Wiener, Oskar (Oscar) (1873–1944), Schriftsteller und Redakteur

Wiener Oskar (Oscar), Schriftsteller und Redakteur. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 4. 3. 1873; gest. Ghetto Theresienstadt, Protektorat Böhmen und Mähren (CZ), 20. 4. 1944; mos. Sohn des Hutmachers Ignaz W. und seiner aus Wien gebürtigen Frau Emma W. – W. besuchte 1889–92 die Prager Handelsakad. mit dt. Unterrichtssprache. Nach der Matura arbeitete er kurz als Bankbeamter, gründete jedoch bald danach als Mitgl. des Ver. der dt. bildenden Künstler in Böhmen 1898 gem. mit Margarete Beutler, →Viktor Hadwiger, →Camill Hoffmann, →Paul Leppin, →Gustav Meyrink, →Hugo Steiner-Prag, Eugen Trager und Ottokar Winicky den literar. Ver. Jung Prag. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mitgl. blieb W. in Prag und wirkte dort sein gesamtes weiteres Leben als freischaffender Schriftsteller. 1942 wurde er gem. mit seiner Frau in das Ghetto Theresienstadt deportiert. W.s umfangreiches Schaffen enthält melanchol., satir. sowie burleske Ged. mit Altprager, Liebes- sowie sozialen Themen, vielfach in volksliedhaftem Ton („Gedichte“, 1899; „Balladen und Schwänke“, 1903), aber auch Erz. und Romane über das städt. Alltagsleben bes. der Unterschicht (Arbeiter, Soldaten), oft mit Beschreibung ihrer Liebeskonflikte („So endete das schöne Fest“, 1910; „Das Haupt der Medusa“, 1919). Mit dem Lied als künstler. Ausdrucksmittel beschäftigte er sich in mehreren populärwiss. hist. Abhh. („Das deutsche Studentenlied“, 1906; „Das deutsche Handwerkerlied“, 1907; „Das deutsche Bauernlied“, 1909; „Das deutsche Jägerlied“, 1911; „Das deutsche Fuhrmannslied und die Lieder der Landstraße“, 1912). W. verf. zudem zahlreiche Bilder- und Jugendbücher, mit einem feinen Sinn für deren Ausstattung, für die er namhafte Künstler seiner Zeit gewann (u. a. Friedrich Feigl, August Geigenberger, Georg Jilowsky, →Richard Teschner). W. war Mitgl. mehrerer Prager dt. student. (Lese- und Redehalle der dt. Studenten in Prag) sowie Kultur- und Literaturver. (u. a. Schutzverband dt. Schriftsteller in der ČSR), gab einige literar. Anthol. heraus („Die Kralle – Ein Höllen-Adagio“, gem. mit Leppin, 1902; „Der Heimat zum Gruß“, gem. mit Johann Pilz, 1914; „Deutsche Dichter aus Prag“, 1919), schrieb Essays („Altprager Guckkasten“, 1922) und verf. Kritiken (darunter auch solche über tschech. Literatur). Als Mitgl. der Schlaraffia ed. er 1929 den Bd. “In arte voluptas. Eine Anthologie von Dichtern, Schriftstellern und bildenden Künstlern des Verbandes Allschlaraffia“.

Weitere W.: Das hat die liebe Liebe getan, 1905; Verstiegene Novellen, 1907; Kinderland, 1910; Dt.böhmen im Bilde. Achtzig Bll. …, 1909–12 (gem. m. J. Fürth); Prinz Eugenius …, 1913; Anno 15. Kriegsanekdoten aus Österr., 1915; Böhm. Sagen, 1919; Für kleine Leute, 1926. – Ed.: Arien und Bänkel aus Altwien, 1914; Das lustige Buch …, 1922.
L.: Prager Tagbl., 4. 3. 1923; Killy; Weltfreunde. Konferenz über die Prager dt. Literatur, red. E. Goldstücker u. a., 1967, s. Reg.; Mitt. des Sudetendt. Archivs, 1994, Nr. 115, S. 42f.; F. C. Heller, Die bunte Welt, 2008, s. Reg.; H. Adeltová, O. W. und sein Schaffen für die Kinder, DA Praha, 2012; J. Hadwiger, in: Brücken, NF 20, 2012, S. 9ff.; Lex. dt.-jüd. Autoren 20, 2012; L. Merhautová, Paralely a průniky. Česká literatura v časopisech německé moderny …, 2016, s. Reg. (m. B.); holocaust.cz (Zugriff 9. 7. 2019); Archiv hlavního města Prahy, Praha, CZ.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 186
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