Wasmann, Friedrich (1805–1886), Maler

Wasmann Friedrich, Maler. Geb. Hamburg (D), 8. 8. 1805; gest. Meran, Tirol (Meran/Merano, I), 10. 5. 1886; evang., ab 1835 röm.-kath. Sohn des Kaufmanns Johann Christian Friedrich W. und von Anna Maria W., geb. Schröder, Vater des Entomologen Erich W. SJ, (geb. Meran, 29. 5. 1859; gest. Valkenburg / Valkenburg aan de Geul, NL, 27. 2. 1931), der sich als Jesuit in den Niederlanden mit staatenbildenden Insekten und insbes. mit myrmekophilen und termitophilen Arthropoden befasste, wobei er die Phylogonie, die Anpassungserscheinungen sowie die Mimikry verschiedener Käferarten in Ameisen- und Termitenbauten untersuchte; ab 1846 verheiratet mit (Marie) Emilie Krämer. – W. verbrachte seine ersten Jahre bei seinem Onkel, einem Pastor, da sein Vater sich vor den Franzosen in England in Sicherheit gebracht hatte und sich erst 1813 mit seiner Familie wieder in Hamburg niederließ. 1824 begann er beim Nazarener Gustav Heinrich Naecke das Stud. der Malerei an der Dresdner Kunstakad., 1829 reiste er nach München, wo er auf Joseph v. Görres traf, der ihn weltanschaul. beeinflusste. Gesundheitl. beeinträchtigt, kam er 1830 nach Meran und blieb hier zunächst bis 1832. Ein Stipendium ermöglichte ihm schließl. einen Aufenthalt in Rom, wo er sich mit Friedrich Overbeck anfreundete. Ab Herbst 1835 hielt er sich ständig in Meran auf. W.s künstler. Bedeutung liegt in seinen Landschaftsbildern und Porträts. In zahlreichen Bleistiftzeichnungen und Aquarellen hielt er v. a. röm. und Tiroler Landschaften sowie Genreszenen fest, darunter mehrere Interieurs Tiroler Bauernstuben. Zeichnungen dienten auch der Vorbereitung seiner Porträts; unter ihnen stehen künstler. die Bildnisse seiner Familie und seiner engeren Verwandten und Bekannten an erster Stelle (um 1833 porträtierte er Bertel Thorvaldsen, 1841 den Bozner Kaufmann Johann Ringler). In der Landschaftsmalerei verband er die Wahrnehmung romantisierender Denkmäler mit einer atmosphär. Wiedergabe des Naturausschnitts, sodass sich seine frühen Landschaftsbilder deutl. von der spätklassizist. Tradition abheben und in ihrem impressionist. Zug durchaus als Ergebnisse einer Pleinair-Malerei zu werten sind. Vorwiegend sind es Südtiroler Landschaften um Meran (Meran im Schnee, um 1840, Hamburger Kunsthalle; Landschaft bei Dorf Tirol, um 1840, Niedersächs. Landesmus. Hannover). Zur religiösen Malerei, die sich nach seiner Konversion als Konstante zeigt, war W. über den Meraner Dekan Anton Santer gekommen. Einen ersten Versuch stellte 1847 ein Vesperbild für die Engl. Fräulein in Meran dar. Es folgte als Auftragsarbeit für Fürstbischof →Johann Nepomuk v. Tschiderer z. Gleifheim eine Heimsuchung Mariens für die Meraner Pfarrkirche, worin er sich an altitalien. Meistern orientierte. Fünf Bilder schuf er für die Jesuiten der dt. Ordensprov. in den Niederlanden, Arbeiten, die vermutl. über seinen Sohn vermittelt worden waren, der 1875 sein Noviziat in Exaten absolv. Für das Marthastift in Hamburg malte er „Christus bei Maria und Martha in Bethanien“ (heute: Hamburger Kunsthalle), wobei er Figuren zu gleichen Themen Overbecks aus dem Jahr 1834 übernahm, für eine kath. Kirche in Hamburg eine Muttergottes, für das Kloster Sacré Cœur in Chambéry eine Dolorosa, nach W.s eigener Einschätzung seine beste Arbeit auf dem Feld der religiösen Malerei. Zu den geschlossenen Ausstattungen gehört der W.-Bestand im Algunder Dominikanerinnenkloster Maria Steinach (Seitenaltarbll. Hl. Vinzenz Ferrer, Stigmatisation der Hl. Katharina von Siena). Für den Konvent schuf W. 1853 das Brustbild des Hl. Dominikus, das er in vergleichbarer Fassung mehrfach wiederholte. Die 1860 gemalten Kreuzwegstationen förderte Tschiderer. Zu den größeren sakralen Arbeiten zählt das Hochaltarbl. für Unser Frau in Schnals, das den formalen Rückgriff auf Tizians „Assunta“ in der Frarikirche (Venedig) verrät. 1866 malte W. für die Meraner Kapuziner das Drittordensblatt, welches er wohl für bes. gelungen hielt, da er 1867 eine Photographie an Overbeck sandte. 1866 schenkte er Fürstbischof →Vinzenz Gasser zwei Tafelbilder eines Hl. Franziskus und eines Hl. Dominikus. Fahnenbll. schuf er 1857 für Walten in Passeier, für Dorf Tirol und 1864 für Unser Frau in Schnals. Unter den geistl. Porträts sind das Bildnis des Marienberger Prälaten →Karl Mayr (1856) und jenes von Tschiderer zu nennen; weiters porträtierte er in München den Theologen Friedrich Windischmann. Nach W.s Tod übersiedelte die Familie nach Hall in Tirol.

Weitere W.: Publ.: F. W. Ein dt. Künstlerleben von ihm selbst geschildert, ed. B. Grönvold, 1915.
L.: Fuchs, Erg.Bd.; Thieme–Becker; Wurzbach; P. Schultze-Naumburg, in: Pan 5, 1899–1900, S. 253ff.; G. Pauli, F. W., 1921; W. Bornemann, Die Geschichte eines Übertritts (F. W.), 1926; H. Busch, in: Die Kunst 75, 1937, S. 129ff.; P. Nathan, F. W. …, phil. Diss. Basel, 1954; W. Schlink, in: Wallraf-Richartz-Jb. 34, 1972, S. 369ff.; S. Benker, in: Beitrr. zur altbayer. Kirchengeschichte 42, 1996, S. 122ff.; F. W. 1805–86, Schloss Tirol 2006 (Kat.); F. und Emilie W., ihr gem. Leben in Briefen, ed. E. Hastaba, 2006; E. Hastaba, in: Der Schlern 80, 2006, H. 8/9, S. 70ff. (m. B.); E. Hastaba, in: Veröff. des Tiroler Landesmus. Ferdinandeum 87, 2007, S. 221ff.
(L. Andergassen)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 8f.
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