Wattmann-Maelcamp-Beaulieu, Joseph Frh. von (1789–1866), Chirurg

Wattmann-Maelcamp-Beaulieu Joseph Frh. von, Chirurg. Geb. Oberlangbath (OÖ), 6. 3. 1789; gest. Wien, 14. 9. 1866 (Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn eines Wundarztes in Ebensee, Vater des Großgrundbesitzers, Landwirts und Obst. des Gen.stabs Ludwig Frh. v. W.-M.-B. (1827–1907); ab 1816 in 1. Ehe mit Aloisia Wattmann, geb. Adelsgruber v. Heldenmuth, ab 1826 in 2. Ehe mit der Stiftsdame Anna Elisabeth Estelle Freifrau v. W.-M.-B., geb. Baronin v. Maelcamp-Beaulieu (geb. 9. 7. 1794; gest. 25. 2. 1863), verheiratet. – Nach dem Besuch der Lateinschule in Linz erhielt W. seine Ausbildung bei →Vinzenz v. Kern am Operateur-Inst. im Wr. AKH; 1810 Mag. chir. und Mag. obstet. Anschließend eröffnete er in seinem Haus in Wels eine kleine Augenklinik, kehrte 1815 aber nach Wien zurück und wurde Kerns Ass. Seine Publ. „Ueber die Vorlagerungen in der Leistengegend“ (1815) lenkte die Aufmerksamkeit in Fachkreisen auf ihn und er wurde 1816 als Prof. für theoret. und prakt. Chirurgie an das Lyzeum nach Laibach berufen. 1818 wechselte W. in derselben Funktion an das Lyzeum in Innsbruck, wo er auch die Funktion des Primarchirurgs am Stadtspital zum Hl. Geist ausübte. 1822 absolv. er gem. mit Kern eine Stud.reise nach Italien. 1824 übernahm er als Prof. für prakt. Chirurgie die Leitung des Operateur-Inst. in Wien. Ab 1829 Dr. chir., wirkte er ab 1834 als Leibwundarzt von K. →Franz II. (I.), K. →Ferdinand I. und K. →Franz Joseph I., den er nach dem Attentat von 1853 behandelte. 1847 bekleidete W. prov. die Stelle eines Vizedir. des med. Stud. Mit der Begründung, er habe der Chirurgie nicht den Weg zur patholog. Anatomie geebnet, sondern sei ein chirurg. Techniker geblieben, wurde er 1848 auf Drängen von →Ernst Frh. v. Feuchtersleben i. d. R. versetzt. Sein Versuch, nach dem Ende der Revolution an die Univ. zurückzukehren, blieb erfolglos. 1850 berief man ihn jedoch in die Med.komm. des Min. des Innern. Als Arzt wirkte er bis zuletzt und behandelte im Kriegsjahr 1866 heimgekehrte verwundete bzw. an Cholera erkrankte Soldaten. W. kann als einer der Pioniere der plast. Chirurgie, der Orthopädie und der Urol. in Österr. bezeichnet werden. Er galt als begnadeter Operateur, insbes. seine Exartikulationen erregten in Fachkreisen wegen ihrer Schnelligkeit und exakten Blutstillung Aufmerksamkeit. In Innsbruck praktizierte er die ind. Methode der Nasenplastik, 1827 führte er in Wien die französ. Methode der Blasensteinzertrümmerung (Lithotripsie) ein, worüber er 1835 seine Monographie „Über die Steinzerbohrung und ihr Verhältnis zum Blasenschnitte“ publ. Darüber hinaus befasste sich W. mit der Prophylaxe und Therapie der Luftembolie („Sicheres Heilverfahren bei dem schnell gefährlichen Lufteintritt in die Venen und dessen gerichtsärztliche Wichtigkeit“, 1843, 2. Aufl. 1848) sowie mit Arthroplastik. Erwähnenswert ist zudem sein zweibändiges „Handbuch der Chirurgie“ (1829–39; Neuausg. 3 Bde., 1848). 1842 gab →Ferdinand v. Hebra eine „Geschichtliche Darstellung der grösseren chirurgischen Operationen mit besonderer Rücksicht auf Edlen von Wattmannʼs Operations-Methoden“ heraus. Sozial engag., gründete W. in Bad Hall das Elisabeth-Kinderspital. 1849 fungierte er als Präs. des mähr. LT. W. war u. a. ab 1838 Mitgl. der Ges. der Ärzte in Wien (1844–47 Vizepräs.), der med.-chirurg. Akad. zu Neapel, k. M. der Physikal.-Med. Sozietät zu Erlangen sowie der Accad. Pontaniana zu Neapel. 1826 wurde W. in den Adels-, 1853 in den Frh.stand mit dem Prädikat „Maelcamp-Beaulieu“ erhoben. Er erhielt das Ritterkreuz des kgl. schwed. Wasaordens sowie 1849 jenes des Leopold-Ordens. 1838 Reg.Rat, 1853 HR.

Weitere W.: s. Wurzbach; Möller. – Nachlass: UA, Wien.
L.: WZ, 22. 3. 1853; ADB; Czeike; Lesky, s. Reg.; SBL; Wurzbach (m. W.); WMW 17, 1867, Sp. 1339; H. Ampler, J. W., med. Diss. Wien, 1943 (m. B.); L. Schönbauer, Das med. Wien, 1947, s. Reg.; E. Guggenberger, Oö. Ärztechronik, 1962 (m. B.); H. Möller, Personalbibliographien von Prof. und Doz. der Chirurgie … der Univ. Wien … 1790–1878, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1972, S. 18ff. (m. W.); K. H. Tragl, Chronik der Wr. Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; H. Huber, Geschichte der med. Fak. Innsbruck und der med. Stud.anstalt (1673–1938), 2010, s. Reg.; K. H. Tragl, Geschichte der Ges. der Ärzte in Wien seit 1838, 2011, s. Reg.; UA, Wien (m. B.).
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 18f.
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