Wieninger, Georg (1859–1925), Landwirt, Funktionär und Sammler

Wieninger Georg, Landwirt, Funktionär und Sammler. Geb. St. Florian (St. Florian am Inn, OÖ), 5. 4. 1859; gest. Wien, 3. 11. 1925; röm.-kath. Enkel des Bierbrauers und Gutsbesitzers Felix W. (geb. 9. 4. 1788; gest. Schärding, OÖ, 22. 3. 1857), Sohn des Brauerei- und Gutsbesitzers Georg W. (geb. 10. 8. 1832; gest. 30. 9. 1887) und der Theresia W., geb. Baumgartner (geb. 17. 4. 1836; gest. 10. 12. 1918); ab 1890 verheiratet mit der aus Linz stammenden Konditorstochter Fanny W., geb. Zach (geb. 5. 2. 1869; gest. 30. 9. 1954). – W. besuchte 1871–74 das Gymn. in Linz, 1874–76 die Kreisrealschule in Passau und 1876–77 die kgl. bayr. Ind.schule in Nürnberg. 1877–78 hörte er Vorlesungen an der BOKU in Wien, am Militär-Thierarznei-Inst. ebd. sowie an der med. Fak. der Univ. Wien (eine Immatrikulation bzw. Inskription an diesen Einrichtungen ist nicht belegt). Des Weiteren soll W. auch die ABK frequentiert haben. 1878–79 diente er als Einjährig-Freiwilliger und unternahm 1879–87 zahlreiche Bildungsreisen (Belgien, Dänemark, Dtld., England, Frankreich, Niederlande, Luxemburg, Schweiz, Spanien). Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Leitung der Familiengüter in Otterbach und Schärding. W. widmete sich in erster Linie der Rinderzucht, insbes. der Verbreitung des Simmentaler Fleckviehs. Auf den Gütern wurden aber auch Geflügelhaltung sowie Pferde-, Schweine-, Bienen-, Forellen- und Perlmutterzucht betrieben. 1890 gründete er nach dem Muster der dän. Volkshochschulen die Bauernhochschule Otterbach. 1894 rief er den Simmentaler Rinderzuchtverband, 1900 eine landwirtschaftl. und chem. Versuchsstation auf seinem Gut ins Leben und gründete in Schärding eine Butterverwertungsgenossenschaft, 1902 ebd. die genossenschaftl. Molkereien, die Vorgänger des Schärdinger Molkereiverbands und der späteren Berglandmilch. 1903 folgte die Errichtung eines Geflügelhofs in Otterbach, 1906 die Gründung einer Honigverwertungsgenossenschaft. W. kaufte bereits in den 1890er-Jahren eine Kaffeeplantage in Paraguay, die er jedoch aufgrund finanzieller Schwierigkeiten 1911 verlor. Vermutl. deswegen sah er sich 1912 gezwungen, seinen gesamten Betrieb sowie das von ihm 1885 in Otterbach eingerichtete landwirtschaftl. sowie natur- und völkerkundl. Mus. mit über 70.000 Exponaten an das Land OÖ zu verkaufen. I. d. F. zog W. nach Wien und war ab 1914 Konsulent für Geflügelzucht im Ackerbaumin.; 1921 Reg.Rat, 1922 Ing. Ab 1915 hielt er Fachvorträge über Nutzgeflügelzucht an der Tierärztl. Hochschule sowie ab 1922 an der BOKU. Er erwarb sich große Verdienste im Bereich der Modernisierung der Landwirtschaft in Österr. und war ab 1888 Zentralausschussmitgl., ab 1896 Vizepräs., ab 1900 Präs. der oö. Landwirtschaftsges., ab 1898 Mitgl. des Landwirtschafts- und Arbeitsrats im Ackerbaumin., 1898–1900 Mitgl. der Spezialkomm. für die 5. Pariser Weltausst., ab 1904 Konsul der Republik Paraguay und 1907 Obmann der Gruppe Kleintierzucht beim VIII. Internationalen landwirtschaftl. Kongress in Wien. Weiters fungierte er als Vizebgm. von Schärding und erhielt 1898 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

L.: G. Keimelmayr, in: Oö. Heimatbll. 29, 1975, S. 47ff. (m. B.); F. Dickinger, ebd. 32, 1978, S. 329ff.; 150 Jahre Botanik am oö. Landesmus., Linz 1983, S. 5 (Kat.); F. Kainzner, G. W., phil. Diss. Wien, 1986.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 188f.
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