Wiedemann, Hermann (1879–1944), Sänger

Wiedemann Hermann, Sänger. Geb. Neuhausen, Dt. Reich (München, D), 7. 3. 1879; gest. Puchberg am Schneeberg (NÖ), 21. 6. 1944. Verheiratet mit der Sängerin Maria (Marie) Dopler (geb. Wien, 20. 2. 1886). – Nach W.s Debüt in Elberfeld 1905 folgten weitere Stationen in Brünn (1906–09), Hamburg (1909–13), Berlin (1913–16) und schließl. in Wien, wo er von Anfang September 1916 bis zu seinem Tod der Hof- bzw. Staatsoper verbunden blieb. Außer seinem Wirken im geläufigen lyr.-dramat. Baritonfach zeichnete sich W. durch spezielle Begabung für Charakterrollen aus. Als Beckmesser in Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ und als Faninal in „Der Rosenkavalier“ von →Richard Strauss galt er durch viele Jahre als Vorbild. Er verkörperte diese Rollen auch auf Gastspielen, die ihn nach Brüssel, London, Barcelona und Buenos Aires führten. Bei den Salzburger Festspielen trat W. 1922 erstmals als Guglielmo in Mozarts „Così fan tutte“ unter der Leitung von Strauss auf, 1925 als Malatesta in Gaetano Donizettis „Don Pasquale“. 1929–32, 1934/35–37, 1939 und 1941 war er dort Faninal, 1936 und 1937 Beckmesser unter Arturo Toscaninis Leitung. Vorwiegend als Wagnersänger trat er 1934–41 in der Waldoper Zoppot auf. W. wirkte in zahlreichen Wr. Ur- und Erstauff. mit, so als Doktor in →Alban Bergs „Wozzeck“, in Opern von →Leoš Janáček („Jenůfa“), Strauss („Arabella“, „Intermezzo“, „Der Friedenstag“), Hans Pfitzner („Das Herz“), →Wilhelm Kienzl („Don Quichotte“), Franz Schreker („Die Gezeichneten“, „Der Schatzgräber“), Erich Wolfgang Korngold („Violantha“, „Der Ring des Polykrates“, „Das Wunder der Heliane“), →Julius Bittner („Das Veilchen“), →Felix Weingartner („Meister Andrea“), Alexander Zemlinsky („Eine florentinische Tragödie“), Giacomo Puccini („Der Mantel“, „Das Mädchen aus dem Goldenen Westen“), →Franz Lehár („Giuditta“) und vielen anderen. 1943 schwer erkrankt, starb Kammersänger W. in einem Sanatorium.

L.: NWT, 24. 6. 1944; Grove, 2001; Grove, Opera; Kosch, Theaterlex.; Kutsch–Riemens; oeml; E. Luther, Die Zoppoter Waldoper, 2010, S. 210f.
(C. Höslinger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 180
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