Welwitsch, Friedrich (1806–1872), Naturwissenschaftler

Welwitsch Friedrich, Naturwissenschaftler. Geb. Maria Saal (Ktn.), 25. 2. 1806; gest. London (GB), 20. 10. 1872; röm.-kath. Sohn des Pflegers und Landrichters Joseph Anton W. (Welwich) (gest. Maria Saal, 20. 3. 1840) und der Genofeva W., geb. Mayr (geb. Maria Saal, 20. 12. 1782; gest. ebd., 24. 1. 1813). – Nach Besuch des Gymn. in Klagenfurt und Absolv. der phil. Jgg. am dortigen Lyzeum stud. W. ab 1824 Med. in Wien. Als Student nicht sehr zielstrebig, verdiente er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Theater- und Musikkritiken, unternahm botan. Sammelreisen und legte erst 1834 die Rigorosen ab. 1835 in öff. Auftrag als Arzt nach Laibach geschickt, wurde er 1836 zum Dr. med. prom. Seine Diss. „Synopsis Nostochinearum Austriae inferioris. Eine systematische Aufzählung der Gallert-Tange ...“ erschien 1836 auch gedruckt. 1837 nahm er am Kongress dt. Naturforscher und Ärzte in Prag teil und wirkte i. d. F. als Leibarzt der Familie Trauttmansdorff-Weinsberg auf der Herrschaft Jamnitz. Im Mai 1839 brach W. im Auftrag des Esslinger Botan. Reisever. zu einer für 18 Monate geplanten Sammelreise auf die Kanaren und die Azoren auf. Von Wien aus gelangte er über Esslingen, Stuttgart, Paris und London nach Lissabon. Da sich in Lissabon keine Gelegenheit zur Einschiffung nach den Inseln ergab, begann er mit dem Stud. der portugies. Flora und erlernte schnell die Landessprache. Ende 1840 zum Leiter des botan. Gartens von Ajuda sowie zum botan. Demonstrator und Konservator an der polytechn. Schule in Lissabon ernannt, gab er vorerst weitere Reisepläne auf. 1844 von Pedro de Sousa Holstein, Hg. von Faial, zum Leiter aller herzogl. Gärten in Portugal ernannt, legte W. sein Amt am Polytechnikum zurück. I. d. F. unternahm er ausgedehnte Wanderungen und Sammelreisen durch ganz Portugal und legte umfangreiche Herbarien an. Ein Gesetz vom März 1851 ermächtigte die portugies. Regierung, einen besoldeten Naturwiss. in die Kolonien zu entsenden. 1852 begann W. daher mit den Reisevorbereitungen, im August 1853 brach er nach Angola auf und erreichte Luanda Ende September. Insgesamt verbrachte W. mehr als sieben Jahre in Afrika, wo er u. a. die später nach ihm benannte, in der Wüste Namib vorkommende Pflanze Welwitschia mirabilis erstmals beschrieb. Mit reichen Smlgg., allerdings gesundheitl. schwer angeschlagen, kehrte er 1861 nach Lissabon zurück. Von der portugies. Regierung mit einem Gehalt zur wiss. Bearb. des Smlg.materials ausgestattet, wählte er als Arbeitsort später London und die Kew Gardens. 1863 dort angekommen, widmete er sich gleich seinen Arbeiten, verabsäumte es aber, den formalen Wünschen der portugies. Regierung zeitgerecht nachzukommen. Deshalb wurde Mitte Februar 1866 sein Gehalt eingestellt und W. musste nun, unter finanziell äußerst angespannten Bedingungen, die Bearb. und Publ. auf eigene Kosten durchführen. W. gilt mit seiner ersten Veröff. „Beiträge zur cryptogamischen Flora Unter-Oesterreichs“ (in: Beitrr. zur Landeskde. Oesterreich᾽s unter der Enns 4, 1834) wie auch seiner Diss. als ein Wegbereiter der Kryptogamen-Forschung in Österr. Durch seine reiche Sammeltätigkeit begründete er das Herbarium in Lissabon und erforschte systemat. die Flora Angolas. Seine diesbezügl. Hauptwerke sind „Fungi angolenses“ (in: Transactions of the Linnean Society of London 26, 1868) und „Sertum Angolense sive Stirpium quarundam novarum vel minus cognitarum ...“ (1870, auch ebd. 27, 1869). Auf dem Material seiner Smlgg. aus Österr., Portugal und Angola beruhen mehrere Hundert botan., aber auch zoolog. Publ. anderer Wiss. W. war u. a. ab 1838 Mitgl. der Regensburg. Botan. Ges. und der Ges. für Natur- und Heilkde. in Dresden, ab 1839 der Sociedade Farmacêutica Lusitana, ab 1840 k. M. der Sociedade das Ciências Médicas de Lisboa, ab 1852 Mitgl. der Royal Botanic Society of London, ab 1858 Associate und ab 1865 Fellow der Linnean Society of London sowie ab 1869 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina. 1862 wurde er Ritter des kgl. portugies. Ordens der unbefleckten Empfängnis unserer lieben Frau von Villa Vicosa, 1863 Ritter des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: s. Dolezal, 1953, 1960/61, 1974.
L.: NFP, 31. 10., Klagenfurter Ztg., 3. 11. 1872; ADB; SBL; Stafleu; Wurzbach; Leopoldina 8, 1872, S. 10f.; Proceedings of the Linnean Society of London 1872/73, 1873, S. XXXVIIff.; H. Trimen, in: Journal of Botany 11, 1873, S. 1ff.; P. Morelet, in: Bulletin de la Société Botanique de France 20, 1873, S. 78ff.; G. A. Zwanziger, in: Carinthia 72, 1882, S. 219ff., 257ff.; J. Gicklhorn, in: Österr. Naturforscher und Techniker, 1950, S. 20ff.; H. Dolezal, F. W., phil. Diss. Wien, 1953 (m. B. u. W.); H. Dolezal, in: Portugaliae Acta Biologica, Ser. B, 6, 1959, S. 257ff., 7, 1960/61, S. 49ff (m. B. u. W.); F. Widder, in: Berr. der dt. botan. Ges. 73, 1960, S. 50ff.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; T. D. V. Swinscow, in: Biological Journal of the Linnean Society 4, 1972, S. 269ff.; P. I. Edwards, ebd., S. 291ff.; H. Dolezal, F. W., 1974 (m. B. u. W.); I. Weiß, in: Ktn. Lebensbilder 3, 1974, S. 73ff.; M. Klemun, in: Carinthia II, 180/100, 1990, S. 11ff. (m. B.), 31ff.; R. Bäck, in: Kakteen und andere Sukkulenten 57, 2006, S. 333ff.; R. Bäck, in: Carinthia I, 202, 2012, S. 281ff. (m. B.); UA, Wien; Pfarre Maria Saal, Ktn.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 112f.
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