Widmann, Bohuslav (Bohuslaw) Frh. von (1836–1911), Politiker und Beamter

Widmann Bohuslav (Bohuslaw) Frh. von, Politiker und Beamter. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, CZ), 12. 3. 1836; gest. Wien, 9. 6. 1911 (begraben: Schwarzenau, NÖ); röm.-kath. Sohn des Kreishptm. Josef Karl Ritter v. W. (geb. 9. 8. 1803; gest. Olmütz, 1. 1. 1876) und der Anna v. W., geb. Gfn. Vetter v. der Lilie (geb. Neuhübel, Mähren / Nová Horka, CZ, 6. 9. 1812; gest. Olmütz, 18. 10. 1843), Vater u. a. des Off. Leo Frh. v. W. (geb. Brünn, 30. 8. 1874; gest. Wien, 20. 2. 1918); ab 1871 verheiratet mit Gabriele Freifrau v. W., geb. Skene (geb. Alexowitz, Mähren / Alexovice, CZ, 14. 4. 1852; gest. Wien, 23. 1. 1922), der Tochter →Alfred (I.) Skenes. – Nach dem Gymn. und einem Rechtsstud. am Theresianum in Wien (1845–56) trat W. 1856 in Mähren in den Verwaltungsdienst ein, wo er zunächst an der Statthalterei in Brünn und während des Kriegs 1866 gegen Preußen als Zivilkoär. beim X. Armeekorps tätig war. 1867 wurde er Leiter des Bez.amts, nach der Verwaltungsreform 1868 Bez.hptm. in Neutitschein, von wo er im März 1870 in gleicher Funktion nach Olmütz versetzt wurde. Ab Dezember 1870 war er wieder an der Statthalterei in Brünn, wo er 1871 zum Statthaltereirat avancierte. 1874 übernahm er die Leitung der Landesregierung in Laibach und wurde im Jahr darauf def. Landespräs., wobei die Betonung von W.s prononciert dt. und verfassungstreuer Haltung ein deutl. Signal gegen die kath.-slowen. Opposition war. Ende Dezember 1877 wechselte er als Statthalter nach Linz und 1879 nach Innsbruck. 1890 trat er aus Gesundheitsgründen i. d. R., wurde aber im folgenden Jahr als dt.liberaler Kandidat für die Dt.-Südtiroler Städte sowie die HGK Bozen in das AH gewählt. Er schloss sich dem Klub der Vereinigten Dt. Linken an, dessen Vorstand er 1893–94 angehörte. Im Herbst 1891 wurde er mehrfach als Kandidat für den neu geschaffenen Posten eines dt. Landsmannministers im Kabinett Taaffe genannt, zu dem jedoch schließl. Gandolph Gf. v. Kuenburg ernannt wurde. W. war Obmann des Wahlreform- und Obmannstellv. des Verwaltungsausschusses sowie des Ausschusses zur Behandlung der Gesetzesvorlage für eine neue Dienstpragmatik der Staatsbeamten. Im Juli 1895, kurz nach dem Sturz des Koalitionsmin. →Alfred Fürst zu Windisch-Graetz wegen des Widerstands seiner Partei gegen die Finanzierung von slowen. Parallelklassen im Gymn. von Cilli, den W. nicht mittrug, legte er sein Mandat aus persönl. Gründen nieder und war darauf nicht mehr öff. aktiv. Seit der Pensionierung lebte er in Wien und auf Gut Schwarzenau im Waldviertel, das seine Frau 1884 gekauft hatte. W. erhielt 1865 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone und 1890 das Großkreuz des Franz Joseph-Ordens. Ab 1879 war er zudem Geh. Rat und ab 1881 Kommandeur des Leopold-Ordens. Im selben Jahr wurde er in den Frh.stand erhoben.

L.: Laibacher Tagbl., 10., 16. 7. 1874; Meraner Ztg., 21. 3. 1891; Bozner Ztg., 31. 7. 1895; Adlgasser; Wurzbach; A. Bundsmann, Die Landeschefs von Tirol und Vbg. …, 1954; Biografický slovník Slezska a severní Moravy, NR 3, 2002; Pfarre Währing, Wien; Kostel sv. Mořice, Olomouc, CZ.
(F. Adlgasser)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 178
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>