Werdnik, Martin (1865–1930), Fechtlehrer

Werdnik Martin, Fechtlehrer. Geb. St. Johann bei Unterdrauburg, Stmk. (Šentjanž pri Dravogradu, SLO), 5. 11. 1865; gest. Wien, 13. 1. 1930; röm.-kath. Sohn eines Bauern; ab 1925 verheiratet mit Elisabeth Wilhelmine (Minna) W., geb. Preis (geb. Frankfurt am Main, Dt. Reich/D, 8. 7. 1885; gest. Wien, 14. 2. 1980; evang.), der Witwe des kroat.-österr. Fechtmeisters Milan (Michael) Neralić, die sich auch selbst als Fechtlehrerin einen Namen gemacht hatte. – Nach Besuch des Gymn. in Marburg und des Stiftsgymn. St. Paul trat W. 1885 in die Armee ein und absolv. 1888/89 den Militär-Fecht- und Turnlehrer-Kurs in Wr. Neustadt. Ab 1889 wirkte er als Fechtlehrer an der Militär-Unterrealschule in Eisenstadt, 1890–93 in gleicher Funktion am Militär-Reitlehrerinst. in Wien sowie ab 1893 bis zu seinem Tod als Fechtmeister des Fechtklubs Haudegen (ab 1906 Residenz-Fechtklub). 1893 erlernte er von Luigi Barbasetti die moderne italien. Fechtmethode, die er gem. mit diesem und anderen Sportkameraden in Wien popularisierte. 1899 erreichte er in Dresden den 2. Platz im Säbelbewerb der Meister des Dt. und Österr. Fechterbunds. 1904 wurde er Fechtmeister des Wr. Fechterbunds Die Landsknechte, ab 1909 auch des Wr. Akadem. Sportver. 1907 erfolgte die Gründung des Fechtsaals Werdnik an der Adresse des Residenz-Fechtklubs in Wien 1 als Privatfechtschule, die schon bald zu einer der angesehensten Fechtschulen Wiens avancierte. Bereits ab 1896 bemühte sich W. um den Fechtunterricht für Schüler höherer Schulen als Mittel gegen Haltungsschäden, ab 1904 bot er Spezialkurse für Mittelschüler an, 1906 richtete er im Residenz-Fechtklub eine Elevenabt. für Mittelschüler ein. 1908 wurden aufgrund der Bemühungen W.s und des Knittelfelder Realschuldir. Hans Wehr vom Min. für Kultus und Unterricht Mittelschülerfechtkurse als Freigegenstand angeboten. 1909 gab er den Anstoß zur Durchführung der ersten österr. akadem. Meisterschaft. Dank W.s Initiative veranstaltete die Akad. der Fechtkunst ab 1911 auch eigene Mittelschülermeisterschaften. 1910 bemühte sich W. um ein Lektorat für den Fechtunterricht an der Univ. Wien, das ihm 1911, allerdings ohne Anspruch auf staatl. Honorierung, genehmigt wurde. W. hielt nun als Univ.fechtmeister Kurse für Turnlehrer, Lehrer und Lehramtskandidaten, 1913 wurde ihm der Fechtunterricht für die Hörer des staatl. Turnlehrerbildungskurses ebd. übertragen. Ab 1914 trainierte er fortgeschrittene Fechter unter den Studenten, womit er auch die Zurückdrängung des Mensurfechtens zugunsten des modernen Sportfechtens bezweckte. W. meldete sich im Juni 1915 freiwillig zum Kriegsdienst und wurde an die italien. Front abkommandiert; 1915 Lt. Von Mai bis November 1916 fungierte er als Leiter der körperl. Erziehung aller Schulen des Militärgen.gouvernements Serbien, anschließend bis Jänner 1917 als Adj. des Truppeninsp. von Nordserbien. Ab Juni 1917 wieder an der Italienfront eingesetzt, nahm er an der 12. Isonzoschlacht teil und wurde im Dezember am rechten Unterarm schwer verwundet, woraufhin er zum Oblt. befördert wurde. Ab Oktober 1918 unterrichtete W., obwohl er zu 55 % kriegsinvalid war, wieder im Residenz-Fechtklub, ab 1920 zusätzl. an der Staatsakad. für Musik und darstellende Kunst. 1897 war er Gründungsmitgl. des Ver. der Fechtmeister Wiens, 1904 Mitbegründer der Akad. der Fechtkunst in Wien, ab 1905 deren Schriftführer, 1910–16 sowie 1919–23/24 deren Präs., danach Ehrenpräs. 1921 gründete er den Wr. Univ.fechtklub. 1913 wurde er zum Ehrenmitgl. des Ver. ung. Fechtmeister in Budapest ernannt, 1917 erhielt er die silberne Militär-Verdienst-Medaille am rot-weißen Band mit Schwertern, 1918 das Militärverdienstkreuz III. Kl. mit Kriegsdekoration und Schwertern.

W.: Das moderne Fechten als körperl. Erziehungsmittel der Jugend, 1909.
L.: RP, Sport-Tagbl., WZ, 15. 1. 1930; Jb. der Wr. Ges.; Allg. Sport-Ztg. 26, 1905, S. 670 (m. B.), 40, 1919, S. 83; H. K. Oldofredi, in: Der Fechtsport. FS ... 1931, 1931, S. 12; K. E. Lochner, in: Fünfzig Jahre Akad. der Fechtkunst in Wien: 1904–54, 1954, S. 9f.; 75 Jahre Akad. der Fechtkunst Österr., 1979; evang. Pfarre Wien-Leopoldstadt und Brigittenau, KA, UA, Ver.archiv der Bundespolizeidion. Wien, WStLA, alle Wien.
(M. Wenusch)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 129f.
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