Wichner, Josef (Joseph) (1852–1923), Schriftsteller und Lehrer

Wichner Josef (Joseph), Schriftsteller und Lehrer. Geb. Bludenz (Vbg.), 23. 10. 1852; gest. Krems (Krems an der Donau, NÖ), 14. 6. 1923 (Ehrengrab); röm.-kath. Sohn des Schneiders und Soldaten Friedrich W. (Wüchner) (geb. Steinberg, Stmk., 9. 8. 1808; gest. Bludenz, 17. 8. 1860) und der Katharina W. (Wüchner), geb. Vaplon (geb. Bludenz, 12. 12. 1815; gest. ebd., 9. 6. 1861), Neffe des Admonter Stiftsarchivars und -bibliothekars Jakob W. OSB (geb. Graz, Stmk., 22. 7. 1825; gest. Admont, Stmk., 21. 10. 1903); ab 1880 verheiratet mit Maria Mathiasch (geb. Enzersdorf im Thale, NÖ, 28. 1. 1858; gest. Brunnkirchen, NÖ, 21. 4. 1948). – Früh zum Vollwaisen geworden, wuchs W. bei zwei Tanten auf, denen er im 1. Tl. seiner Autobiographie „Im Schneckenhaus“ (1893) ein Denkmal setzte. Mit zwölf Jahren kam er auf das Gymn. in Feldkirch und begann nach der Matura (1872) ein Stud. in Innsbruck mit dem Ziel, Lehrer zu werden. Da ihm das ärml. Studentenleben nicht zusagte, wechselte er nach Brixen ins Priesterseminar. Vor der Ordination verließ er dieses jedoch wieder und versuchte, eine Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Schließl. entschied er sich nochmals für ein Stud. an der Univ. Innsbruck (1875–78, Lehramtsprüfung aus klass. und dt. Philol.). I. d. F. trat er am Feldkircher Gymn. eine Stelle als Hilfslehrer an. Im 2. und 3. Tl. seiner Autobiographie („Im Studierstädtlein“, 1896; „An der Hochschule“, 1900) hielt er später die Erinnerungen an jene Zeit fest. 1880 erhielt er eine Anstellung am Gymn. in Krems, wo er bis zu seiner Pensionierung 1908 (als Schulrat) Latein, Griech. und Dt. unterrichtete. Dem konservativen Lager zugehörig, engag. sich W. viele Jahre im örtl. Ausschuss des Nö. Volksbildungsver. Erst relativ spät begann seine literar. Tätigkeit. 1889 erschien unter dem Titel „Alraunwurzeln“ eine Erzählsmlg., die →Peter Ros(s)egger gewidmet war. Dieser verglich W. in einer Rezension mit Johann Peter Hebel. Die Verbindung zu Rosegger, mit dem er auch korrespondierte, sollte das literar. Schaffen W.s maßgebl. prägen. Es folgten weitere Bde.: „Aus der Mappe eines Volksfreundes“ (1891), „Erlauschtes“ (1895), „Nimm und lies“ (1897), „Jahresringe“ (1899), „Im Frieden des Hauses“ (1901), „Zeitvertreib“ (1904), „An sonnigen Tagen“ (1907) und „Von des Lebens Leid und Lust“ (1910). An Jugendbüchern verf. W. „In freien Stunden“ (1899), „Vor dem Arlberg“ (1904), „Tiergeschichten“ (1909) und „Herbstsegen“ (1914). Darüber hinaus betätigte er sich als Lyriker und Dramatiker. Sein Werk ist der Heimatkunstbewegung der Jh.wende zuzuordnen. In Anlehnung an Rosegger beschrieb W. sich selbst häufig als Volksschriftsteller. 1910 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Sein Nachlass und seine Bibl. wurden von der Stadt Bludenz angekauft, sein Briefwechsel mit Rosegger wird im Felder-Archiv der Vbg. Landesbibl. aufbewahrt.

Weitere W.: s. Giebisch–Gugitz; Kosch.
L.: Giebisch–Gugitz (m. W.); Kosch (m. W.); K. Landsteiner, J. W., 1903; H. Nägele, J. W., 1912 (m. B.); L. Husinsky, in: Die Kultur. Vjs. für Wiss., Literatur und Kunst 15, 1914, H. 1, S. 36ff.; M. Bilgeri, in: Feierabend. Wochenbeil. zum Vbg. Tagbl. 12, 1930, F. 22, S. 324ff.; E. Thurnher, J. W., phil. Diss. München, 1941; J. Thaler, in: Bludenz …, ed. N. Schnetzer – A. Rudigier, 2015, S. 548ff. (m. B.); Pfarre Krems-St. Veit, NÖ; UA, Innsbruck, Tirol; Pfarre Bludenz, Vbg.
(Ch. Thöny)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 169f.
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