Washington, Maximilian Emanuel Frh. von (1829–1903), Landwirt, Tierzüchter und Politiker

Washington Maximilian Emanuel Frh. von, Landwirt, Tierzüchter und Politiker. Geb. Giebelbach, Bayern (Lindau am Bodensee, D), 2. 8. 1829; gest. Graz (Stmk.), 3. 7. 1903; evang. AB. Sohn des Gen. in der bayer. Armee Jakob Frh. v. W. (ca. 1778–1848) und dessen 1. Ehefrau Antonie Freifrau v. W., geb. Freiin v. Verger, verwitwete Lochner Freifrau v. Hüttenbach (1788–1831), Vater des Ulanen-Rtm. Georg Frh. v. W. (1856–1929) und des Off. und Landwirts Stephan Ludwig Frh. v. W. (1858–1899), entfernt verwandt mit dem US-Präs. George W.; ab 1855 mit Elizabeth Marie Friederike Freifrau v. W., geb. v. Holstein-Gottorp, Hgn. v. Oldenburg (1820–1891), verheiratet. – Nach Besuch des Kadettenkorps in München 1839–47 diente W. bis 1852 als Lt. in der bayer. Armee. Bereits in dieser Zeit widmete er sich ichthyolog. und tierphysiolog. Stud. 1853 wurde er Erzieher von Elimar Hg. v. Oldenburg, dessen Schwester er heiratete. Mit ihrem Geld – er selbst war weitgehend vermögenslos – kaufte das Paar 1855 das Gut Pöls bei Graz und zog dorthin. W. bewirtschaftete das Gut und gestaltete es zu einem landwirtschaftl. Musterbetrieb aus. Bereits 1856 unternahm er erste Versuche einer Fischzucht, ehe er 1858 die erste Fischzuchtanstalt Österr. in Werndorf bei Wildon errichtete. Es folgten eine Goldfischzuchtanstalt in Pöls sowie eine Krebszucht und -mast. W. importierte darüber hinaus seltene Hühnerrassen aus England, die er in großen Volieren hielt, wobei er auch Tiere in die umliegenden Dörfer verschenkte. Ab 1857 betrieb er zudem eine große Geflügelzuchtanstalt, die erste Österr., sowie eine Pferdezucht. Verdienste erwarb er sich zudem durch die Förderung des Ackerbaus. 1863 veranstaltete er auf seinem Gut aus eigenen Mitteln die erste landwirtschaftl. Ausst. in der Stmk. Ab 1868 war W. als Min.rat im Ackerbau-Min. tätig. Die Berufung zum Ackerbauminister 1870 lehnte er allerdings ab. Ab 1879 war er HH-Mitgl. auf Lebenszeit, 1871–86 Mitgl. im stmk. LT. Bis 1903 fungierte er als Obmann der Bez.vertretung Wildon und 1874–1902 als Vors. des Verwaltungsausschusses der Sparkasse, die ab 1892 den Baron W. Fonds für wohltätige und gemeinnützige Zwecke dotierte. In Wien oblagen ihm folgende Funktionen: Mitgl.schaft bei den agrar. Kongressen 1868 und 1873, 1868 2. Präs. der 24. Versmlg. dt. Land- und Forstwirte sowie 1898 Gründungsmitgl. und später Ehrenpräs. der Österr. Zentralstelle zur Wahrung der land- und forstwirtschaftl. Interessen. Von der österr. Regierung wurde er als Vertreter und Ber.erstatter für Fischzucht zur Pariser Weltausst. 1867 entsandt und dafür mit einer Bronzemedaille ausgez. 1873 war er als Präs. der internationalen Jury für Tierzucht auf der Wr. Weltausst. tätig. 1866 wurde er zum Vizepräs. und 1877 zum Präs. (bis 1898) der stmk. Landwirtschaftsges. gewählt, 1898 deren Ehrenpräs. W. erhielt 1866 den Orden der Eisernen Krone II. Kl., war Träger des Oldenburg. Haus- und Verdienstordens des Hg. Peter Friedrich Ludwig und Ehrenritter des Johanniterordens; 1890 Geh. Rat.

L.: Epoche, 26. 9. 1879; New York Times, 3. 9. (m. B.), NFP, 2. 11. 1916 (Abendbl.); Adlgasser; Hahn, 1891/92; Wurzbach; Z. des landwirtschaftl. Ver. in Bayern 58, 1868, bes. S. 450; Illustrirte Sport-Ztg. 1, 1878, S. 153f. (m. B.); Marburger Ztg. 42, 1903, Nr. 81, S. 3; G. Kurzmann – W. Resch, Denkmäler und Schicksale, 2002, S. 175 (m. B.); M. Pauly, Friederike v. W. Hgn. v. Oldenburg (1820–91) und ihre Familie, 2008, passim (m. B.); Stmk. LA, Graz, Stmk.
(V. Stagl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 8
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