Wenter Josef, Schriftsteller. Geb. Meran, Tirol (Meran/Merano, I), 11. 8. 1880; gest. Innsbruck (Tirol), 5. 7. 1947; röm.-kath. Sohn eines Meraner Hoteliers; zweimal geschieden. – Nach dem Schulbesuch in Meran absolv. W. eine Ausbildung zum Komponisten und Dirigenten in Leipzig und München (u. a. bei Max Reger), wandte sich aber dann der Literatur zu und verf. 1908 sein erstes Drama „Saul“. 1914 prom. er an der Univ. in Tübingen mit „Die Paradoxie als Stilelement im Drama Hebbels“, der für ihn als Vorbild wichtig blieb. Als Dramatiker zunächst wenig erfolgreich, wohnte er – zeitweise in großer Armut – in Klagenfurt, Innsbruck und Baden, zuletzt in Rattenberg. Seine Stücke wurden auf Prov.bühnen (u. a. Wiesbaden, Klagenfurt, v. a. Coburg) aufgef. Ab 1934 zählte er zu den Autoren des Wr. Burgtheaters. Der demokratiekrit. Autor trat 1933 in die NSDAP ein und trug ein Ged. zum „Bekenntnisbuch österreichischer Dichter“ (1938) bei. Ins literar. Leben integriert war W. trotz seiner Bekanntschaft mit Frank Wedekind und seiner Freundschaft mit Ludwig v. Ficker nicht und setzte sich auch kaum explizit mit Literatur auseinander. Schwerpunkte seines Schaffens sind hist. Dramen sowie erfolgreiche Tierromane und -geschichten („Monsieur, der Kuckuck, der Sonderbare“, 1930). 1941 erschienen seine Kindheitserinnerungen „Leise, leise! liebe Quelle“. Von den sprachl. anspruchsvollen Dramen, die er mehrfach überarbeitete, wurde „Der Kanzler von Tirol“ (erste Fassung 1926) am meisten gespielt. Die Tragödien über die Kaiser „Heinrich IV.“, 1925, bzw. „Der Sechste Heinrich“, 1933, stellen deren Italien-orientierte Reichspolitik als Irrtum dar und behandeln an ihrem Beispiel, wie andere Stücke (z. B. „Spiel um den Staat“, 1932; 1933 auch als Roman), das Thema von Führertum und Gefolgschaft. W.s Vorliebe galt Führerfiguren; als solche stellt er den Tiroler Kanzler Wilhelm Biener dar. Heute gehört W., formal wie sprachl. im 19. Jh. verhaftet, nicht mehr zum (regionalen) Kanon. 1936 erhielt W. trotz seiner NS-Sympathien den Würdigungspreis des Österr. Staatspreises. Der (lückenhaft erhaltene) Nachlass liegt im Innsbrucker Brenner-Archiv.