Wasserburger, Paul von (1824–1903), Architekt und Baumeister

Wasserburger Paul von, Architekt und Baumeister. Geb. Rossau, NÖ (Wien), 3. 11. 1824; gest. Wien, 23. 11. 1903; röm.-kath. Aus einer renommierten Steinmetzfamilie stammend. Sohn des Hofsteinmetzmeisters Anton W. (geb. Rossau, 25. 11. 1789; gest. ebd., 1. 2. 1841) und der Theresia W., geb. Edelmann (geb. Grafendorf, NÖ, 8. 12. 1794; gest. Wien, 4. 12. 1871), Bruder des Steinmetzen Anton W. (geb. Wien, 18. 7. 1823; gest. ebd., 26. 6. 1862), Vater u. a. von Paula v. W. (geb. Wien, 12. 2. 1865; gest. 4. 2. 1945), Malerin und Schriftstellerin (Ps. S. J. Lewikoff); ab 1864 mit Marianne v. W., geb. Gunkel (geb. 1. 3. 1841; gest. 27. 2. 1926), der Tochter des Hofschneiders Josef Gunkel, verheiratet. – W. absolv. 1837 die 3. Grammatikalkl. und stud. 1838–41 am polytechn. Inst., 1841–44 an der Wr. ABK Architektur bei →Peter Nobile. 1851 erwarb er die Baumeisterkonzession und übernahm 1862 nach dem Tod des ältesten Bruders Anton W. die Leitung des Familienbetriebs. Als einer der meistbeschäftigten Baumeister Wiens war er an nahezu allen großen Monumentalbauten der Ringstraßenära beteiligt (u. a. Hofoper, 1868; Rathaus, 1872–83; Hofmus., 1871–90; Hofburgtheater, 1874–88). In Zusammenarbeit mit bedeutenden Architekten wie →Eduard van der Nüll, →August Sicard v. Sicardsburg, →Johann Julius Romano v. Ringe und →August Schwendenwein v. Lanauberg errichtete er u. a. sein eigenes Landhaus in Baden (1850) und eine Reihe von Mietpalais (u. a. Palais Festetics, 1859, Wien 9; Palais Larisch-Mönnich, 1867, Wien 1; Palais Chotek, 1871, Wien 9; Palais Henckel-Donnersmarck, 1872, Wien 1; Palais Wasserburger, 1880, Wien 4), wobei er zumeist nur als ausführender Baumeister auftrat. Auch Restaurierungen, wie jene des Bildstocks der „Spinnerin am Kreuz“ (1890), fielen in seine Kompetenz. W., der zahlreiche bedeutende Funktionen innehatte (1860–68 Mitgl. der Stadterweiterungskomm., 1868 Mitgl. der Baukomm. des Min. des Innern, Mitgl. der Bau-Deputation für Wien, Leiter des Hofsteinmetzateliers, Obmann des Steinmetzkonsortiums etc.), erhielt zudem zahlreiche Ausz., z. B. Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone (1868), Baurat-Titel (1870), Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens (1882), Orden der Eisernen Krone III. Kl. (1886), und wurde schließl. 1898 in den erbl. Adelsstand erhoben. Im selben Jahr musste er den seit mehr als 200 Jahren existierenden Familienbetrieb auflösen, da es keine männl. Nachkommen gab. W. war 1861 ao., ab 1862 o. Mitgl. (1863 sog. Gründer) der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1864 Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver.

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Warenhaus Ph. Haas, 1865–67, Mietshaus Wasserburger, 1867–69, Sühnhaus, 1886 (alle Wien 1).
L.: Dt. Volksbl., 24., 26., Neuigkeits Welt-Bl., Prager Tagbl., 25., NFP, 26. 11. 1903; Kosel 1; Künstler-Album, ed. A. Eckstein, 3. Aufl. 1890; Wr. Bauind.ztg. 21, 1903, S. 82; S. Loewy, Altwiener Familien, 1925, s. Reg.; A. Caravias, Wr. Baukunst 1848–58, techn. Diss. Wien, 1944, S. 70; Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., ed. G. Hajós – E. Vancsa (= Österreichische Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; K. Eggert u. a., Landhaus und Villa in NÖ 1840–1914, 1982, S. 80f.; B. Nezval, Villen der Kaiserzeit. Sommerresidenzen in Baden, 1993, s. Reg.; H. Doležal, in: Adler. Z. für Geneal. und Heraldik 27, 2013, S. 45ff. (m. B.); Architektenlex. Wien 1770–1945 (m. B. u. W., online, Zugriff 18. 8. 2017); ABK, Pfarre Rossau, TU, alle Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 11
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