Wertmüller, Alfons (Alphons) (1852–1916), Architekt und Baumeister

Wertmüller Alfons (Alphons), Architekt und Baumeister. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 21. 11. 1852; gest. Karolinenthal, Böhmen (Praha, CZ), 17. 1. 1916. Sohn des Baumeisters und Bgm. von Žižkow Moritz W. (1817–1890) und der Rosalie W., geb. Töpfer, Vater des Architekten Alfons W. (geb. 1882); verheiratet mit Leopoldine W. – W. stud. ab 1871 an der dt. TH in Prag und in Dresden Hochbau und Architektur, danach trat er ins Baubüro seines Vaters ein. 1880 legte er die Baumeisterprüfung ab und wirkte kurz danach als Stadtbaumeister. Bereits 1884 erwarb er sich durch den Umbau der Prager Hohen Synagoge den Ruf eines soliden und zuverlässigen Baumeisters. 1886 erhielt er einen seiner bedeutendsten Aufträge – die Ausführung des Neuen Dt. Theaters (heute Státní opera) in Prag nach den Plänen von →Ferdinand Fellner d. J. und →Hermann Helmer. Unmittelbar darauf folgten weitere große Projekte: die Landwehrkaserne (1887) und die Synagoge in Budweis (Entwurf →Max Fleischer, 1887–88), das Bez.hptm.schaftsgebäude in Kladen (1893–94), die Erweiterung des Palais der Prager Böhm. Sparkasse (Plan →Friedrich Schachner, 1894–96), der Umbau des Staatsbahnhofs in Prag (1894; heute Masarykovo nádraží). Um 1900 führte er einige der größten staatl. Bauten Böhmens aus: das Postgebäude in Aussig (1899–1900; abgerissen) und die Hauptpost in Karlsbad (1900–03, beide nach →Friedrich Setz), das Strafgerichtshaus in Prag (1900–03, nach →Emil v. Förster) und das Kreisgerichtsgebäude in Leitmeritz (1906–10). W. fühlte sich im Gegensatz zu seinem Vater den Dt.böhmen zugehörig und übernahm nach der Jh.wende von dieser Seite zahlreiche Aufträge: So führte er 1901 den Umbau der Turnhalle des Prager Turnver. aus, 1906 vergrößerte er den Orchesterraum des Dt. Theaters, 1907–08 baute er das zweite dem Dt. Casino gehörende Ver.haus „Zu den drei Reitern“ nach Plänen von Josef Zasche aus. Über W.s selbstständige Projekte ist wenig bekannt, öff. Beachtung erzielten die von ihm erbauten Pavillons der Prager Eisen-Ind.-Ges. bei der Jubiläums-Ausst. von 1891 bzw. die Fabriksanlage für landwirtschaftl. Maschinen und Eisengießerei der Fa. Theodor Umrath (1901, Wissotschan). Erwähnenswert ist auch das im dekorativen Barockstil errichtete Gebäude der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt (1894–96, Prag). 1908 führten W.s gesundheitl. Probleme zum wirtschaftl. Niedergang seiner Baufa. W. war ein fähiger und erfolgreicher Bautechniker, dessen Unternehmen zu den größten dieser Art in Prag gehörte. 1896 erhielt er den Titel eines k. u. k. Hofbaumeisters; 1901 Baurat.

Weitere W.: s. Enc. architektů.
L.: Prager Tagbl., 1. 11. 1896, 21. 11. 1908, 21. 1. 1916; Prager Abendbl., 19. 1. 1916; Fellner & Helmer. Die Architekten der Illusion, ed. G. M. Dienes, Graz 1999, S. 178f. (Kat.); Enc. architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, ed. P. Vlček, 2004 (m. W.).
(V. Vostřelová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 151
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