Werner Rezső (Rudolf), Jurist. Geb. Kalocsa (H), 12. 7. 1838; gest. Budapest (H), 15. 4. 1907; röm.-kath. Nach dem Schulbesuch in seiner Geburtsstadt sowie in Frankenstadt und Fünfkirchen stud. W. zwei Jahre lang Theol. im Priesterseminar in Kalocsa. Nach Aufgabe der geistl. Laufbahn legte er die Matura ab und stud. ab 1859 Jus an der Univ. Pest; 1865 Dr. iur. I. d. F. war er als Ass. an der neu eröffneten bischöfl. Rechtsakad. in Fünfkirchen tätig; 1866 ao., 1869 o. Prof. Er unterrichtete rechts- und staatswiss. Enz., Vernunft- und Strafrecht sowie Prozess- und Bergrecht. 1869 veröff. W. eine ung. Übers. des „Lehrbuchs des Naturrechts ...“ des Leipziger Prof. Friedrich Adolph Schilling („A természetjog, vagy bölcseleti jogtudomány kézi könyve …“, 2 Bde., 3. Aufl. 1880), wozu er später als Ergänzung eine Geschichte der Rechtsphil. verf. („A bölcsészeti jogtudomány történelme …“, 1875, 5. Aufl. 1903). 1873 wurde er o. Prof. für Vernunft- und Strafrecht sowie rechts- und staatswiss. Enz. an der kgl. Rechtsakad. in Kaschau. 1872 und 1875 bewarb er sich erfolglos um die Professur für Vernunftrecht an der Univ. Budapest. 1888–1905 wirkte W. als o. Prof. für rechts- und staatswiss. Enz., Rechtsphil. und Völkerrecht an der Univ. Klausenburg. Nach seiner Emer. lebte er zurückgezogen in Budapest und widmete sich seiner wertvollen Antiquitätensmlg. Durch seine Schilling-Übers. und bes. durch seinen Überblick über die Geschichte der Rechtsphil. zählte W. im Ungarn der Jh.wende zu den einflussreichsten Hand- und Lehrbuchautoren im Bereich der Rechtstheorie. Er war ein Vertreter der damals in Europa bereits als veraltet geltenden kant. (vernunftrechtl.) Richtung der Rechtsphil. Bes. in seiner Kaschauer Zeit machte sich W. daneben als Strafrechtler einen Namen und war wegen seiner einschlägigen Lehrwerke, Kommentare und Z.beitrr. ein angesehener Kriminalwiss. Später arbeitete W. auch einige völkerrechtl. Gutachten aus.