Wenig, Johann Baptist; Ps. Theophilus Philalethes (1826–1875), Theologe und Orientalist

Wenig Johann Baptist SJ, Ps. Theophilus Philalethes, Theologe und Orientalist. Geb. Neudorf, Böhmen (Trstěnice, CZ), 11. 8. 1826; gest. Innsbruck (Tirol), 25. 10. 1875; röm.-kath. W. trat nach Abschluss des Gymn. in Eger im September 1844 in Graz in die Ges. Jesu ein. Die damals ordensübl. Ausbildung (zweijähriges Noviziat in Graz, Stud. der Phil. im Kollegium am Freinberg in Linz) musste er, bedingt durch die Revolution von 1848, als der Orden ausgewiesen wurde, im Stud.haus der Jesuiten im französ. Vals mit dem Stud. der Theol. (bis 1853) fortsetzen; Priesterweihe 1852. Seinen Neigungen entsprechend stud. er daneben höhere Mathematik und oriental. Sprachen. Anschließend absolv. er das ordensübl. 3. Probationsjahr im belg. Drongen. Eine Professur am Jesuitenkollegium Saint Albert in Löwen wurde 1854 durch die Rückberufung nach Österr., wo der Orden inzwischen wieder zugelassen worden war, verhindert. Die folgenden drei Jahre unterrichtete W. an dem von Jesuiten geleiteten bischöfl. Knabenseminar Gregorianum am Freinberg in Linz Phil. und Physik, ehe 1857 ein Ruf an die neu eröffnete und den Jesuiten übertragene theol. Fak. der Univ. Innsbruck im Rang eines o. Prof. erfolgte. W. lehrte dort bis zu seinem Tod Einführung in die Hl. Schrift, bibl. Archäol. und oriental. Sprachen. Neben seinem allg. Interesse für sowohl europ. (er sprach neben Latein auch Französ. und beherrschte Italien., Span., Engl. und Altgriech.) als auch oriental. Sprachen (Hebr., Chaldäisch, Pers., Türk.) und Schriften (Keilschrift) entwickelten sich Arab. und Syr.-Aramäisch zu seinem wiss. Spezialgebiet. Die Veröff. eines ersten Tl. einer „Schola Syriaca“ (1866) trug ihm die Ernennung zum o. Mitgl. der Dt. Morgenländ. Ges. in Leipzig ein, doch erschien das als 2. Tl. angekündigte Lex. nicht mehr. W. fungierte 1860/61 und 1873/74 als Dekan der theol.-kath. Fak. und 1862/63, 1865/66 und 1868/69 als Rektor der Univ. Innsbruck. Innerhalb des Ordens wurde er 1858 mit der Leitung des neu gegr. theol. Konvikts (für Hörer der Theol., die nicht dem Jesuitenorden angehörten) im Nikolaihaus betraut, ab Dezember 1866 war er Rektor des Innsbrucker Jesuitenkollegs.

Weitere W.: Ueber den Wesensbestand des Menschen, 1863; Ueber die Freiheit der Wiss., 1866; Regulae de tono vocum arabicarum ..., 1870; Zur allg. Charakteristik der arab. Poesie, 1870; Ueber die kirchl. und polit. Inquisition, 1875 (unter Ps.). – Ungedruckte Mss. im Archiv der Österr. Prov. der Ges. Jesu, Wien: Excerpta syriaca, chaldaica et arabica ..., 1859; Synopsis Isagoges biblicae, o. J.
L.: Tiroler Stimmen, 27. 10. 1875; ADB; Egerländer Biograf. Lex.; Jesuitenlex.; Wurzbach; Theol. Literaturbl. 1, 1866, Sp. 117ff., 400, 2, 1867, Sp. 757, 9, 1874, Sp. 410, 10, 1875, Sp. 530ff., 573; E. Bülow, Hundert Lebensbilder aus der österr.-ung. Prov. der Ges. Jesu, 1902; Österr. Prov. der Ges. Jesu, Wien; Jesuitenkolleg, UA, beide Innsbruck, Tirol.
(M. Lehner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 121
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