Weigel Ferdynand Józef (Ferdinand Joseph), Politiker, Jurist und Publizist. Geb. Lemberg, Galizien (Lʼviv, UA), 31. 12. 1826; gest. ebd., 28. 6. 1901. Sohn des Präsidenten des Krakauer Rechnungshofs Wilhelm Weigel (gest. 1857) und dessen Frau Kreszentia (Krestencja) Weigel, geb. Schustern (Szustern); ab 1886 in 2. Ehe verheiratet mit Karolina W., geb. Müller. – Nach dem Gymnasialabschluss stud. W. Rechtswissenschaft an der Universität Lemberg; 1851 Dr. iur. Ab 1853 leitete er eine Anwaltskanzlei in Krakau und war daneben 1855–65 Sekretär und Archivar (ab 1862 Kanzleidirektor) der Universität. In dieser Funktion unterstützte er die Studentenschaft in ihren Bemühungen um die Wiedereinführung des Polnischen als Unterrichtssprache. 1865 wurde er Sekretär der örtlichen Handels- und Gewerbekammer und zog als deren Vertreter 1869 in den galizischen Landtag ein, im Krakauer Stadtrat saß er bereits seit 1866. Im Landtag, dem er bis zu seinem Lebensende angehörte, war er in den Bereichen Haushalt, Steuern, Bankwesen, Recht und Industrie aktiv. 1870–81 und 1891–1901 saß W. auch im Abgeordnetenhaus des Reichsrats, in welches er vorerst über die Handels- und Gewerbekammer und ab 1873 über die Städtekurie (Krakau) gewählt worden war. W., der demokratisch-liberale Ansichten vertrat und im Abgeordnetenhaus Mitglied des Polenklubs (2. Vizepräsident) war, fungierte 1872–81 auch als Vizepräsident (Vizebürgermeister) und 1881–84 als Präsident (Bürgermeister) der Stadt Krakau. Ende Jänner 1901 nahm er den Platz des Alterspräsidenten des Abgeordnetenhauses ein. Er gehörte über längere Zeit dem Gewerbeförderungs-Beirat des Handelsministeriums an und war, u. a. als Wirtschaftsredakteur des Krakauer Blatts „Czas“, auch publizistisch tätig. 1873 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.