Weigner, Karel (1874–1937), Anatom

Weigner Karel, Anatom. Geb. Battelau, Mähren (Batelov, CZ), 10. 4. 1874; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 20. 11. 1937. Sohn des Lehrers Karel W. – Nach der Gymn.matura in Trebitsch stud. W. ab 1893 Med. an der tschech. Univ. Prag; 1899 Dr. med. Ab 1895 praktizierte er am anatom. Inst. bei →Jan Janošík, wo er auch sein Zeichentalent zur Anwendung brachte. Weiters widmete er sich histolog.-embryolog. Forschungen, interessierte sich für die topograph. Anatomie und die Popularisierung der Anthropol. 1897 Ass., habil. er sich 1901 für Anatomie und wurde 1905 zum Priv.Doz. für plast. Anatomie an der tschech. TH sowie an der ABK in Prag ernannt; 1906 ao. Prof., 1912 o. Prof. für Anatomie. 1918 berief man ihn als o. Prof. an die med. Fak. in Sofia, wo er sich um den Aufbau eines anatom. Inst. verdient machte. Im selben Jahr folgte er dem Ruf als o. Prof. an die med. Fak. der tschech. Univ. Prag, 1926 übernahm er als Nachfolger Janošíks die Leitung des Anatom. Inst.; 1922/23 und 1931/32 Dekan, 1923/24 und 1932/33 Prodekan, 1936/37 Rektor. 1898–1910 veröff. er Stud. zur Morphol. der Kopfnerven und zum zervikalen Rückenmark sowie Lehrbücher zur topograph. und klin. Anatomie. Sein umfangreichstes und zugleich wichtigstes Werk war die fünfteilige „Topografická anatomie“ (1915–25, 2. überarb. und erw. Aufl. 1930–38, 5. Tl. ergänzt von Ladislav Borovanský), die in Teilen noch heute gültig ist. Bes. Augenmerk legte W. jedoch auf die topograph. Anatomie in Bezug zur Chirurgie und Kinesiol. sowie auf das Stud. der menschl. „Rassen“ und Typen, deren Gleichwertigkeit in körperl. und geistiger Hinsicht er propagierte und sich damit als entschiedener Gegner der NS-Rassentheorien deklarierte. Daneben engag. sich W. im Bereich der Leibeserziehung. Er fungierte als Vorstandsmitgl. der Turnbewegung Sokol, publ. zum Thema Turnen und über die Pfadfinderei in Tagesztg. und in den Z. des Sokol. 1934 initiierte er die Gründung des staatl. Tyrš-Inst. für Körpererziehung. Darüber hinaus war er standespolit. aktiv, u. a. in der Kgl. böhm. Ges. der Wiss. (ab 1919 ao. Mitgl.), der Masarykova akad. práce, im Spolek českých lékařů, in der Purkyňova lékařská společnost, der Interstate Postgraduate Medical Association of North America, im Vorstand des tschechoslowak. Roten Kreuzes sowie als tschechoslowak. Nationalrat. Ab 1909 war er k. M. der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst (1927–34 Gen.sekr. der Česká akad. věd a umění), weiters o. Mitgl. des Slovanský ústav und der Státní rada sowie Träger der Medaile ministerstva veřejného zdravotnictví a tělesné výchovy und der Medaille d’honneur d’or de l’éducation physique. Ferner gehörte er als Großmeister der Prager Großloge zu den führenden Repräsentanten der tschech. Freimaurer und schrieb Abhh. über deren geometr. Symbolik.

Weitere W. (s. auch Eliška, Anatomie): Experimenteller Beitr. zur Frage vom zentralen Verlaufe des Nervus cochlearis bei Spermophilus citillus, in: Archiv für mikroskop. Anatomie 62, 1903; Tělověda, 1916; Základy tělovědy a tělesné výchovy, 1921. – Ed.: Die Gleichwertigkeit der europ. Rassen und die Wege zu ihrer Vervollkommnung, 1935.
L.: J. Syllaba, in: Ročenka Slovanského ústavu 10, 1938, S. 219ff. (m. B.); I. Dylevský, in: Acta Univ. Carolinae. Historia Univ. Carolinae Pragensis 19, 1979, Nr. 2, S. 41ff.; J. Kos, in: Dějiny věd a techniky 25, 1992, Nr. 1, S. 32ff.; L. Hlaváčková u. a., Kapitoly z dějin české anatomie, 1993, S. 29ff. (m. B.); Biografický slovník pražské lékařské fak. 1348–1939, 2, 1993; M. Doskočil, in: Sborník lékařský 98, 1997, Nr. 1, S. 169ff.; Dějiny Univ. Karlovy 1348–1990, 4, ed. F. Kavka – J. Petráň, 1998, s. Reg.; J. Čechurová, Čeští svobodní zednáři ve XX. století, 2002, s. Reg.; O. Eliška, in: Anatomie od Vesalia po současnost 1514–2014, ed. M. Grim u. a., 2014, S. 147ff. (m. B. u. W.); O. Eliška, in: Časopis lékařů českých 153, 2014, S. 284ff.; J. Masopustová, K. W. a jeho tělovýchovné snahy v meziválečném Československu, pädagog. Diss. Olomouc, 2016.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 55
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