Wiegele, Franz (1887–1944), Maler

Wiegele Franz, Maler. Geb. Nötsch (Nötsch im Gailtal, Ktn.), 23. 2. 1887; gest. ebd., 17. 12. 1944 (umgekommen); röm.-kath. Sohn des Maschinenschlossers und Schmieds Franz W. und von Gertrud W., geb. Tarmann, Schwager von →Anton Kolig; ledig. – Nach dem Besuch der Unterstufe des Gymn. in Triest wechselte W. an die Realschule in Klagenfurt, wo er 1905 maturierte. Auf Anregung seines Nötscher Freunds Sebastian Isepp besuchte er an der Wr. ABK ab 1907 die Allg. Malerschule bei →Christian Griepenkerl sowie 1909–10 die Spezialschule für Malerei bei →Heinrich Lefler und 1910–11 bei →Rudolf Bacher (1908 Dessauer-Preis). An der Akad. freundete er sich mit Kolig an. 1909 beteiligte sich W. an der von →Egon Schiele initiierten Gründung der Neukunstgruppe und stellte 1911 mit dieser sein Bild „Akte im Wald“ und neun Zeichnungen in der für die österr. Moderne bedeutenden Sonderausst. für Malerei und Plastik in der Wr. Zedlitzhalle aus. Mit Hilfe eines Reisestipendiums der Kathi-Fröhlich-Stiftung und privater Mäzene brach W. im Herbst 1912 zusammen mit Kolig und dessen Familie nach Paris auf. 1913 führte ihn eine Stud.reise zu Matthias Grünewalds Isenheimer Altar in Colmar und weiter nach Holland, außerdem verbrachte er mehrere Wochen in Ambleteuse bei Boulogne-sur-Mer. 1914 reiste W. von Frankreich nach Nordafrika und unternahm von Tlemcen aus Ausflüge ins Landesinnere, tw. in Begleitung des dt. Malers Max Burchartz und dessen Gattin Gertrud. Vom Ausbruch des 1. Weltkriegs in Algerien überrascht, wurde er festgenommen und in Sebdou bei Tlemcen zum Arbeitsdienst eingeteilt. Aufgrund einer schweren Erkrankung 1916 auf der Insel St. Marguerite bei Cannes interniert, gelangte er auf Vermittlung des österr. Gesandten in Zürich als Austauschgefangener Ende desselben Jahres in das Sanatorium Lenzerheide bei Chur. 1917–27 lebte W. in Zürich, unterbrochen von sommerl. Besuchen in Nötsch, und etablierte sich v. a. als Porträtmaler. 1926 erwarb die Österr. Galerie Belvedere sein Bild „Akte im Wald“. Von den Bundesforsten wurde ihm eine Jagdhütte im Kesselwald bei Vorderberg im Gailtal zur Verfügung gestellt, die er auch als Atelier nutzte. Gleichzeitig begann er sich mit plast. Arbeiten zu beschäftigen (Porträtbüsten seiner Mutter, →Gustav Mahlers, →Karl Molls). 1929 schlug W. das Angebot einer Professur an der Wr. ABK aus, 1932 zog er in ein Atelier in unmittelbarer Nähe der Familienvilla in Nötsch, wo er die für sein Spätwerk charakterist. Gruppenporträts von Personen aus seinem Familien- und Freundeskreis schuf, wie z. B. das „Familienbild Alfred Wiegele“ (1932/33). Schließl. schränkte ein schweres Augenleiden bis 1938 W. zunehmend bei seiner Arbeit ein. Sein maler. Œuvre wird durch ein reichhaltiges graph. Werk ergänzt, in dem er sich vorwiegend auf die Darstellung des weibl. Akts und auf das Porträt konzentrierte. Neben Isepp, Kolig und Anton Mahringer zählt W. zu den Vertretern des Nötscher Kreises. Mit seinen Werken, die von einem enormen Reichtum an maler. Ausdrucksmöglichkeiten und einer individuellen Gestaltungsweise gekennzeichnet sind, leistete er einen bedeutenden Beitr. zur österr. Kunst, speziell der Zwischenkriegszeit. 1937 erhielt er den Prof.titel verliehen. Er kam durch einen Bombentreffer ums Leben.

Weitere W.: s. Milesi; F. W., 2007.
L.: Fuchs, Geburtsjgg.; Thieme–Becker; Vollmer; R. Milesi, F. W., 1957 (m. B. u. W.); R. Schmidt, F. W., Klagenfurt – Wien 1987 (Kat.); A. Rohsmann – B. Rohsmann, F. W. Das graf. Werk, Klagenfurt 1989 (Kat.); E. Lachnit, Ringen mit dem Engel. A. Kolig, F. W., S. Isepp, G. Frankl, 1998 (m. B.); F. W., ed. G. Frodl – E. Brandstötter, 2007 (m. B. u. W.); ABK, Wien; Pfarre Saak, Ktn.
(S. Diewald)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 182f.
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