Weidinger, Anton (1766–1852), Trompeter und Trompetenbauer

Weidinger Anton, Trompeter und Trompetenbauer. Geb. Landstraße, NÖ (Wien), 9. 6. 1766 (nicht: 1767); gest. Wien, 20. 9. 1852; röm.-kath. Sohn des Musikers Joseph W. (geb. Willersdorf, NÖ, 2. 1. 1723; gest. Landstraße, 2. 11. 1784), Bruder der Trompeter Joseph W. (geb. Mödling, NÖ, 9. 3. 1755; gest. St. Ulrich, NÖ/Wien, 24. 2. 1829) und Franz W. (geb. Mödling, 16. 6. 1760), Vater des Trompeters Joseph W. (geb. Josefstadt, NÖ/Wien, 17. 12. 1798; gest. Leopoldstadt, NÖ/Wien, 4. 6. 1832) und des Paukers Ferdinand W. (geb. Josefstadt, 19. 10. 1818; gest. Wien, 13. 3. 1895); ab 1797 mit Susanna W., geb. Zeiss, verheiratet. – W. wurde durch den Hoftrompeter Johann Peter Neuhold ausgebildet, die Freisprechung erfolgte 1785. Danach war er bis 1787 Trompeter im Fürst Adam Czartoryskischen Kürassierrgt., dann bis 1792 in gleicher Funktion beim Dragonerrgt. Erzhg. Joseph. Ab 1792 Theatertrompeter, schien W. 1796 im Marinellischen Theater in der Leopoldstadt als Zweiter Trompeter auf und wurde Expectant auf eine Hoftrompeterstelle. 1799–1819 wirkte er als Hoftrompeter, 1819–50 als Oberhoftrompeter. Seit 1793 beschäftigte W. sich mit der Verbesserung der Klappentrompete. Mit seinem neuen als „organisirte Trompete“ bezeichneten Instrument trat er erstmals 1798 in Wien mit einer Komposition von →Leopold Anton Koželuch auf. 1799 schrieb →Joseph Weigl ein „Concerto in Es“, das ebenfalls für W.s Klappentrompete gedacht war. Im Jahr darauf lud W. zu seiner ersten „Musikalischen Akademie“, bei der das von Joseph Haydn, seinem Trauzeugen, eigens für ihn geschriebene Trompetenkonzert in Es-Dur (1796) uraufgef. wurde. 1801 ließ W. seine Klappentrompete privilegieren, 1802/03 unternahm er eine Konzertreise nach Dtld., Frankreich und England. 1803 komponierte Johann Nepomuk Hummel für W. das „Concerto a tromba principale“ in E-Dur, das am Neujahrstag 1804 in Eszterháza uraufgef. wurde. W. hatte die Klappentrompete mittlerweile weiterentwickelt, wodurch auch in der tiefen Lage eine durchgehende Chromatik mögl. war. Nach längerem Bemühen erhielt er 1813 die Möglichkeit, das Konzert von Haydn bei der Hoftafel aufzuführen. In diesem Jahr trat sein Sohn Joseph mit einem von W. entwickelten „Waldhorne mit Klappen“ im kleinen Redoutensaal in Wien auf. 1815 schrieb →Sigismund (v.) Neukomm ein Requiem für den 1793 hingerichteten Ludwig XVI., das auf dem Wr. Kongress aufgef. wurde und in dem auch W.s Klappentrompete zum Einsatz kam. In den folgenden Jahren sind noch mehrere Soloauftritte W.s nachweisbar, danach verlor die Klappentrompete allmähl. an Attraktivität. Mit dem Beginn der 1820er-Jahre zog er sich nach und nach aus dem Konzertleben zurück. 1838 wurde W. bereits als altershalber gänzl. zum Dienst (als Hoftrompeter) untaugl. bezeichnet, die Pensionierung erfolgte allerdings erst 1850.

L.: Exner, Gewerbe und Erfindungen; oeml; Wurzbach; E. L. Gerber, Neues hist.-biograph. Lex. der Tonkünstler 4, 1814; R. Heuberger, in: Die Musik 7/4, 1907/08, S. 162ff.; R. Dahlqvist, The Keyed Trumpet and Its Greatest Virtuoso, A. W., 1975; B. Dölemeyer, in: Die Musikforschung 41, 1988, S. 50ff.; A. Lindner, A. W. (1766–1852), phil. DA Wien, 1993; F. Anzenberger, in: Historic Brass Society Journal 6, 1994, S. 1ff.; R. Maunder, in: The Galpin Society Journal 51, 1998, S. 170ff.; J. W. Sexton, in: Nota Bene. Canadian Undergraduate Journal of Musicology 8, 2015, S. 43ff.; Pfarre Maria Treu, Pfarre St. Stephan, WStLA, alle Wien.
(F. Anzenberger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 48f.
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