Wielemans von Monteforte, Alexander Edler (1843–1911), Architekt

Wielemans von Monteforte Alexander Edler, Architekt. Geb. Wien, 4. 2. 1843; gest. ebd., 7. 10. 1911 (begraben: Klosterneuburg, NÖ); röm.-kath. Sohn von Mjr. Alexander Wielemans, der 1860 als „Edler von Monteforte“ nob. wurde, und Barbara Antonia Wielemans, geb. Zink, Bruder des Architekten Arthur W. Edler v. M., Schwager von →Victor Luntz; ab 1876 mit Emma Haggenmacher, der Nichte von →Friedrich Frh. v. Schmidt, verheiratet. – Nach dem Besuch der Oberrealschule stud. W. 1859–63 am polytechn. Inst. in Wien, 1863–69 an der ABK bei →Eduard van der Nüll, →August Sicard v. Sicardsburg und Schmidt (1866 Gundel-Preis, 1867 Rosenbaum-Preis, 1868 Goldene Füger-Medaille). 1868–74 arbeitete er im Atelier von Schmidt und fungierte 1873 sowie 1884–85 als Hausarchitekt des Künstlerhauses Wien, 1874 gründete er sein eigenes Atelier. Nach der Errichtung seines bedeutendsten profanen Monumentalbaus, des Justizpalasts in Wien (1874–81), war er für weitere Justizbauten in Graz (1889), Salzburg, Brünn und Olmütz (alle ab 1903) verantwortl. Ab 1893 folgte die Planung und Ausführung der Breitenfelderkirche in Wien 8 im neogot. Stil, ab 1894 die Errichtung der Neu-Ottakringer Pfarrkirche im Neorenaissancestil (gem. mit Theodor Reuter). Beide Kirchen sind Backsteinbauten und folgen mit der dreischiffigen Anlage und der Zweiturmfassade dem von Schmidt installierten Kirchentypus. Zu W.s Œuvre zählen weiters Wohn- und Geschäftshäuser in Formen der italien. oder dt. Renaissance, Villen in und um Wien, Jagd- und Landhäuser in der Stmk. (Jagdschloss Gutmann bei Rottenmann, 1900–02) im Heimatstil sowie mehrere Grabmonumente in diversen Stilarten. In seinen Arbeiten setzte er sich auch mit den Anwendungsmöglichkeiten der Eisenkonstruktion, des Stahlbetons und des Betongusses für Dekorationszwecke auseinander und war Inhaber zweier Patente für deren fabriksmäßige Herstellung. W. wurde 1881 zum Baurat, 1901 zum Oberbaurat, 1909 zum Obering. (im Eisenbahnmin.) ernannt. Er war ab 1864 Mitgl. der Wr. Bauhütte, ab 1869 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1903 des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., ab 1908 der Zentralvereinigung der Architekten Österr., ab 1910 der Österr. Ges. für christl. Kunst; 1888 wurde er Ehrenmitgl. der ABK. Ab 1894 war er Mitgl. des Kuratoriums des Österr. Mus. für Kunst und Ind., ab 1909 Präses-Stellv. der Komm. für die Abhaltung der zweiten Staatsprüfung (für das Baufach) an der TH Wien, ab 1911 beeideter landesgerichtl. Sachverständiger und Schätzmeister. Er erhielt 1881 das Off.kreuz des Ordine della Corona d’Italia, 1894 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1898 den Orden der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W. (s. auch Prießnitz; Architektenlex.): Haus Zum goldenen Becher, 1881 (Wien 1); Villa Gutmann, 1882 (Baden); Rathaus Graz, 1887; Palais Wodianer, 1889 (Budapest); Haus der Weltkugel, 1897 (Wien 1). – Publ.: Pläne des Justizpalastes in Wien, 1875; Über den Bau von Gerichtsgebäuden, in: ZÖIAV 50, 1898; F. Schmidt, in: Wr. Bauhütte 26, 1905; Der Eisenbetonbau in der Monumentalarchitektur, in: ZÖIAV 60, 1908.
L.: NFP, WZ, 8. 10. 1911; Die Wr. Ringstraße 1, 4; Eisenberg 1; Kosel 1; Thieme–Becker; Wer ist’s?, 1906; Wurzbach; Der Bautechniker 31, 1911, S. 959f.; J. Koch, in: ZÖIAV 63, 1911, S. 667 (m. B.); L. Mikoletzky, in: Österr. in Geschichte und Literatur 20, 1976, S. 155ff. (m. B.); R. Prießnitz, A. v. W. …, phil. Diss. Wien, 1987 (m. W.); I. Scheidl, Schöner Schein und Experiment, 2003, s. Reg.; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. B. u. W., Zugriff 15. 5. 2019); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 19. 8. 2019); ABK, Pfarre Dornbach, TU, alle Wien.
(I. Scheidl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 184
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