Warsberg, Alexander Frh. von (1836–1889), Schriftsteller, Diplomat und Beamter

Warsberg Alexander Frh. von, Schriftsteller, Diplomat und Beamter. Geb. Saarburg, Preußen (D), 30. 3. 1836; gest. Venedig (Venezia, I), 28. 5. 1889 (begraben: Graz, Stmk.); röm.-kath. Sohn des preuß. Kammerherrn Joseph Alexander Frh. v. W. (geb. 14. 3. 1810; gest. 10. 2. 1888) und der Sternkreuzordensdame Elisabeth Freifrau v. W., geb. Freiin v. Wyttenbach (Wittenbach) (geb. 10. 8. 1809; gest. 5. 7. 1878), Bruder des Dt.ordensritters, Off. und Kämmerers Gustav Frh. v. W. (geb. Saarburg, 12. 5. 1838; gest. Wien, 4. 7. 1916) sowie des Off. Oskar Frh. v. W. (geb. 24. 3. 1837). – W., der als Kind mit seinen Eltern nach Graz übersiedelte, maturierte dort 1855 und stud. anschließend an der Münchner sowie an der Grazer Univ. Jus. Nach Beendigung der Stud. trat er 1859 bei der Statthalterei in Venedig in den Staatsdienst ein, im Folgejahr wurde er als Konzeptspraktikant an die Grazer Statthalterei versetzt. 1866 wechselte er als Konzeptsadjunkt in das Wr. Handels- und von dort 1868 in das Außenmin. Im selben Jahr erfolgte die Beförderung zum Hof- und Min.konz. Wenig später ließ er sich aus gesundheitl. Gründen in Disponibilität versetzen. Ab 1882 amtierte W. als Konsul in Korfu. Ende 1887 wurde er mit der Leitung des Gen.konsulats in Venedig betraut und erhielt zu diesem Anlass Titel und Charakter eines Gen.konsuls. Neben seiner Tätigkeit als Beamter und Diplomat betrieb W., der eine reiche Kunstsmlg. besaß, wiss. Stud. Er beschäftigte sich v. a. mit der griech. Antike (insbes. mit Homer) und unternahm zahlreiche Reisen, u. a. nach Griechenland, Ägypten, Syrien und Libyen, tw. als Begleiter →Anton Gf. Prokesch v. Ostens, den er bereits um 1863 kennengelernt hatte und mit dem er trotz des großen Altersunterschieds i. d. F. eng befreundet war. In mehreren österr. Bll. und v. a. in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ veröff. er schon bald nach seiner Begegnung mit Prokesch v. Osten erste literar. Skizzen. 1869 erschien sein erster Reiseber. in Buchform, „Ein Sommer im Orient“, dem 1878–79 sein dreibändiges Hauptwerk „Odysseeische Landschaften“ folgte. 1882 nahm er an der archäolog. Expedition →Friedrich August Otto Benndorfs nach Lykien teil, an deren Organisation er maßgebl. beteiligt war. Später kam es im Zusammenhang mit der Verwendung von Photographien dieser Forschungsreise in W.s Publ. zum Bruch mit Benndorf. Von einem geplanten dreiteiligen Werk über die Landschaften der „Ilias“ erschien nur „Eine Reise durch das Reich des Sarpedon“ (1884, Neuausg. 1899). 1887 wurde W. als Reisebegleitung für Kn. →Elisabeth auf deren vierwöchiger Fahrt durch das östl. Mittelmeer an Bord der „Miramar“ ausgewählt. Diese beauftragte ihn kurz vor seinem Tod auch mit der Planung des Achilleion, ihres im antiken Stil errichteten Korfioter Palasts. Wegen einer Erkrankung immer stärker beeinträchtigt, übertrug W. die Planungen schließl. seinem Bruder Gustav, der das Projekt zu Ende führte. W. war eng befreundet mit →Rudolf Gf. v. Hoyos-Sprinzenstein, →Karl Gf. Lanckoroński-Brzezie, den Schriftstellern Alexander v. Villers und Malwida v. Meysenbug sowie mit Rosa v. Gerold, der Frau →Moriz v. Gerolds. Mit diesen führte er eine ausgedehnte, tw. erhaltene Korrespondenz. W. war korr. Kuratoriumsmitgl. des Österr. Mus. für Kunst und Ind., Kurator des Österr. Handels-Mus. sowie Verw.R. der Allg. österr. Boden-Credit-Anstalt und prov. Verw.R. der Fa. Anker, Ges. für Lebens- und Renten-Versicherungen. Er wurde 1868 zum Kämmerer ernannt und erhielt 1869 den Mecidiye-Orden III. Kl. sowie 1885 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W.: Ithaka, 1887; Die Kunstwerke Athens …, 1892 (Nachdruck 2010); Eine Wallfahrt nach Dodona, ed. J. Frischauf, 1893; Von Palermo zur Scylla und Charybdis, 1901; Dalmatien, 1904. – Teilnachlässe: HHStA, Österr. Nationalbibl. (Hss.smlg.), Wienbibl. im Rathaus, alle Wien.
L.: WZ, 28., NFP, 29. 5., NWT, 5. 6. 1889; RP, 26. 4. 1921; Neue Zürcher Ztg., 18. 1. 1964; ADB; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Wurzbach; R. v. Gerold, in: Allg. Kunst-Chronik 13, 1889, S. 345f.; M. v. Meysenbug, Der Lebensabend einer Idealistin, 1906, S. 296ff.; A. Berger, W. Ein Kapitel österr. Literaturgeschichte, 1922 (m. B.); Ch. Jakub, A. v. W., phil. Diss. Wien, 1946; K. Rossacher, A. v. W.s „Odysseeische Landschaften“, phil. Diss. Wien, 1947; HHStA, Wien.
(H. Bergmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 3f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>