Wickenburg (Capello von Wickenburg), Stephan (István) Gf. von (1859–1931), Beamter und Jurist

Wickenburg (Capello von Wickenburg) Stephan (István) Gf. von, Beamter und Jurist. Geb. Arad, Ungarn (RO), 16. 6. 1859; gest. Velence (H), 30. 12. 1931; röm.-kath. Sohn des Mjr. Edmund (Ödön) Gf. v. W. (geb. 6. 2. 1831; gest. Wadowice, Galizien/PL, 11. 3. 1871, Suizid) und der Sternkreuzordensdame Stefánia Gfn. v. W., geb. Horváth v. Zalabér (geb. Söjtör, H, 1830; gest. 1921), Bruder von →Markus Gf. v. W., Großneffe von →Matthias Constantin Gf. v. W.; ab 1905 verheiratet mit Mária Zsófia Gfn. v. W., geb. Gfn. Pückler u. Limpurg (1865–1955). – Nach wechselvollen Kinderjahren in Ungarn, Mexiko und Galizien besuchte W. ab 1870 das Wr. Theresianum und stand daneben 1871–79 als Edelknabe im Hofdienst. Ein 1877 an der Wr. Univ. begonnenes Jus- und staatswiss. Stud. schloss er 1883 in Budapest mit der Prom. zum Dr. rer. pol. ab. Nach kurzem Praktikum im Steuerinspektorat der kgl. ung. Finanzdion. Budapest wurde W. 1882 zur Steuerbehörde nach Fiume versetzt. Im März 1885 wechselte er an das kgl. ung. Gubernium für Fiume und die ung.-kroat. Seeküste. Seinen Aufstieg innerhalb der Beamtenhierarchie begünstigten die um die Jh.wende angelaufenen Zentralisierungsbestrebungen der ung. Regierung, die die Kompetenzen des Guberniums wesentl. erweiterte. Im 1901 neu errichteten Gubernialrat hatte W. das polit.-administrative Referat inne und übernahm 1906 de facto die Vertretung der immer öfter abwesenden Gouverneure. 1909 zum stellv. Gouverneur und 1910 zum Gouverneur und Präs. der Seebehörde ernannt, bildeten die Umsetzung der Zentralisierungsvorhaben sowie die Verstaatlichung der Stadtpolizei und die Stationierung der ung. Grenzpolizei in der Hafenstadt seine Hauptanliegen. Auch unterstützte er die regierungsfreundl. Parteien im Stadtparlament (Rappresentanza). Die Bombenanschläge auf den Gouverneurspalast in Fiume 1913/14 standen jedoch für das Scheitern seines polit. Kurses. Nach seinem Rücktritt 1917, ausgelöst durch den Sturz der Regierung von →István Gf. Tisza v. Borosjenő u. Szeged, ließ er sich in Ungarn nieder. Der begeisterte Maler W. war mitbeteiligt, dass Fiume ab 1891 durch die Kunstschauen der Ung. Ges. für Bildende Kunst und des Nemzeti Szalon zu einem wichtigen Ausst.ort avancierte. Seine wertvolle numismat. Smlg. vermachte er dem Stadtmus. von Stuhlweißenburg. W. wurde 1901 Kämmerer und 1911 Geh. Rat, 1911 erhielt er den chines. Orden vom Doppelten Drachen I. Grades I. Kl., 1917 das Großkreuz des Franz Joseph-Ordens mit der Kriegsdekoration.

W.: A képzőművészet Fiuméban, in: Magyarország vármegyéi és városai – Fiume és a magyar-horvát tengerpart, ed. S. Borovszky – J. Sziklay, 1897.
L.: Katolikus Lex.; Pallas; Révai; A magyar társadalom lex., 1930; J. Bölöny, in: Levéltári Közlemények 48–49, 1978, S. 123ff.; F. Soós, Magyar numizmatikusok panteonja, 2010, S. 255ff.; Á. Ordasi, in: Natio est semper reformanda, ed. L. Anka u. a., 2016, S. 335ff.; Á. Ordasi, in: Századok 152, 2018, S. 401ff.
(I. Ress)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 174f.
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