Wastler, Josef (1831–1899), Kunsthistoriker und Geodät

Wastler Josef, Kunsthistoriker und Geodät. Geb. Heiligenberg (OÖ), 19. 2. 1831; gest. Graz (Stmk.), 1. 4. 1899; röm.-kath. Sohn des Lehrers Mathias W. und der Franziska W., geb. Buchmüller; verheiratet mit Maria W., geb. Lenk. – W. besuchte die Ind.- und Gewerbeschule Linz und stud. 1846–52 am polytechn. Inst. (1853–55 Ass. an der Lehrkanzel für prakt. Geometrie) sowie 1852–53 an der ABK in Wien. 1855–58 lehrte er an der Oberrealschule in Ofen. Bereits 1858 erarbeitete er im Auftrag der k. Akad. der Wiss. in Wien eine Karte des Bihargebirges (veröff. in: Adolf Schmidl, „Das Bihar-Gebirge …“, 1863) und avancierte im selben Jahr zum Prof. für Geodäsie an der techn. Lehranstalt am stmk.-ständ. Joanneum (bis 1899) bzw. ab 1874 an der TH in Graz, zu deren Rektor er viermal gewählt wurde. 1869–72 leitete er die kartograph. Aufnahme von Graz, als deren Resultat ein Stadtplan in 141 Bll. entstand. 1876–98 besorgte er vier Neuaufl. des „Handbuchs der niederen Geodäsie“ von Friedrich Hartner. Dazu kamen weitere Veröff. im Bereich der Geodäsie. Daneben gehörten W.s Interesse und Engagement der bildenden Kunst: Er gilt als Begründer der Kunstgeschichte der Stmk., ein Ruf, den er v. a. durch sein „Steirisches Künstler-Lexicon“ (1883) erwarb. Das Werk beruhte auf langjährigen Quellenforschungen in den Archiven der Stadt Graz und des Lands Stmk. Weiters veröff. er erste Monographien zu vergessenen steir. bzw. in der Stmk. wirkenden Künstlern, wie z. B. „Giovanni Pietro de Pomis. Kaiserl. Hofkammermaler, Hofarchitekt und Festungsbaumeister in Graz“ (1883). W.s Forschungsschwerpunkte lagen auf der steir. Kunstgeschichte des 15.–18. Jh., er legte aber auch Aufsätze zur italien. Kunst der Renaissance vor, die er auf fast jährl. Reisen in den 1880er- und 1890er-Jahren stud., wovon seine Skizzenbücher zeugen. Seine wichtigsten kunsthist. Publ. behandeln „Das Landhaus in Graz“ (1890) sowie „Das Kunstleben am Hofe zu Graz unter den Herzogen von Steiermark, den Erzherzogen Karl und Ferdinand“ (1897). Weiters hatte W. einen Lehrauftrag für Geschichte der Architektur an der Grazer TH inne und verf. die kunsthist. Beitrr. im sog. Kronprinzenwerk „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, Bd. Stmk. (1889). Seine Forschungen veröff. er ab 1861 in zahlreichen Artikeln v. a. in den „Mittheilungen des Historischen Vereines für Steiermark“ und in der Grazer „Tagespost“. W. engag. sich auch im zeitgenöss. Grazer Kunstgeschehen: So wirkte er etwa 1861–98 als Kunstreferent der „Tagespost“. Außerdem war er Gründungsmitgl. des steir. Kunst- und Ind.ver. (1864), des Stmk. Kunstver. (1865), Aufsichtsrat im German. Nationalmus. in Nürnberg, ab 1882 Korrespondent der Central-Comm. zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale. 1883 wurde W. Reg.Rat, 1898 HR.

L.: Grazer Tagbl., 1. 4. 1899 (Abendausg.); ADB; Poggendorff 3–4; Wurzbach; F. Ilwof, in: Mitth. des Hist. Ver. für Stmk. 49, 1902, S. 281ff.; M. Müller, J. W.’s kunsthist. und künstler. Schaffen, Diss. Graz, 1947 (m. B.); F. Allmer, J. W. (1831–99). Prof. für Geodäsie an der TH Graz (1858–99), 2001; Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlex. zur Österr. Denkmalpflege, 2001; Geschichte der Stadt Graz 4, ed. W. Brunner, 2003; Literatur- und kulturgeschichtl. Hdb. der Stmk. im 19. Jh. online (Zugriff 13. 7. 2017); ABK, TU, beide Wien.
(G. Danzer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 17
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