Widerhofer, Hermann Frh. von (1832–1901), Pädiater

Widerhofer Hermann Frh. von, Pädiater. Geb. Weyer (OÖ), 24. 3. 1832; gest. Hinterstein (Bad Ischl, OÖ), 28. 7. 1901 (begraben: Wien); röm.-kath. Sohn des Bez.wundarztes Lorenz W. (gest. 1839), Vater u. a. des Off. und Angestellten Rudolf Frh. v. W. (geb. 23. 11. 1876; gest. 7. 3. 1940) sowie des Juristen und Konz. Hermann (Harry) Frh. v. W. (1881–1910); ab 1875 verheiratet mit der Arzttochter Eugenia Freifrau v. W., geb. Joris (geb. 22. 3. 1845; gest. Bad Ischl, 31. 7. 1896), ab 1900 mit Rosa Freifrau v. W., geb. Korkus. – Als Konviktist und Sängerknabe besuchte W. das Stiftsgymn. St. Lambrecht, bevor er an die Gymn. in Marburg und Graz wechselte. Ab 1850 stud. er Med. an der Univ. Wien, wo →Ferdinand Ritter Arlt v. Bergschmidt, →Ferdinand v. Hebra, →Josef Hyrtl, →Karl Frh. v. Rokitansky und →Josef v. Skoda zu seinen Lehrern zählten; 1856 Dr. med., 1863 Dr. chir. 1856–59 Sekundararzt an der Findelanstalt in Wien, wirkte er danach als Sekundararzt und Ass. von →Franz Mayr im St. Anna Kinderspital und übernahm nach dessen Tod 1863 die Dion. 1862 war W. der Erste, der sich im Fach Kinderheilkde. mit Forschungen zur Enteritis follicularis bei Säuglingen habil.; 1866 ao. Prof., 1884 o. Prof. für Kinderheilkde. In den 1880er-Jahren wurde der von W. veranlasste Bau zweier Pavillons für Diphtherie- und Scharlachkranke im St. Anna Kinderspital fertiggestellt. Daneben fungierte W. als Mitgl. des Obersten San.rats, als Leiter des Ver. für das Krankenhaus (Bad) Hall und als Dir. des dortigen Kn. Elisabeth-Kinderspitals. Darüber hinaus wurde er zum Leibarzt von K. →Franz Joseph I. sowie dessen Familie ernannt. Als solcher leitete er 1889 die Obduktion des Kronprinzen →Rudolf und erstellte das ärztl. Gutachten nach dessen Suizid. Wiss. befasste sich W. mit diversen modernen Therapieverfahren bei Kinderkrankheiten, insbes. Diphtherie und Scharlach. Seine Arbeiten „Die Krankheiten am Nabel des Neugeborenen“ (1863), „Die Erkrankungen der Bronchialdrüsen“ (in: Hdb. der Kinderkrankheiten 3, Abt. 2, ed. Carl Gerhardt, 1878) und „Die Krankheiten des Magens und des Darmes im Kindesalter“ (ebd. 4, Abt. 2, 1880) waren maßgebl. für die wiss. und universitäre Etablierung der Pädiatrie in den dt.sprachigen Ländern. 1864 übernahm W. als Red. das „Jahrbuch für Kinderheilkunde und physische Erziehung“, in dem er auch selbst publ. W. erhielt 1869 den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1889 jenen der II. Kl., 1879 das Komturkreuz und 1892 jenes mit dem Stern des Franz Joseph-Ordens. Weiters war er Kommandeur des belg. Leopold-Ordens, Großoff. des serb. Takovo-Ordens sowie Off. der französ. Ehrenlegion. 1875 HR, wurde er 1890 in den Frh.stand erhoben und 1895 zum Mitgl. des HH auf Lebenszeit ernannt.

Weitere W.: Prof. W. über die Heilserum-Therapie, in: NFP, 22. 12. 1894.
L.: NFP, NWT, WZ (Abendausg.), 29., Neues Wr. Journal, NFP (Parte), 30., Tages-Post (Linz), 31. 7., Linzer Volksbl., 1. 8. 1901; Sbg. Volksbl., 23. 3., Neues Wr. Journal, 12. 4. 1923; Adlgasser; Inauguration Univ. Wien 1901/02, 1901, S. 8ff.; Lesky, s. Reg.; Wurzbach (s. u. Joseph W.); F. Frühwald, in: WKW 14, 1901, S. 768f.; Österreichs Illustrierte Ztg. 10, 1901, S. 786f.; Wr. Salonbl. 32, 1901, Nr. 31, S. 11f.; British Medical Journal 12, 1901, S. 1117; Th. Escherich, in: WKW 15, 1902, S. 557ff., 20, 1907, S. 1510ff.; E. Fronz, Die Dioskuren W. und Weinlechner, 1928, S. 120ff.; K. Foltanek, in: WMW 82, 1932, Sp. 1215ff. (m. B.); M. Neuburger, in: WKW 45, 1932, S. 1151f.; G. Hennig, H. Frh. v. W. …, med. Diss. Wien, 1945; Oö. Ärztechronik, ed. E. Guggenberger, 1962 (m. B.); P. Krepler, Das Kind und sein Arzt, 1988, S. 47ff.; K. H. Tragl, Chronik der Wr. Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; UA, Wien (m. B.); Pfarre Bad Ischl, Pfarre Weyer, beide OÖ.
(K. Pilz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 176
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