Watzel, Cajetan (1812–1885), Lehrer, Mediziner und Naturwissenschaftler

Watzel Cajetan, Lehrer, Mediziner und Naturwissenschaftler. Geb. Böhmisch Leipa, Böhmen (Česká Lípa, CZ), 4. 8. 1812; gest. ebd., 29. 5. 1885; röm.-kath. Sohn des Schuhmachermeisters Joseph Watzel und der Katharina Watzel, geb. Kasper, Vater von →Theodor Watzel; ab 1841 verheiratet mit Anna Watzel, geb. Schönfeld. – Nach Besuch des Gymnasiums absolvierte W. 1831–33 die philosophischen Studien an der Universität Prag und studierte dort im Anschluss bis 1837 Medizin. 1838 hörte er medizinische Vorlesungen an der Universität Wien; 1839 Dr. med. in Prag. Seine Dissertation über die Muskelbewegung erschien im selben Jahr gedruckt als „Semiologia motuum musculorum voluntariorum“. Zunächst als praktischer Arzt in seinem Heimatort tätig, nahm W. zunehmend Anteil an Politik und Vorgängen im Gemeinwesen. 1848 setzte er sich für die Erweiterung (um die philosophischen Jahrgänge) des Gymnasiums sowie für die Errichtung einer Realschule in Böhmisch Leipa ein. Nachdem beide Anliegen noch im selben Jahr bewilligt worden waren, unterrichtete W. Natur- und Weltgeschichte am Obergymnasium in Böhmisch Leipa. 1859 wurden ihm Titel und Rang eines Gymnasialprofessors verliehen, gleichzeitig erfolgte die Ernennung zum Schulaufseher der städtischen Schulen. Ab 1869 Bezirksschulinspektor im Bezirk Böhmisch Leipa, wechselte W. 1870 an die Communal-Oberrealschule in seinem Geburtsort, der er bis zu seinem Tod als Direktor vorstand. Die örtliche Arztpraxis übte er noch bis 1859 aus, danach wirkte er als Kreisgerichtsarzt. Fachwissenschaftlich verfasste W. einige für Geologie, Mineralogie und Botanik sehr bedeutende Aufsätze in Schulprogrammen, wie beispielsweise „Kurzgefasste Darstellung des Entwicklungsganges der Erde, besonders ihrer geschichteten Gebirge“ (in: Programm des k. k. Obergymnasiums zu Böhmisch-Leipa am Schlusse des Schuljahres …, 1858), „Beschreibung der im Horizonte von Böhmisch-Leipa vorkommenden Gesteine und Mineralien“ (ebd., 1862), „Die geognostischen Verhältnisse der Gegend von Böhmisch-Leipa“ (ebd., 1868), „Die im Horizonte von Böhm.-Leipa vorkommenden Moose und Gefäss-Cryptogamen“ (in: Jahresbericht der Communal-Oberrealschule in Böhmisch-Leipa 11, 1874) und „Die phanerogame Flora des Gebietes von Böhm.-Leipa“ (ebd. 14, 1877). Daneben veröffentlichte er einige kleinere geschichtliche und naturwissenschaftliche Aufsätze in den „Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs“. Im Turnverein und in der Feuerwehr engagiert, leitete W. den 1869 gegründeten gewerblichen Hilfsverein in Böhmisch Leipa bis 1884 als Obmann. Zudem bemühte er sich um die Gründung des Nordböhmischen Excursions-Clubs und stand diesem 1878–85 als Obmann vor. 1881 schenkte er dem Club sein Herbarium, bestehend aus rund 500 Pflanzengattungen in 2.640 Exemplaren. 1858 wurde er Korrespondent der Geologischen Reichsanstalt in Wien, 1869 Mitglied der dortigen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft. 1885 erhielt W. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W. (s. auch Paudler): Ueber Pflanzenfrüchte, in: Programm des k. k. Obergymnasiums zu Böhmisch-Leipa am Schlusse des Schuljahres …, 1851; Vegetations-Beobachtungen im Horizonte von Böhmisch-Leipa, ebd., 1854; Das Vorkommen von Bronzit bei Böhmisch-Leipa, ebd., 1867.
L.: WZ, 14. 4. 1885; Stafleu; 22. Jahresbericht der Communal-Oberrealschule in Böhmisch Leipa für das Schuljahr 1884/85, 1885, S. 1; A. Paudler, in: Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs 8, 1885, S. 199ff. (mit W.); A. Wraný, Die Pflege der Mineralogie in Böhmen, 1896, S. 240ff.; Botanik und Zoologie in Österreich … 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; V. Maiwald, Geschichte der Botanik in Böhmen, 1904, s. Reg.; J. Futák – K. Domin, Bibliografia k flóre ČSR do r. 1952, 1960, S. 649; I. Klášterský u. a., in: Zprávy Československé společnosti pro dějiny věd a techniky při Čekoslovenské akademii věd 14/15, 1970, S. 200; I. Klášterský u. a., in: Severočeskou přírodou, Beil. 1982/1, 1982, S. 229; Pfarre Česká Lípa, CZ; Mitteilung Thomas Hofmann, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)