Wertheimer von Monor, Eduard (Ede) von (1848–1930), Historiker

Wertheimer von Monor Eduard (Ede), Historiker. Geb. Pest (Budapest, H), 2. 6. 1848; gest. Berlin, Dt. Reich (D), 25. 12. 1930; mos., ab 1886 röm.-kath. Sohn des Fülöp (Philipp) Wertheimer, Ledergroßhändler in Pest-Buda, und der Carolina (Karoline) Wertheimer, geb. Trebitsch, Vater des akadem. Malers Andor W. v. M. (geb. 10. 4. 1891; gest. 1. 1. 1921) und des Schriftstellers Oscar Theodor W. v. M. (geb. 11. 11. 1892; gest. KZ Auschwitz, Dt. Reich/PL, 1944); ab 1890 mit Josefine W. v. M., geb. Skutecky (1864–1924), verheiratet. – Nach der Matura am Gymn. in Pest 1866 inskribierte W. an der phil. Fak. der Univ. Wien und stud. 1867–69 Phil. an der Univ. Berlin. 1873–75 absolv. er den Kurs des Inst. für österr. Geschichtsforschung in Wien, das zu dieser Zeit von →Theodor v. Sickel geleitet wurde. Er schloss den Kurs mit einer Abh. zum Thema „Die Erwerbung Triests durch Leopold III. von Österreich“ ab. Bereits 1877 Priv.Doz. an der Univ. Klausenburg, lehrte W. 1878–86 als Prof. für allg. Geschichte an der Kgl. Ung. Rechts-Akad. in Hermannstadt und war 1888–1914 Prof. für allg. Geschichte an der Ung. Rechts-Akad. in Pressburg. Danach trat er i. d. R. W. publ. mehr als 100 Bücher und Beitrr. in dt., ung. und französ. Sprache. Seine Stud., die auf umfangreichen archival. Forschungen in vielen großen europ. Archiven fußten, behandelten u. a. außenpolit. Fragen der Habsburgermonarchie. Zu seinen Hauptwerken zählt die zweibändige „Geschichte Oesterreichs und Ungarns im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts“ (1884–90), die unter dem Titel „Ausztria és Magyarország a tizenkilenczedik század első tizedében“ (1890–92) auch in ung. Sprache erschien. W.s polit. Ideal war die Aussöhnung der österr.-ung. Gegensätze und nicht zufällig verf. er eine Biographie des bedeutenden ung. Aristokraten und Außenministers: „Graf Julius Andrássy. Sein Leben und seine Zeit. Nach ungedruckten Quellen“ (ung. „Gróf Andrássy Gyula élete és kora“, beide in 3 Bde., 1910–13), eine Stud. des Dualismus und der Rolle Ungarns. Weitere wichtige Werke sind „Bismarck im politischen Kampf“ (1929), „Die drei ersten Frauen des Kaisers Franz“ (1893) und „Der Herzog von Reichstadt“ (1902, 2. Aufl. 1913; engl. „The Duke of Reichstadt …“, 1905). Darüber hinaus schrieb W. hist. Beitrr. für den „Pester Lloyd“, die „Neue Freie Presse“ sowie die Z. „Századok“ und „Budapesti Szemle“. 1906 wurde er mit dem Prädikat „Monor“ nob. und 1914 mit dem HR-Titel ausgez. Er war ab 1900 k. M., ab 1926 o. Mitgl. der MTA.

Weitere W.: s. Wurzbach.
L.: Magyarság, 28., Budapesti Hírlap, 30. 12. 1930; Lhotsky, Inst.; M. Zsido Lex.; Markó; Wurzbach (m. W.); K. Schünemann, in: Ung. Jbb. 8, 1928, S. 173f.; D. Csánki, in: Akadémiai Értesitö 41, 1931, S. 130f.; UA, Wien; Budapest Föváros Levéltára, Magyar Nemzeti Levéltár, beide Budapest, H.
(U. Harmat)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 147
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