Waschmann, Karl (1848–1905), Medailleur und Bildhauer

Waschmann Karl, Medailleur und Bildhauer. Geb. Wien, 20. 4. 1848; gest. ebd., 14. 12. 1905; röm.-kath. Vater des Sängers Karl W. (geb. Wien, 5. 11. 1874; gest. Hamburg, Dt. Reich/D, 13. 2. 1931), der 1903 am Theater an der Wien debüt. und i. d. F. 1913–25 als führender Tenor der neu gegr. Volksoper Hamburg reüssierte; verheiratet mit Hermine W., verwitwete Wallach, geb. Schosberg. – W. erlernte 1866–69 in Paris die Ziseleurkunst und eröffnete nach seiner Rückkehr ein Atelier in Wien 7, das ab den 1880er-Jahren zahlreiche Aufträge für die Ausstattung von Kirchen (Taufdeckel und Tabernakel, Breitenfelder Kirche, Wien 8) sowie Palais und bürgerl. Wohnungen erhielt. Anfangs führte er die Ziselierung fremder Arbeiten aus, später entwarf er auch selbst. Bes. hervorzuheben sind seine in Silber ausgeführten Tafelaufsätze (etwa Hubertus-Tafelaufsatz, dessen Sockel mit Reliefs sämtl. Jagdschlösser des K. geschmückt ist; Schönbrunner Tafelaufsatz mit Motiven aus Architektur und Skulpturen des Schönbrunner Parks, 1900). Auch die Kaiserpreise für diverse Pferderennen führte großteils er aus. Zu seinem Œuvre zählen weiters Porträtmedaillons, z. B. für die Grabmäler von →Hans Makart (1884, Zentralfriedhof) und →Rudolf Schürer v. Waldheim (1890, Zentralfriedhof), sowie das Reliefmedaillon für den Nestroyhof (1899, Wien 2), Plaketten, Statuetten (Der Tanz, Amor, beide 1893), Beleuchtungsobjekte, Uhren und Schmuckgegenstände. Seine Arbeiten, die er u. a. 1904 bei der Weltausst. in St. Louis präsentierte, zeichneten sich einerseits durch Realismus, andererseits durch eine weiche Formenbehandlung des Figurenschmucks aus. Daneben unterrichtete W. ab 1885 Modellier- und Ziselierkunst an der neu errichteten Fachschule für Gürtler, Bronze-Arbeiter und Ciseleure in Wien 7. W. war ab 1888 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1890 Vorstand des Albrecht Dürer-Ver., 1898 Ausschussmitgl. des Wr. Kunstgewerbever. sowie 1900 Mitgl. der internationalen Jury für die Pariser Weltausst. 1878 erhielt er die Silberne Medaille auf der Pariser Weltausst., 1888 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, 1898 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: Dekorationsarbeiten für das Mausoleum der Familie Ritter v. Wessely, 1902 (Zentralfriedhof, Wien).
L.: Dt. Volksbl., NFP, NWT, 15. 12. 1905; Eisenberg 1; Forrer; Kosel 1; Thieme–Becker; Künstler. Nachlass Josef W. …, 1906, S. 3ff. (m. B.); W. Aichelburg, 150 Jahre Künstlerhaus Wien 1861–2011 (online, Zugriff 29. 11. 2017).
(Ch. Gruber)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 6f.
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