Weitzer (Waitzer, Waizern, Weizer), Johann (1831–1902), Industrieller

Weitzer (Waitzer, Waizern, Weizer) Johann, Industrieller. Geb. Friedberg (Stmk.), 18. 8. 1831 (nicht 1832); gest. Waltendorf (Graz, Stmk.), 4. 10. 1902; röm.-kath., später griech.-oriental. Sohn des Tuchmachers und Webers Michael W. und von Anna W., geb. Mayr (Mair), Adoptivvater des Esoterikers und Maschinenbauing. Isidor (Demeter) Georgievitz-Weitzer (1873–1949); verheiratet mit Julie Bella W., geb. Georgievics (Georgievitz). – Als Dreijähriger kam W. zu seinem Großvater, der bei Wr. Neustadt eine kleine Handbrauerei betrieb. Nach einer Lehre in Pinkafeld bei einem Huf- und Wagenschmied absolv. er in Wien das Militär-Thierarzney-Inst. Mit dem Erbe seines Großvaters kaufte W. 1854 in Graz eine Schmiedgerechtsame, wo er auch Fahrzeuge produzierte und drei Gesellen beschäftigte. Er betrieb zunächst die Wagen- und Waggonfabrik, Eisen- und Metallgießerei Johann Weitzer, bis er 1857 die Fabriksbefugnis für seine k. k. priv. Wagenfabrik Johann Weitzer erhielt. Er lieferte Wagen für den Bau des Suezkanals sowie den Fuhrpark des Raketen-Corps-Kmdo. in Wr. Neustadt und exportierte in die Türkei, nach Ägypten, Indien, Java, China und Australien. Weiters produzierte er Eisenbahnwaggons, Lohngussarbeiten und Maschinen aller Art. W. besaß auch die k. k. priv. Maschinenfabrik und Eisengießerei Johann Weitzer & Co. in Graz, in der er ab 1866 als Erster in Österr. Hinterladergewehre für das Militär herstellte. 1872 wurden seine Fa. in die AG Grazer Waggon-, Maschinenbau- und Stahlwerkges. umgewandelt, wobei er sich auf den Kleinwagenbau spezialisierte. 1880 gründete er in Ödenburg und 1888 in Arad Tochterunternehmen. W. rief Kranken- und Unterstützungskassen für seine Arbeiter ins Leben. 1876 erwarb er zusammen mit Karl Neufeld und der Fa. Schoeller & Co. das Berg- und Hüttenwerk Storach bei Cilli sowie das Eisenraffineriewerk Ferriere di Udine e Pont St. Martin. 1895 beschäftigte man in der Grazer Wagen- und Waggonfabriksges. vormals Johann Weitzer, deren Präs. W. war, 1.200 Mitarb. und produzierte Waggons, Lokomotiven und elektr. Straßenbahnen. Ab 1899 wurden Motoren nach Patenten Rudolf Diesels gebaut. W. setzte in seinem Testament die Stadt Arad als Universalerbin ein; ein jahrelanger Streit um die Rechtmäßigkeit endete mit einem Vergleich. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die Fa. Tl. der Simmering-Graz-Pauker AG. W. erhielt 1870 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und den osman. Mecidiye-Orden.

L.: Grazer Tagbl., NFP, 5. 10. 1902 (m. Parte); Grazer Volksbl., 7. 5. 1905, 17. 10. 1906; F. Posch, in: Steir. Unternehmer des 19. und 20. Jh., ed. F. Tremel, 1965, S. 46ff.; G. Artinger – E. Titze, Simmering-Graz-Pauker 125 Jahre Werk Graz, 1979, S. 9 (m. B.); F. Mathis, Big Business in Österr. 1, 1987, S. 131ff.; Personenlex. Österr., ed. E. Bruckmüller, 2001; Geschichte der Stadt Graz 4, ed. W. Brunner, 2003; G. A. Stadler, Das industrielle Erbe NÖ, 2006, S. 91; Website Stadtportal der Landeshauptstadt Graz (m. B., Zugriff 4. 10. 2018); Zedhia, Zentraleurop. digitales wirtschafts- und gesellschaftshist. interaktives Archiv (online, Zugriff 4. 10. 2018); Pfarre Friedberg, evang. Pfarre Graz-Heilandkirche, beide Stmk.
(S. B. Weiss)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 104
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