Watzl, Florian (Karl) (1870–1915), Historiker und Ordensmann

Watzl Florian (Karl) OCist, Historiker und Ordensmann. Geb. Aigen (Aigen im Mühlkreis, OÖ), 4. 11. 1870; gest. Baden (NÖ), 11. 2. 1915 (begraben: Heiligenkreuz, NÖ); röm.-kath. Sohn des Bürgers und Hausbesitzers Johann W. und dessen Frau Franziska W., geb. Thaler (Thaller), Onkel des langjährigen Heiligenkreuzer Stiftsarchivars Hermann (Norbert) W. OCist (geb. Aigen, 10. 3. 1902; gest. Heiligenkreuz, 13. 11. 1986). – Bereits wenige Wochen nach der Matura am Staatsgymn. in Linz 1889 kam W. nach Heiligenkreuz, wo er im August desselben Jahrs als Novize eingekleidet und nach einem Theol.stud. an der Hauslehranstalt (1890–94) im Juli 1894 zum Priester geweiht wurde. 1894–1900 wirkte er als Lehrer am Heiligenkreuzer Knabenkonvikt und als Seelsorger der Stiftspfarre. Ab 1900 stud. er Geschichte an der Univ. Wien; 1903 Dr. phil. Parallel dazu absolv. er den Ausbildungskurs des Inst. für österr. Geschichtsforschung. Ab 1902 war W. als Bibliothekar und Archivar des Stifts Heiligenkreuz tätig. Am dortigen Inst. Theologicum dozierte er 1904–14 Kirchengeschichte, Kirchenrecht sowie kirchl. Kunstgeschichte und suppl. gelegentl. das Fach Neues Testament. 1905, 1906 und 1908 hielt er sich zu Forschungszwecken am Pontificio Collegio Teutonico di Santa Maria in Campo Santo in Rom auf, dessen Rektor Anton de Waal er freundschaftl. verbunden war. Sein noch vor der Prom. veröff. Werk „Die Cistercienser von Heiligenkreuz“ (1898) ist die erste moderne Heiligenkreuzer Prosopographie. Die Qualifikationsarbeiten über Heiligenkreuzer Annalistik (1903 am Inst. für österr. Geschichtsforschung eingereicht) sowie „Der Mönch Nikolaus von Heiligenkreuz und die Sekten seiner Zeit“ (phil. Diss. Wien, 1903) wurden nicht publ. Sein im Stiftsarchiv verwahrter Nachlass enthält ausführl. Aufzeichnungen zu Bibl.kat. des 12.–14. Jh., päpstl. Kameralien, dem Lyoner sowie dem Kreuzzugszehent, dem Amt des päpstl. Zehentkollektors und zur Heimatkde. des Bez. Baden. Er führte auch eine Ser. Confratrum für Heiligenkreuz. Als er unerwartet verstarb, befanden sich viele dieser Forschungsinitiativen in einem fortgeschrittenen Stadium. W. war ao. Mitgl. des Inst. für österr. Geschichtsforschung (ab 1901) sowie Mitgl. der Österr. Leo-Ges.

L.: Cistercienser-Chronik 27, 1915, S. 104ff.; V. Schindler, in: MIÖG 36, 1915, S. 221f.; P. Niemetz, in: Sancta Crux 37, 1975, S. 39f. (m. B.); A. Schachenmayr, Prägende Prof. in der Entwicklung des theol. Lehrbetriebes im Cistercienserstift Heiligenkreuz von 1802 bis 2002, 2004, S. 317; Stiftspfarre Heiligenkreuz, NÖ; Pfarre Aigen im Mühlkreis, OÖ.
(A. Schachenmayr)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 20
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