Werner, Alexander (1844–1926), Techniker und Unternehmer

Werner Alexander, Techniker und Unternehmer. Geb. Hollenstein an der Ybbs (NÖ), 15. 7. 1844; gest. Wien, 25. 10. 1926; röm.-kath. Sohn des Bergwerksbesitzers in Hollenstein Wenzel W. und der Sophie Juliane Susanne W.; verheiratet mit Helene W., einer Schwester von →Richard Maria W. – W. besuchte 1861/62–64/65 die techn. Abt. des polytechn. Inst. in Wien und stud. 1864–65 auch an der Architekturschule der ABK (→Eduard van der Nüll, →Karl Roesner). Seine Berufslaufbahn begann er beim Württemberg. Bauamt in Tübingen, danach war er bei den oberhess. Eisenbahnen als Bauführer beschäftigt, ehe er nach Österr. zurückkehrte. 1869 wurde W. zum prov. Ing.-Ass. für den Dienst der Gen.inspektion der österr. Eisenbahnen ernannt, später fungierte er bei den ung. Staatsbahnen als Bauleiter beim Bau der ung. Nordostbahn. Nachdem er sich als Unternehmer selbstständig gemacht hatte, errichtete er mehrere Hochbauten in Wien, legte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit aber v. a. auf die Planung und Ausführung von Straßenbahnen in mehreren Städten der Monarchie: 1874 erhielt er zusammen mit dem Architekten Rudolf Neumayr und dem Ing. Ludwig Philipp Schmidt die Konzession zum Bau und Betrieb einer Pferde-Eisenbahn nach amerikan. System für den Personen- und Güterverkehr in Triest, die 1876 eröffnet wurde (Triester Tramway-Ges.). Gem. mit Schmidt erlangte er 1880 auch die Genehmigung für Vorarbeiten zum Bau einer schmalspurigen Eisenbahn von Urfahr nach Kleinmünchen (heute Stadtteile von Linz), für die sie statt der übl. eine reduzierte Spurweite von 900 mm wählten. W. wurde i. d. F. Dir. und Betriebsleiter der Linzer Tramway-Ges. 1883 legte er sein erstes Projekt zu einer Dampfstraßenbahn von Salzburg nach Berchtesgaden vor und gründete 1885 gem. mit dem Ziviling. Franz Kreuter die Salzburger Localbahn (SLB; ab 1888 in Form einer AG als Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Ges., SETG), deren Strecke vom Bahnhof Salzburg bis zur Station Drachenloch (St. Leonhard) 1886 den Betrieb aufnahm. Die Waggons bezog W. von der Grazer Waggonfabrik →Johann Weitzers. Zusätzl. wurde innerhalb des Stadtgebiets eine Pferdetramway gebaut. 1892 errichtete die SETG die Standseilbahn auf die Festung Hohensalzburg, und 1896 wurde die Bahnstrecke Salzburg–Lamprechtshausen eröffnet. Für Pressburg schlug W. 1893 zunächst eine Pferdestraßenbahn vor, änderte den Plan allerdings in eine elektr. Straßenbahn ab. Das betreffende Konsortium, dem W. angehörte, bildeten die Firmen Lindheim & Comp. Co (Wien) sowie Ganz & Cie (Budapest). Letztere lieferte auch die Waggons. 1895 wurde die Hauptstrecke vom Donaukai bis zum Hauptbahnhof in Betrieb genommen. Darüber hinaus soll W. im Auftrag französ. und belg. Ges. Stud.reisen in die Schweiz, nach Dtld., Belgien, Italien und nach Ägypten unternommen haben, um Gutachten über Berg- und Kleinbahnen zu erstellen. Außerdem fungierte er nach dem Tod →Theobald Obachs 1887 als Prokurist in dem von jenem gegr. Seilbahnunternehmen. 1895 erhielt er den Titel eines Baurats. Um 1905 setzte er sich zur Ruhe. W. war langjähriges Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver.

L.: Sbg. Volksbl., 9. 7. 1924; WZ, 10. 11. 1926; Centralbl. für Eisenbahnen und Dampfschiffahrt der Oesterr.-Ung. Monarchie 8, 1869, S. 534; WS des österr. Ing.- und Architekten-Ver. 6, 1881, S. 53; ZÖIAV 72, 1920, S. 176; Ľ. Jurika u. a., 100 Jahre Straßenbahnen in Bratislava. 1895–1995, 1995, S. 6f.; G. Mayr, Salzburgs gelbe Elektrische, 2004, S. 10ff., 17; M. Kavacký, Bratislavské električky oslavujú 120 rokov (online, Zugriff 18. 10. 2018); ABK, Pfarre St. Stephan, TU, alle Wien; Pfarre Hollenstein an der Ybbs, NÖ.
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 134
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