Wels, Rudolf; ursprüngl. Wedeles (1882–1944), Architekt

Wels Rudolf, ursprüngl. Wedeles, Architekt. Geb. Wosek, Böhmen (Osek, CZ), 28. 4. 1882; gest. KZ Auschwitz-Birkenau (PL), 8. 3. 1944; mos. Sohn des Kaufmanns und Schriftstellers Šimon W. (Wedeles) (geb. Wosek, 20. 4. 1853; gest. Rokican, Böhmen / Rokycany, CZ, 1. 11. 1922; begraben: Praha, CZ) und seiner 1. Frau Anežka Wedelesová; verheiratet mit Ida W. – W. besuchte 1893–98 das Gymn. in Pilsen und wechselte 1898 an die Staatsgewerbeschule, um sich dem Baugewerbe zu widmen. Um 1902 begann er seine Praxis beim Baumeister Alois Richter in Prag und beteiligte sich u. a. an der Errichtung der Jubiläumssynagoge (Pläne →Wilhelm Stiassny, 1905–06). 1907 legte er die Baumeisterprüfung ab. Danach inskribierte er an der Prager TH, wechselte allerdings 1909 nach Wien an die ABK, wo er bis 1912 bei →Friedrich Ohmann stud. und zu dessen besten Schülern zählte (so beteiligte er sich u. a. an dessen Forschungen über Barock-Architektur). 1910 unternahm er Stud.reisen nach England und Schottland, 1911 wurden ihm der Friedrich Schmidt-Preis, der Theophil Hansen-Preis und 1912 der Spezialschul-Preis zuerkannt. 1912–14 besuchte er die Architekturschule von →Adolf Loos und eröffnete i. d. F. ein eigenes Atelier in Wien. Nach dem 1. Weltkrieg ließ er sich in der Tschechoslowakei nieder, zuerst in Eger und nach 1920 in Karlsbad. Dort bekam er bis Mitte der 1920er-Jahre nur wenige Aufträge, manche von der Glasfabrik Moser. So realisierte er den tiefgreifenden Um- und Ausbau von deren Glashütten, später war er auch als Glasdesigner tätig. Mehr Erfolg hatte er in der nahe gelegenen Stadt Falkenau an der Eger, wo er Arbeiterkolonien, Villen für die Bergbaudir. und die bedeutendsten gemeinnützigen Gebäude entwarf, etwa das Verwaltungsgebäude der Egerländer Bruderlade (1921–24), die dt. Bürgerschule (1923–25), die tschech. Volksschule (1924–26) und v. a. den repräsentativen Monumentalbau der Bergarbeiterschaft (1923–25), der neben Kanzleiräumen und Sälen auch eine Bibl., ein Volksbad und Wohnungen umfasste. Weiters schuf er Kindererholungsheime in Tüppelsgrün und Rodisfort (1929) sowie das Gasbad (1927), das jüd. Altersheim (1929–30), das Sanatorium Bellevue (1930) und die Bez.krankenversicherungsanstalt (1930) in Karlsbad. 1933 übersiedelte W. nach Prag, wo er gem. mit dem Architekten Guido Lagus ein Atelier gründete. Sie entwarfen mehrere Prager Zinshäuser und 1934 auch Filmdekorationen. W., der stark von Loos geprägt war, verband bei seinen Bauten Einfachheit mit Eleganz und axiale Symmetrie mit Ausgewogenheit. Im Gegensatz zu Loos setzte er sich intensiv mit Arbeiterwohnungen auseinander und lernte in England die Gartenstadtbewegung kennen, über die er 1911 das Buch „Zahradová města“ publ. bzw. deren Ideen er um 1918 in „Die Gartenstadt für Kinder. Vorschlag zu einer Kinderheimanlage“ aufnahm. Im Jänner 1942 wurde W. nach Theresienstadt und von dort im September 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert.

Weitere W.: s. M. Rund, 2006.
L.: Neuigkeits Welt-Bl., 14., Prager Tagbl., 25. 10. 1925; R. W. Karlsbad – Neue Architektur, 1927; Z. Lukeš, in: Architekt 30, 1984, Nr. 3, S. 6; Nová enc. českého výtvarného umění 2, ed. A. Horová, 1995; Z. Lukeš, Begleichung der Schuld. In Prag tätige dt.sprachige Architekten 1900–38, Praha 2002, s. Reg. (Kat.); Enc. architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, ed. P. Vlček, 2004; M. Rund, Po stopách R. W., 2006 (m. B. u. W.); J. Rund, Proměny města Sokolov, 2007, S. 129ff., 136f., 146f., 149, 217; L. Kerdová, Pozice pražských německy mluvících architektů v Praze ... 1918–40, phil. DA Praha, 2014, S. 47ff.; holocaust.cz (m. B., Zugriff 1. 2. 2019); Website Český rozhlas / Náboženství, 30. 4. 2017 (m. B., Zugriff 12. 2. 2019); ABK, Wien.
(V. Vostřelová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 109f.
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