Waser, Joseph Ritter von (1811–1899), Politiker und Jurist

Waser Joseph Ritter von, Politiker und Jurist. Geb. Pettau, Stmk. (Ptuj, SLO), 12. 3. 1811; gest. Graz (Stmk.), 12. 5. 1899; röm.-kath. Sohn des Arztes Josef W.; ab 1845 verheiratet mit Maria v. Jenull (geb. Klagenfurt/Klagenfurt am Wörthersee, Ktn., 21. 7. 1806; gest. Graz, 14. 6. 1885), der Tochter →Johann v. Jenulls. – Nach dem Besuch des Gymn. im steir. Marburg absolv. W. die phil. Jgg. in Olmütz sowie anschließend ein Jusstud. an der Univ. Graz (belegt 1831–32); 1834 Dr. iur. in Wien. 1837/38 fungierte er als Supplent →Sebastian Jenulls an der Wr. Univ. 1838–50 wirkte er als Prof. des natürl. Privat-, allg. Staats-, Völker- und österr. Kriminalrechts an der Univ. Innsbruck und stand zudem ab 1845 am Stadt- und Landrecht Innsbruck als Votant und Referent in Verwendung. Eine ventilierte Berufung auf die Lehrkanzel für Rechtsphil. an der Univ. Wien lehnte er 1850 ab, da er sich für eine Laufbahn im Justizdienst entschieden hatte. Noch im selben Jahr wurde W. Staatsanwalt in Graz und 1854 Oberstaatsanwalt. Nachdem er bereits 1848 erfolglos für den RT kandidiert hatte, saß er 1861–71 als Abg. im steir. LT sowie im AH des RR, wo er den dt. Autonomisten unter den Dt.liberalen angehörte (Mitgl.schaft in folgenden Klubs: Unionisten, Liberale Linke, Herbst-Kaiserfeldʼscher Klub, Klub der Linken). An den Beratungen über das Gesetz zum Schutz der persönl. Freiheit von 1862 war er maßgebl. beteiligt. 1867 gehörte er dem Verfassungsausschuss an und war Ber.erstatter der Gesetze über die richterl. sowie die Regierungs- und Vollzugsgewalt. Da W. 1865 im LT gegen die Sistierung des Grundgesetzes über die Reichsvertretung von 1861 stimmte, wurde er im Dezember desselben Jahrs seiner Funktion als Oberstaatsanwalt enthoben und in das Kollegium des Oberlandesgerichts Graz versetzt. Ab Juli 1867 Präs. des Landesgerichts Klagenfurt, wurde er unter →Eduard Herbst 1868 Sektionschef im Justizmin. und schließl. 1870 Vizepräs. sowie 1871 Präs. des Oberlandesgerichts für Stmk., Ktn. und Krain in Graz; 1891 i. R. Unter →Julius Glaser gehörte W. 1872 einer Komm. an, die Vorschläge zur Umarbeitung des Strafrechts unterbreiten sollte. 1877 erfolgte seine Ernennung zum Mitgl. des HH auf Lebenszeit, wo er – nach ihrer Konstituierung 1879 – der Verfassungspartei angehörte. Von W. stammen u. a. eine Ausg. des Strafgesetzes von 1803 („Das Strafgesetz über Verbrechen sammt den dazu gehörigen Verordnungen“, 1839) sowie zahlreiche strafrechtl. Untersuchungen und Beitrr. zur Anwendung der Strafprozessordnung von 1873. 1854 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl. und wurde in den Ritterstand erhoben; 1870 Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Stern; 1876 w. Geh. Rat.

Weitere W. (s. auch Oberkofler, 1977): Über die Verjährung der Verbrechen ..., in: Der Jurist 14, 1845; Beitrr. zur Lehre vom Aufruhr, in: Oesterr. Z. für Rechts- und Staatswiss., 1846, Bd. 1; Ueber die Fragestellung an die Kunstverständigen bei vorkommenden Tödtungen, ebd., Bd. 2; Der Wirkungskreis und die Zuständigkeit der Strafgerichte ..., in: Magazin für Rechts- und Staatswiss. 2, 1850; Die Untersuchungshaft nach ... der österr. Strafproceßordnung, in: Der Gerichtssaal 3, 1851, Bd. 2.
L.: Tagespost (Graz), 20. 4. 1865; NFP, 5. 12. 1866, 12. 5. 1899 (Abendausg.); Die Tagespresse (Wien), 10. 5. 1870; Adlgasser; Biograph. Jb. 4, 1900, S. 121f.; Wurzbach; Allg. österr. Gerichts-Ztg. 43, 1892, S. 361f., 50, 1899, S. 163f.; G. Franz, Liberalismus. Die dt.liberale Bewegung in der habsburg. Monarchie, 1955, s. Reg.; G. Oberkofler, in: Tiroler Heimat 41, 1977, S. 52f., 80f., 129 (m. B. u. W.); G. Oberkofler, Stud. zur Geschichte der österr. Rechtswiss., 1984, s. Reg.; K. Probst, Geschichte der rechtswiss. Fak. der Univ. Graz 3, 1987, s. Reg.; 140 Jahre Oberlandesgericht. 100 Jahre Justizpalast Graz, 1994, S. 46ff. (m. B.); B. Haider, Die Protokolle des Verfassungsausschusses des RR vom Jahre 1867, 1997, s. Reg.; AVA, UA, beide Wien; UA, Graz, Stmk.; UA, Innsbruck, Tirol.
(G. Wesener)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 7f.
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