Watzek, Hans (Johann) (1848–1903), Photograph und Zeichenlehrer

Watzek Hans (Johann), Photograph und Zeichenlehrer. Geb. Bilin, Böhmen (Bílina, CZ), 20. 12. 1848; gest. Wien, 12. 5. 1903. Nach der Schulausbildung in Leitmeritz besuchte W. ab 1866 die ABK in Leipzig und war in der bekannten xylograph. Anstalt Johann Jakob Webers tätig. 1867 trat er in die ABK in München ein, besuchte dort die Privatmalschule von Carl Otto und arbeitete ab 1869 als selbstständiger Maler; 1873 absolv. er in Wien die Prüfung im Lehrfach Freihandzeichnen. Zunächst unterrichtete er in Komotau, ab 1875 in Wien, wo er bis zu seinem Tod an der Gumpendorfer Realschule Freihandzeichnen, geometr. Zeichnen und Modellieren lehrte. Daneben widmete er sich weiterhin der Malerei und publ. Aufsätze. Bedeutung erlangte er durch seine Beitrr. zur Photographie, an deren Anerkennung als gleichwertiges künstler. Ausdrucksmedium er Anteil hatte, sowie durch die Weiterentwicklung des Gummidruckverfahrens. Angeregt durch frühe Ausst. von sog. Stimmungslichtbildern, begann W. 1890 zu photographieren und widmete sich nach Versuchen mit der Lochkamera diversen Pigmentdruckverfahren. 1891 trat er in den Club der Amateur-Photographen in Wien, den späteren Camera-Club Wien (Vorstandsmitgl., ab 1902 Ehrenmitgl.), ein. Dort machte er u. a. Bekanntschaft mit →Hugo Henneberg und Heinrich Kühn. Bald hoben sich diese drei Club-Mitgl. in ihren Ansprüchen an das Medium Photographie als künstler. Disziplin von anderen Photographen ab. Der von Robert Demachy verwendete einfache Gummidruck – dessen Bilder nach diesem Verfahren auch in Wien gezeigt wurden – schien für W. der geeignete Weg zur Erzielung eines künstler. Eindrucks in der Photographie. Ab 1895 beschäftigte er sich gem. mit Henneberg und Kühn ambitioniert mit diesem Verfahren. W. entwickelte den mehrschichtigen oder Kombinationsgummidruck, 1896 entstand sein erster Dreifarben-Gummidruck in natürl. Farben („Römer mit Apfel“). Ab 1897 signierten die drei ihre Werke mit einem Kleeblatt, stellten als „Trifolium“ aus und unternahmen regelmäßig Stud.reisen, u. a. nach Worpswede. Sie verstanden sich als eine Art Künstlerbund und pflegten Kontakte zu anderen Künstlerkreisen. Ihre Werke wurden nicht nur in nationalen und internationalen photograph. Salons, sondern auch in kommerziellen Galerien oder Ausst.räumlichkeiten für secessionist. Kunst (Wien, München) gezeigt. Die Formate waren groß und schmal, die Motive dekorativ. Häufig wurden Bilder in repräsentativer Hängung in reinen Eliteausst. präsentiert. W. führte eine mehrjährige Korrespondenz mit dem amerikan. Photographen und Galeristen Alfred Stieglitz; zudem verf. er zahlreiche Artikel zu photograph. Themen und veröff. sie, wie seine Bildwerke, in Fachpubl. Seine 65 Platin- und Gummidrucke – größtenteils Unikate – befinden sich in Wien (Albertina), Dtld. (Berlin, Dresden, Essen, Hamburg, Köln), der Stieglitz Collection (New York) und privaten Smlgg. W. war ab 1893 Mitgl. des Linked Ring und ab 1896 k. M. der Ges. zur Förderung der Amateur-Photographie, Hamburg.

Weitere W.: Zur Technik der künstler. Photographie, in: Wr. Photograph. Bll. 1, 1894, Nr. 2, 2, 1895, Nr. 1; Der Pigmentgummidruck, ebd. 3, 1896, Nr. 4; Aus der Praxis des Gummidruckes, ebd., Nr. 7.
L.: W. Baier, Quellendarstellungen zur Geschichte der Fotografie, 2. Aufl. 1980, S. 535; I. Kimeswenger, Der Kunstfotograf H. W., phil. DA Wien, 1994; I. Kimeswenger, in: Fotogeschichte 15, 1995, H. 58, S. 77; A. Lechner, Der Camera-Club in Wien und die Kunstfotografie um 1900, hist.-kulturwiss. Diss. Wien, 2005; T. Starl, Lex. zur Fotografie in Österr. 1839 bis 1945, 2005; M. Hübscher, in: Impressionist Camera. Pictorial Photography in Europe 1888–1918, ed. F. Ribemont u. a., Saint Louis 2006, S. 311 (Kat.); H. Kühn. Die vollkommene Fotografie, ed. M. Faber – A. Mahler, Wien 2010, S. 229 (Kat.).
(I. Kimeswenger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 19f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>