Weinlechner, Josef (1829–1906), Chirurg

Weinlechner Josef, Chirurg. Geb. Altheim (OÖ), 3. 3. 1829; gest. Höflein (NÖ), 30. 9. 1906 (Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Josef W., Wegmacher und Maurer, und der Näherin Eva W., geb. Hütter (1794–1854), Vater u. a. des Mediziners Georg W. (ca. 1870–1898); ab 1866 verheiratet mit Leopoldine W., geb. Lochner (gest. 1898), ab 1899 mit Rosa W., geb. Steiner (Stinner). – Nach Besuch des Stiftsgymn. in Kremsmünster stud. W. ab 1849 Med. an der Univ. Wien; 1854 Dr. med., 1855 Dr. chir. 1855–59 vertiefte er seine Kenntnisse als Operationszögling und Sekundararzt an diversen chirurg. Abt. im AKH, u. a. bei →Franz Schuh, 1859–63 arbeitete W. als Ass. an der I. chirurg. Klinik. Mit dem Ausbruch des dt.-dän. Kriegs wurde er 1864 zum Leiter des prov. Spitals für Off. im Wr. Augarten bestellt. 1865 legte er eine Habil.schrift über Hasenscharten vor und erhielt die Privatdozentur für Chirurgie mit bes. Berücksichtigung des kindl. Alters. 1865–1900 wirkte W. als Primarchirurg im St. Anna Kinderspital, wo er neben der Operationstätigkeit Vorlesungen über Kinderchirurgie hielt. Daneben hatte er 1866–67 die interimist. Leitung der I. chirurg. Klinik am AKH inne, 1867–68 stand er der II. chirurg. Abt. vor. 1868 folgte die Berufung an die Krankenanstalt Rudolfstiftung, an der er bis 1881 als def. Primararzt angestellt war; 1871 ao. Prof. der Chirurgie an der Univ. Wien. 1881 trat er als Primararzt in die I. chirurg. Klinik am AKH ein; 1902 i. R. Er starb bei einem Jagdausflug in der Nähe von Bruck an der Leitha. W. zeichnete sich durch eine rege Publ.- und Vortragstätigkeit zu Operations- und chirurg. Heilmethoden aus, insbes. zu Themen der Herz- und Lungenchirurgie, zur laryngolog., gynäkolog. und pädiatr. Chirurgie. In seinen Arbeiten befasste er sich u. a. mit der Tracheotomie, mit Knochen- und Gelenkskrankheiten, mit Kinderkrankheiten und postoperativen Therapieformen. Nach Einführung der Narkose und Asepsis Mitte des 19. Jh. war er einer der Ersten, der antisept. an Wr. Kliniken operierte. In seiner Heimatgmd. veranlasste und finanzierte W. den Bau einer Kinderbewahranstalt, eines Krankenhauses (1902) und die Errichtung von sanitären Einrichtungen, wie einer Badeanstalt und der Kanalisation. W. erhielt u. a. das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone (1865) und das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens (1866). Weiters war er Ehrenmitgl. des chirurg. Ver. in Bukarest, des Ver. der Ärzte in OÖ, des Wr. Med. Dr.kollegiums und ab 1858 der Ges. der Ärzte in Wien; 1901 HR.

W.: s. Fuchs; Josephinum.
L.: Die Presse, 22. 7. 1871; NFP, 1., 2., 4. 10. 1906; Hirsch; Inauguration Univ. Wien 1907/08, 1907, S. 23ff.; Lesky, s. Reg.; O. Fuchs, J. W., 1904 (m. B. u. W.); Neue Warte am Inn 25, 1905, Nr. 3, S. 1ff. (m. B.); WKW 19, 1906, S. 1206; WMW 56, 1906, Sp. 2031; E. Fronz, in: FS … M. Neuburger gewidmet, 1928, S. 120ff.; E. Guggenberger, Oö. Ärztechronik, 1962 (m. B.); P. Krepler, Das Kind und sein Arzt, 1988, S. 601f.; L. Bodingbauer – W. Pumberger, Ausst. und Vorträge zu ... J. W., 1998/99 (Ms., Josephinum); W. Pumberger – B. Hess, in: WKW 112, 2000, S. 36ff.; W. Pumberger, in: Buch der Stadt Altheim, ed. L. Bodingbauer u. a., 2003, S. 137ff.; K. H. Tragl, Chronik der Wr. Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; Josephinum (m. W.), Pfarre St. Stephan, UA (m. B.), alle Wien; Pfarre Altheim, OÖ.
(K. Pilz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 72
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