Weinlich, Johannes Nepomuk (1831–1905), Bischof

Weinlich Johannes Nepomuk, Bischof. Geb. Worlička, Böhmen (Orličky, CZ), 7. 8. 1831; gest. Olmütz, Mähren (Olomouc, CZ), 24. 12. 1905; röm.-kath. Sohn des Schnittwarenhändlers Johann W. und dessen Frau Cäcilia W., geb. W. – W. wurde nach einem Stud. an der theol. Fak. in Olmütz 1853 zum Priester geweiht. Seine pastorale Tätigkeit begann er als Kaplan in Altstadt bei Ung. Hradisch. 1857 erfolgte seine Ernennung zum Zeremoniär und Sekr. des Olmützer Erzbischofs Friedrich Egon v. Fürstenberg. 1881 ging W. als Erzdekan nach Müglitz, 1889–93 wirkte er als Propst des Kollegiatkapitels St. Mauritz in Kremsier; ab 1889 nichtresidierender und ab 1893 residierender Domkapitular in Olmütz. Nachdem er 1892 bei der Wahl zum Olmützer Erzbischof den zweitgrößten Stimmenanteil erhalten hatte, ernannte ihn der neue Erzbischof →Theodor Kohn zum Gen.vikar und 1898 zum Dompropst. W. widmete sich der Organisation von diversen Großveranstaltungen, durch die das Kirchenvolk mobilisiert und die Bindung der Gläubigen an das Episkopat verstärkt werden sollte. Auch der Aufschwung des Marienwallfahrtsorts St. Hostein ist v. a. sein Verdienst. Als erster Vors. (1895–1905) der Ges. Matice Svatohostýnská förderte er dort u. a. baul. Tätigkeiten (Beginn der Errichtung des von Dušan Jurkovič entworfenen Kreuzwegs). Im September 1897 konnte er in St. Hostein K. →Franz Joseph I. begrüßen. W. förderte zudem Ver., die der Erneuerung des Cyrill- und Method-Kults dienten, und arbeitete zu diesem Zweck eng mit →Antonín Cyril Stojan zusammen. Obwohl dt. Nationalität, wurde W. vom tschech. Klerus als Persönlichkeit der nationalen Versöhnung geschätzt. Nach der Resignation Kohns infolge großer Spannungen innerhalb der Diözese (1904) galt er als mögl. Nachfolger, doch das Domkapitel wählte →Franz Salesius Bauer zum neuen Erzbischof, da man fürchtete, W. würde unter zu großem Einfluss Kohns stehen. Auch der Hl. Stuhl war gegen eine Wahl W.s. Im November desselben Jahres wurde W. jedoch zum Olmützer Weihbischof (Schwerpunkt Seelsorge für die dt.sprachigen Gläubigen) ernannt und im Folgemonat zusammen mit Karel Wisnar (Seelsorge für die tschech. Tle. der Diözese) im Olmützer Dom geweiht. Diese Doppelernennung bildete nicht zuletzt die wachsenden nationalen Spannungen auch im kirchl. Bereich ab. W. trug den Ehrentitel eines päpstl. Hausprälaten.

L.: Našinec, 29. 12. 1905; J. Jonová, in: Studia Theologica 14, 2012, Nr. 1, S. 40ff.; Katedrála sv. Václava, Olomouc, CZ.
(J. Šebek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 72f.
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