Wenzel, Andreas (Joseph) (1759–1831), Abt und Theologe

Wenzel Andreas (Joseph) OSB, Abt und Theologe. Geb. Wien, 4. 3. 1759; gest. ebd., 17. 11. 1831; röm.-kath. Sohn des Feldwebels Johann W. (geb. Simmering, NÖ/Wien, 28. 12. 1704; gest. Wien, 15. 2. 1771) und seiner Frau Sophia, geb. Wiest (geb. Luxemburg). – W., der in seiner Kindheit im Invalidenhaus des Wr. Großarmenhauses lebte, besuchte Schulen bei den Piaristen sowie den Jesuiten und absolv. die phil. Jgg. an der Univ. Wien. 1776 trat er in das Schottenstift ein und stud. Theol. an der dortigen Hauslehranstalt. Nach seiner Profess und Priesterweihe 1783 wirkte W. ab 1786 zunächst als Kooperator am Schottenfeld. Aufgrund seiner aufgeklärten Predigten wurde er jedoch 1793 auf Anweisung des erzbischöfl. Konsistoriums kurzzeitig suspendiert und ins Kloster zurückgeholt. 1794 beschuldigte man ihn zusammen mit Johann Siegfried Wiser und drei weiteren Priestern, durch seine autoritätskrit. Haltung mitverantwortl. für den Wr. „Schusterkomplott“ zu sein. Im nachfolgenden kirchl. Verfahren wurde W. jedoch rehabilitiert. Ab 1798 war er als Kurat im Kloster und ab 1806 als Pfarrer in St. Ulrich tätig. An der Univ. Wien wurde W. 1801 als Dr. art. lib. et phil. in das phil. Dr.kolleg aufgenommen und amtierte als Prokurator der sächs. (1802/03, 1806/07) und österr. (1805/06) Nation. 1807 erfolgte die Wahl W.s – als Nachfolger Benno Pointners – zum Abt des Schottenstifts und der mit diesem verbundenen Abtei Telki in Ungarn. Im selben Jahr konnte er das Schottengymn. eröffnen, für welches er ursprüngl. als Präfekt vorgesehen war. Selbst Vertreter eines josephin. Staatskirchentums, übte er i. d. F. verschiedene Funktionen im höheren Bildungswesen aus: An der Univ. Wien war er 1807/08 Dekan der phil. Fak. und 1808 kurzzeitig Vizedir. der phil. Stud. Ab 1809 fungierte er als Vizedir. und ab 1814 als Dir. der theol. Stud. und Präses der theol. Fak. Im Rahmen letzterer Funktion war er auch Referent der Stud.hofkomm. und w. nö. Reg.Rat. 1809/10 und 1818/19 bekleidete er das Amt des Rektors der Univ. Außerdem war er nö. ständ. Verordneter und Mitgl. der Landwirtschaftsges., ab 1816 zudem Zensor bei der Polizeihofstelle. Für das Schottenstift erwarb W. die Herrschaft Zellerndorf in NÖ (1826) und verantwortete die Errichtung des neuen Herrschaftshauses in Budajenő (1824) sowie des grundherrschaftl. Gerichtsgebäudes am Neubau (1825, später Bez.gericht). Ab 1827 ließ W. zunächst den Gebäudekomplex rund um das Kloster (Schottenhof) von →Josef Georg Kornhäusel umgestalten und das baufällige Konventgebäude des Stifts abreißen und neu errichten. Die Fertigstellung dieses „aufgeklärten Neubaus“ erlebte er jedoch nicht mehr. 1814 erhielt W. das theol. Ehrendoktorat der Univ. Wien, 1819 wurde er zum w. HR ernannt.

W.: s. Scriptores OSB.
L.: Scriptores OSB (m. W.); Wurzbach; E. Hauswirth, Abriß einer Geschichte der Benedictiner-Abtei U.L.F. zu den Schotten in Wien, 1858, S. 157ff.; G. Zeman, Abt A. W. …, theol. DA Salzburg, 2012; G. Zeman, in: Stud. und Mitt. zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 128, 2017, S. 291ff. (m. B.); Schottenstift, UA, beide Wien.
(M. A. Trofaier)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 125f.
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