Weinrauch, (Johann) Caspar (1765–1846), Zeichner, Radierer und Kupferstecher

Weinrauch (Johann) Caspar, Zeichner, Radierer und Kupferstecher. Geb. Bamberg, Hochstift Bamberg (D), 1765; gest. Wien, 26. 7. 1846. Sohn eines Tuchmachers, wahrscheinl. Vater des Kupferstechers Anton W. – W. lernte angebl. beim Zeichenlehrer Leopold Westen, der 1794 im Bamberger „Hochzeitshaus“ eine Ing.- und Zeichenakad. eröffnete und zugleich als Lehrer an der dortigen Univ. fungierte. Anderen Angaben zufolge erhielt W. aufgrund eines bischöfl. Stipendiums eine Ausbildung beim Nürnberger Kupferstecher Klausner. 1787 ist W. wieder in Bamberg und ab diesem Jahr vorwiegend in Wien als Illustrator von Taschenbüchern und Musenalmanachen nachgewiesen. Werke dieser Art wurden teils nach eigener Zeichnung, teils v. a. nach Johann Heinrich Ramberg gestochen. Fallweise schuf W. auch die Inventionen für Titelkupfer, etwa zu Ignaz Albrechts Stich für „Menschenhass und Reue“ von August v. Kotzebue (1790), zum 2. Bd. von Clemens Brentanos „Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter“ (1801, nach Ramberg) oder zu Joseph Frh. v. Auffenbergs „Der Flibustier, oder die Eroberung von Panama“ (2. Aufl. 1820) sowie „Die Verbannten“ (1821). Weiters zählen zu seinen Arbeiten Illustrationen zu Andreas Augustin Schellenbergers „Geschichte der Pfarre zu U. L. Frauen in Bamberg …“ (1787), zu „Karl Wilhelm Ramlers kurzgefaßter Mythologie …“ (1794), zu „Gotthold Ephraim Lessings sämmtlichen Werken“ (26 Bde., 1801–08) sowie zu „Regulus“ von Heinrich Joseph v. Collin (1802). W. wirkte zudem als Porträtist berühmter Zeitgenossen wie Montesquieu, Gotthold Ephraim Lessing, John Claudius Loudon und anderer. Er war auch im hist. Fach tätig, wie u. a. ein Kupferstich (und Radierung) von 1807, „Die Rückkehr von Kaiser Franz II. (I.) und seiner Gemahlin Maria Theresia am 16. Jänner 1806 nach Wien“ darstellend, zeigt. Bereits 1790 hatte W. die damals verbreitete Bildidee des Regenten im Jenseits im Stich „Joseph II. im Elysium“ aufgegriffen. Dazu kamen Abb. von zeitgenöss. Dekorationen wie die Beleuchtung des Gewölbes des bürgerl. Zuckerbäckers Johann Höfelmayer am Hohen Markt in Wien 1 (um 1814). W.s künstler. Stärke lag eindeutig in der theatral. Zuspitzung von Szenen hist. oder literar. Inhalts, weniger aber in der Charakterisierung von Physiognomien. Zusammen mit →Joseph Stöber sowie Johann Ernst Mansfeld und Joseph (Johann) Georg Mansfeld war W. für die beachtl. Blüte der Buchillustration in Wien um 1800 verantwortl. Häufig wird er auch als „österreichischer Chodowiecki“ bezeichnet. In den Zwanziger Jahren des 19. Jh. war sein mutmaßl. Sohn Anton W. ebenfalls als Kupferstecher tätig.

Weitere W.: s. Wurzbach.
L.: WZ, 9. 8. 1846; ADB; Thieme–Becker; Wurzbach (m. W.); E. Roth, Volkskultur in Franken 2, 1992, S. 327; Lex. des gesamten Buchwesens Online, ed. S. Corsten u. a. (Zugriff 5. 10. 2018).
(W. Telesko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 75
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