Weiss Eisik (Isaac) Hirsch, Talmudist und Religionshistoriker. Geb. Groß-Meseritsch, Mähren (Velké Meziříčí, CZ), 13. 2. 1815; gest. Wien, 30. 5. 1905; mos. Sohn des wohlhabenden Handelsmanns Meier W. und dessen Frau Rivka W.; ab 1842 verheiratet mit Hinde-Ernestine W., der Schwester →David Oppenheimers und →Joachim Oppenheimers. – W. erhielt seine Ausbildung an verschiedenen Jeschiwot, u. a. in Trebitsch, Eisenstadt und Nikolsburg. Beeinflusst wurde er in jungen Jahren maßgebl. durch jüd. Aufklärer wie →Salomon Juda Löb Rapoport und →Samuel David Luzzatto sowie durch die Schriften Leopold Zunzʼ und dessen „Wissenschaft des Judentums“. In seinen Stud. konzentrierte sich W. auf den Talmud und korrespondierte dazu mit führenden Rabb. 1837–40 leitete er eine eigene Jeschiwa in seiner Geburtsstadt. Nach erfolglosen Versuchen als Unternehmer übersiedelte W. 1858 nach Wien, 1864 wurde er als Lektor an das von →Adolf Jellinek gegr. Bet-ha-Midrash in der Leopoldstadt berufen. W. fungierte als Hrsg. halach. Midraschim, ebenso publ. er eine Sprachlehre des Mischnahebräischen. In Wien entstand auch sein wichtigstes Werk, das fünfbändige „Dōr dōr weDōršāw“ (1871–91), eine Geschichte der mündl. Überlieferung vom Abschluss der Bibel bis zu jenem des „Šulḥan ʼArukh“. Diese erschien auch in einer jidd. Übers. („Di grinder un boyer fun yudentum“) und wird oft als Erg. zum einflussreichen Geschichtswerk des Heinrich Graetz betrachtet. Zusammen mit →Meïr Friedmann gab W. die Z. „Beth Talmud“ (1881–86) heraus. Seine Schriften, die in den Kontext der Haskalah gehören, aber einen Mittelweg zwischen den extremen Ausformungen der Reform und der Orthodoxie suchten, wurden breit diskutiert, stießen jedoch bisweilen auf herbe Kritik. So verf. etwa Isaac Halevy eine Gegenschrift zu W.ʼ Thesen.