Wartinger, Josef (1773–1861), Historiker und Archivar

Wartinger Josef, Historiker und Archivar. Geb. St. Stefan (St. Stefan ob Stainz, Stmk.), 21. 4. 1773; gest. Graz (Stmk.), 15. 6. 1861; röm.-kath. Sohn des Bäckers und Landwirts Michael W. (gest. 1776) und seiner Frau Elisabeth W., geb. Schreiner; ab 1823 verheiratet mit Maria W., geb. Drasenberger (gest. 1853), der Tochter eines bürgerl. Eisenverlegers und Handelsmanns in Graz. – 1775 nach Ligist übersiedelt, erhielt W. dort seinen ersten Unterricht. Mit 15 Jahren ging er nach Graz an das Akadem. Gymn., danach betrieb er phil. und jurid. Stud. am Grazer Lyzeum (Abschluss 1798). W. arbeitete zunächst als Hofmeister bei →Ferdinand Frh. v. Thinnfeld in Deutschfeistritz, 1799 als Büropraktikant beim Gubernium und 1800 beim Kreisamt in Graz. 1801–05 unterrichtete er die Grammatikalkl. am Gymn. in Marburg, ehe er 1806 Supplent am Grazer Gymn. und an der neu errichteten Lehrkanzel für allg. Weltgeschichte am Lyzeum wurde. 1810 zum Ersten Registratursadjunkten der stmk. Stände bestellt, wurde er 1812 zum Registrator und ständ. Archivar befördert und befasste sich mit der Neuordnung und Erschließung des ständ. Archivs. I. d. F. erstellte er zahlreiche hist.-verfassungsrechtl. Gutachten für die Landesverwaltung. Ab 1811 Leiter des von ihm am damals von Erzhg. →Johann gestifteten Joanneum eingerichteten Münz- und Antikenkabinetts, 1817 zusätzl. auch des Joanneumsarchivs, bereiste W. neben seinem Dienst die gesamte Stmk., um Urkunden und andere hist. wertvolle Dokumente zu sammeln oder den Inhalt zumindest abschriftl. zu sichern. 1844–50 war er Ausschussmitgl. im steir. Zweigver. des Hist. Ver. für Innerösterr. 1850 wurde er i. d. R. versetzt. Seine Publ. umfassen 34 Titel, die zumeist als Beitrr. in der „Steiermärkischen Zeitschrift“ erschienen. W. gilt als erster Landesarchivar der Stmk. Er war Ehrenmitgl. mehrerer hist. Ver., Träger der Großen Goldenen Zivilverdienstmedaille (1843) sowie der Großen Ges.medaille der Landwirtschaftsges. (1846). 1848 wurde er k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien, 1855 Dr. phil. h. c. der Univ. Graz. Seit 1815 wird eine von W. gestiftete und nach ihm benannte Medaille für die besten Kenner der steir. Landesgeschichte an Schulen verliehen (von der Stmk. Landesregierung bzw. dem Hist. Ver. für Stmk.), seit 1974 auch an Erwachsene. W.s wiss. Nachlass befindet sich im Stmk. LA (Graz).

W. (s. auch ADB; Wurzbach): Kurzgefaßte Geschichte der Stmk., 1815, Schulausg. 1827, 1853; Beitr. zum stmk. Tazrechte …, 1828; Privilegien der Kreisstadt Bruk, 1837; Privilegien des Marktes Eisenerz, 1841; Privilegien des Marktes Tüffer, 1841; Privilegien des Marktes Vordernberg, 1841. – Ed.: Landhandfeste K. Karl des Sechsten für das Hg.thum Stmk. vom Jahre 1731, 1842.
L.: WZ, 21. 6. 1861; ADB (m. W.); Wurzbach (m. W.); F. Pichler, in: Mitt. des Stmk. LA 23, 1973, S. 29ff. (m. B.); E. Hammer-Luza, in: Die Kunst des Archivierens, ed. J. Riegler, 2007, S. 41ff. (m. B.); Pfarre St. Stefan ob Stainz, Stmk.
(G. P. Obersteiner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 6
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