Wieser, Joseph Frh. von (1853–vor dem 23.6. 1918), Architekt

Wieser Joseph Frh. von, Architekt. Geb. Wien, 22. 1. 1853; gest. Raach (Graz, Stmk.), vor dem 23. 6. 1918; röm.-kath. Aus einer kunstsinnigen Beamtenfamilie stammend. Sohn des 1889 in den Frh.stand erhobenen HR Leopold Ritter v. W. (geb. Petrinja, Kg.reich Kroatien und Slawonien/HR, 26. 6. 1819; gest. Wien, 11. 4. 1902), Sektionschef im Rechnungshof, und von Mathilde v. W., geb. Zaudiel v. Schulheim, Bruder u. a. von →Friedrich Frh. v. W. und dem Maler Hyacinth Ritter v. W. (1848–1878), Onkel von →Wolfgang Frh. v. W.; ab 1882 verheiratet mit Melanie Tauber (1854–1908). – Nach Abschluss der Oberrealschule stud. W. 1868–73 am polytechn. Inst. u. a. bei →Heinrich Frh. v. Ferstel und →Karl König sowie 1873–75 an der ABK bei →Theophil Frh. v. Hansen, bei dem er auch praktizierte. Nach der Rückkehr von einer längeren Stud.reise durch Italien ging er um 1880 eine Bürogemeinschaft mit seinem Stud.kollegen Arnold Lotz ein, die bis ca. 1890 bestand und auf die Errichtung großer Wohnblocks spezialisiert war. Formal einem üppigen Dekorativismus verpflichtet, wie sein eigenes Wohnhaus (1884, Veithgasse 4, Wien 3) zeigt, waren die Gebäude in techn. Hinsicht jedoch höchst innovativ. So war dem von der Ateliergemeinschaft errichteten Baukomplex in der Beatrixgasse (um 1888), in dem sich das gleichnamige Dampf- und Wannenbad befand, ein kleines E-Werk angeschlossen, das im Besitz W.s war. In dem im selben Jahr errichteten Wohnhaus in der Strohgasse (Wien 3) gab es für die einzelnen Wohnungen eine individuell zu steuernde Dampfzentralheizung. Daneben übte er auch als Ass. für Hochbau an der TH Wien (1880–83) und Doz. für techn. Zeichnen an der Kunstgewerbeschule (1882–84) eine umfassende Lehrtätigkeit aus. W., der als Unternehmer und Gutsbesitzer gut situiert war, zog sich zuletzt auf sein Gut in Raach bei Graz zurück, wo er sich der Aquarellmalerei widmete. Er war ab 1879 Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. und ab 1884 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus).

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Mietshausgruppe, 1887 (Dürergasse, Wien 6); Kapelle des Kronprinz-Rudolf-Spitals, 1889 (Wien 3); Mietshaus für Editha Mautner v. Markhof, 1891 (Wien 3).
L.: NFP, WZ, 23. 6. 1918; Eisenberg 1; Thieme–Becker; Wurzbach (s. u. Leopold W.); P. Kortz, Wien am Anfang des 20. Jh., 1906, s. Reg.; M. Paul, Techn. Führer durch Wien, 1910, s. Reg.; Wr. Fassaden des 19. Jh. Wohnhäuser in Mariahilf, 1976, s. Reg.; Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. G. Hajós – E. Vancsa (= Österr. Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; Architektenlex. Wien 1770–1945 (online, m. W., Zugriff 20. 9. 2019); ABK, TU, beide Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 71, 2020), S. 195
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