Weindorfer, Gustav (1874–1932), Botaniker und Landwirt

Weindorfer Gustav, Botaniker und Landwirt. Geb. Spittal (Spittal an der Drau, Ktn.), 23. 2. 1874; gest. Cradle Valley, Tasmanien (AUS), 5. 5. 1932; röm.-kath., ab 1899 evang. Sohn von Johann W. (s. u.) und Pauline W., geb. Tscheligi (geb. Graz, Stmk., 6. 11. 1841; gest. Michelhofen, Ktn., 2. 1. 1916); ab 1906 verheiratet mit Kate W., geb. Cowle (geb. Fingal, Tasmanien, AUS, 19. 7. 1863; gest. Ulverstone, Tasmanien, AUS, 29. 4. 1916). – Nach Besuch des Staatsgymn. in Villach wechselte W. 1889 an die landwirtschaftl. Lehranstalt Francisco Josephinum in Mödling. Nach dem Abschluss dieser Ausbildung 1892 zunächst als Einjährig-Freiwilliger dem Div.-Art.-Rgt. Nr. 6 in Wien zugeteilt, arbeitete er 1894–95 bei der Schütte’schen Gutsverwaltung in St. Andrä im Lavanttal und anschließend bis Mai 1896 bei einem Stadtbaumeister in Graz. Von September 1896 bis Mai 1899 als Buchhalter in einer Weinhandlung von Verwandten der Mutter tätig, wechselte W. zunächst zu einer Konkurrenzfa. in Marburg, entschloss sich jedoch 1900 zur Auswanderung nach Australien. Mitte Juni in Melbourne angelangt, erhielt er schon wenige Tage später eine Anstellung als Buchhalter in der dortigen Fa. des österr. Hon.-Konsuls Karl Ludwig Pinschof. Ab 1901 von diesem mit den Aufgaben eines Kanzlers des k. u. k. Konsulats betraut, wurde W. 1902 offiziell in der Funktion eines Hon.-Kanzlers bestätigt. 1905 erhielt er die brit. Staatsbürgerschaft und quittierte diese Tätigkeit. Nach Landerwerb in Tasmanien betätigte sich W. ab 1906 als Farmer. 1910 übersiedelte er gem. mit seiner Ehefrau in das bis dahin unerschlossene Cradle-Tal und plante die Errichtung einer Alpenhütte für Touristen sowie die Erhebung der Region zum Naturschutzgebiet. Ab 1912 baute W. mit dem „Waldheim“ die erste Berghütte Tasmaniens. Ab 1917 ausschließl. dort ansässig, beschäftigte sich W. hier mit einer kleinen Landwirtschaft, dem weiteren Ausbau der Berghütte, botan. Aufsmlgg. und meteorolog. Messungen. Cradle Mountain wurde schließl. 1922 zum Naturschutzgebiet erklärt. Ab 1902 verf. er zahlreiche Aufsätze für den „Victorian Naturalist“, exemplar. seien „On the fertilization of Phanerogams“ (in: Victorian Naturalist 19, 1902), „Some comparison of the alpine flora of Australia and Europe“ (ebd. 20, 1903) und „Two botanists in the Cradle Mountains, Tasmania“ (ebd. 28, 1912) genannt. Für diverse austral. Tagesztg. schrieb er zudem Wanderberr. und Aufsätze zur Fauna und Flora Tasmaniens. Die Smlgg. des Naturhist. Hofmus. in Wien sowie der botan. Garten in Schönbrunn erhielten von W. regelmäßig Schenkungen, sein Herbarium ging an das Queen Victoria Mus. and Art Gallery im austral. Launceston. Ab 1901 war er Mitgl. des Field Naturalists Club of Victoria, ab 1903 der Royal Geographical Society of Australia. Ihm zu Ehren wurde 1905 eine Busch-Erbse Pultenaea weindorferi, 1933 ein Lebermoos Lepidolaena weindorferi und 1937 ein fossiles Cunoniaceae-Holz Praegeissois weindorferi benannt. Sein Vater Johann W. (geb. Graz, 21. 2. 1836; gest. Michelhofen, 26. 10. 1916) wirkte 1870–72 in Hermagor, 1874–81 in Spittal und 1881–85 in Villach als Bez.hptm. Im Mai 1885 schied er aus dem Staatsdienst und reiste auf die Insel Sansibar, wo er in den Dienst der 1884 gegr. Dt.-Ostafrikan. Ges. trat. Unter dem Ps. Max Winter arbeitete er in Afrika an der Unterzeichnung zahlreicher „Schutzverträge“, an der Anlage von Plantagen, der Einfuhr neuer Nutzpflanzen und am Bau der Usambarabahn mit. Ab 1895 als Dir. des Zweigbüros Berlin der Dt.-Ostafrikan. Ges. in Dtld. tätig, trat er 1904 i. d. R. und übersiedelte wieder nach Ktn.

Weitere W.: s. Carinthia.
L.: Melbourne Herald, 10. 7. 1929, 14. 5. 1932; WZ, 2. 7. 1974; C. S. Sutton, in: Victorian Naturalist 49, 1932, S. 34ff. (m. B.); F. Malcher, in: Z. DÖAV 65, 1934, S. 212ff., bes. 225; G. F. J. Bergman, in: Carinthia I, 144, 1954, S. 941ff. (m. B. u. W., auch für Johann W.); Australian Enc. 9, 1958; G. F. J. Bergman, G. W. of Cradle Mountain, 1959 (m. B.); M. Giordano, A Man and a Mountain. The story of G. W., 1987 (m. B.); Australian Dictionary of Biography 12, 1990; S. Schnackenberg, Kate W. The woman behind the man and the mountain, 1995, passim (m. B.); A. Kreuzer, Kärntner. Biograph. Skizzen. 15.–20. Jh., 1998, S. 143f.; J.-P. Frahm – J. Eggers, Lex. dt.sprachiger Bryologen, 2. Aufl. 2001; Pfarre Spittal an der Drau, Ktn. – Johann W.: Pfarre St. Georgen im Gailtal, Ktn.
(M. Svojtka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 63
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