–10, eingeleitet und bearb. H. J. Münk, in: Freiburger Diözesan-Archiv 100, 1980.
L.: ADB; H. J. Münk, in: Freiburger Diözesan-Archiv 98, 1978, S. 448ff.; H. J. Münk, Der Freiburger Moraltheologe F. G. W. … und I. Kant ..., 2. Aufl. 2006.
(T. Hack)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 485
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