Wiehl Antonín (Anton), Architekt. Geb. Plass, Böhmen (Plasy, CZ), 26. 4. 1846; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 4. 11. 1910; röm.-kath. Sohn des Forstbereiters und Landvermessers Anton W. und von Maria W., geb. Wertich. – Nach dem Besuch der Realschule in Pilsen und der Oberrealschule in Prag (1857–63) stud. W. beim Architekten Josef Zítek am Prager polytechn. Inst. (1863–68). Nach dem Absolutorium absolv. er ein zweijähriges Baupraktikum bei →František Schmoranz d. Ä. in Slatinan. I. d. F. wirkte er kurz als Ass. für Hochbau am Prager dt. polytechn. Inst. und ab 1871 als Ass. für Architektur am tschech. Polytechnikum, ehe er 1873 mit dem Architekten Jan Zeyer eine eigene Baufa. gründete und mehrere Prager Wohn- und Mietshäuser im Stil der italien. Renaissance (Haus von →Bohuslav Schnirch, 1872–75) projektierte. Ab 1880 arbeitete er mit dem Baumeister Karl Gemperle zusammen, mit dem er Prager Zinshäuser realisierte. Das von ihm erbaute Haus Sadová Nr. 94 (1882, abgerissen 1910) proklamierte →Jan Koula zum Vorbild der „tschechischen Renaissance“. Seitdem wurde W. als der führende Protagonist des tschech. Nationalstils angesehen (Altstädter Wasserwerk, 1882–84; Wiehl-Haus auf dem Wenzelsplatz, 1894–96). Daneben verwendete er bes. bei großen öff. Bauten (Wettbewerbsprojekt für das Mus. des Kg.reichs Böhmen, gem. mit Koula, 1884; Prager Stadtsparkasse, gem. mit Osvald Polívka, 1891–94) den Stil der italien. Renaissance. Ab den 1890er-Jahren entwarf er auch einige Neobarock-Bauten (Dusl-Villa, 1890, Beraun; Pfarrhaus auf der Skalka, 1901–04, Prag). Weiters widmete sich W. intensiv der Untersuchung und Bewahrung von hist. Denkmälern. Er fungierte ab 1867 als Konservator der Central-Comm. für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, gehörte 1882 dem Gründungs-Komitee des Mus. der Hauptstadt Prag an (1885–1910 Schriftführer) und war ab 1895 Obmann der archäolog. Komm. bei der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst. Er war Mitgl. zahlreicher Künstler- und Fachvereinigungen, so etwa 1886–87 Obmann der Kunstsektion der Umělecká beseda und 1883 Präs. des Architekten- und Ing.-Ver. im Kg.reich Böhmen. 1893 wurde er Baurat, 1882–84 war er Mitgl. der Prager Stadtvertretung, 1886 sowie 1888–89 Stadtrat. Sein Nachlass befindet sich im Národní technické muz. in Prag.